21.8.2015: Forschung CH

Source-Sink-Populationen erkennen

Reconnaître les populations «source» et «sink»



Roman D. Furrer und Gilberto Pasinelli

Für die Beurteilung des naturschutzbiologischen «Werts» lokaler Populationen wird oft deren Source-Sink-Status ermittelt. Eine systematische Literaturstudie befasste sich mit methodischen und biologischen Faktoren, die das Vorkommen von Source- oder Sink-Populationen beeinflussen könnten. Insgesamt wurden tendenziell mehr Sink- als Source Populationen festgestellt; zwischen taxonomischen Gruppen bestehen allerdings Unterschiede. Zudem zeigte sich, dass die Vernetzung von lokalen Populationen das Vorkommen von Sources positiv beeinflusst.

Pour l’évaluation de la «valeur» pour la biologie de la conservation de populations locales, on utilise souvent le statut source et sink. Une étude systématique de la littérature traite des facteurs méthodologiques et biologiques à même d’influencer la présence de populations source ou sink. Dans l'ensemble, on constate une tendance vers davantage de populations sink que source; il y a cependant des différences entre les groupe taxinomiques. De plus, la mise en réseau des populations locales a une influence positive sur les sources.


Die Beurteilung des «Werts» lokaler Populationen in der Landschaft ist für den Naturschutz sehr wichtig. Zu diesem Zweck wird oft versucht, den Source-Sink-Status von lokalen Populationen zu ermitteln. Als «Sources» werden Populationen bezeichnet, die sich selbst erhalten und einen Beitrag zu anderen lokalen Populationen in einem Netzwerk liefern. Umgekehrt sind «Sinks» Populationen, die sich nicht selbst erhalten und deshalb für ihre Existenz auf regelmässige Immigration angewiesen sind.
Forschende haben eine systematische Literaturstudie über Arbeiten durchgeführt, die zwischen 2002 und 2013 im Zusammenhang mit Source-Sink-Populationen publiziert wurden. Dabei prüften sie methodische und biologische Faktoren, welche das Vorkommen von Source- oder Sink-Populationen beeinflussen könnten. Insgesamt fanden sie 90 Ermittlungen des Source-Sink-Status in 73 Publikationen, welche qualitative und quantitative Evidenz für das Vorliegen von Source- oder Sink-Populationen bei einer oder mehreren Tierarten lieferten.
Sink-Populationen wurden tendenziell häufiger nachgewiesen als Source-Populationen. Das Vorkommen von Source- oder Sink-Populationen unterschied sich aber zwischen taxonomischen Klassen: bei Säugetieren wurden Sinks öfter gefunden als Sources, während bei Amphibien Sources tendenziell häufiger nachgewiesen wurden als Sinks. Keine Unterschiede fanden sie bei Vögeln, Insekten und Strahlenflossern (eine Klasse der Knochenfische). Weitere Analysen zeigten, dass das Vorkommen von Sources positiv mit der Konnektivtität der lokalen Populationen zusammenhing. Die Literaturstudie ergab allerdings auch, dass detaillierte Untersuchungen, die den Source- oder Sink-Status von Populationen unter gleichzeitigem Einbezug mehrerer demographischer Parameter wie Fruchtbarkeit, Überleben, Emigration oder Immigration ermitteln, immer noch sehr selten sind. Um das Verständnis von Source-Sink-Systemen aus ökologischer und naturschutzbiologischer Sicht zu fördern, sollte künftig dem Studiendesign (z.B. hinsichtlich der Konnektivität der lokalen Populationen) und dem Einbezug mehrerer demographischer Parameter für die Ermittlung des Source-Sink-Status deutlich stärkere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Quelle: Vogelwarte Sempach


Keywords:
Metaanalyse, Source-Sink, Population, Demographie

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Furrer R.D., Pasinelli, G. (2015): Empirical evidence for source–sink populations: a review on occurrence, assessments and implications. Biol. Rev. doi: 10.1111/brv.12195
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/brv.12195/abstract;jsessionid=591B0D9F783BE5DC2120D5C59A55153E.f03t03?userIsAuthenticated=false&deniedAccessCustomisedMessage=

Kontaktadresse:
Gilberto Pasinelli
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach

gilberto.pasinelli@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 58


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