22.6.2015: Forschung international

Fokus auf wirtschaftlichen Nutzen von Bestäubern greift für seltene Arten zu kurz

L'utilité économique des pollinisateurs n'est pas un bon argument pour préserver les espèces rares



David Kleijn et al.

Welche Bienenarten leisten einen relevanten Beitrag zur Bestäubung von landwirtschaftlichen Kulturen? Eine globale Studie zeigt, dass der Honigbiene rund die Hälfte der Wertschöpfung von fremdbestäubten Kulturen zu verdanken ist. Die andere Hälfte wird durch weltweit rund 125 häufige Wildbienen- und Hummelarten geleistet. Diese können in der Agrarlandschaft mit vergleichsweise einfachen Massnahmen gefördert werden, während für seltene, gefährdete Wildbienenarten spezifische Naturschutzmassnahmen notwendig sind.

Quelles sont les espèces d’abeilles importantes pour la pollinisation des cultures agricoles? Une étude globale montre que c’est à l‘abeille domestique que l’on doit près de la moitié de la valeur ajoutée obtenue des cultures qui dépendent d’une pollinisation croisée. L’autre moitié est assurée par près de 125 espèces d’abeilles sauvages et de bourdons. Dans les terres agricoles, des mesures relativement simples permettent de favoriser ces populations alors que pour les espèces d’abeilles sauvages, rares et menacées, des mesures spécifiques de protection sont nécessaires.


Ertrag und Qualität von zahlreichen landwirtschaftlichen Kulturen sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Die Bedeutung dieser so genannten Ökosystemleistung, also einer Leistung der Natur für den Menschen, wurde in den vergangenen Jahren zunehmend erkannt. Überdies besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Ökosystemleistungen und Biodiversität. Das heisst, je mehr Arten vorhanden sind, desto höher sind die Ökosystemleistungen der Natur. Allerdings bringen ab einer gewissen Anzahl Arten noch mehr Arten keine zusätzlichen Ökosystemleistungen mehr. Dass für eine Funktion mehrere Arten zur Verfügung stehen, die so genannte funktionelle Redundanz, ist jedoch äusserst wichtig: Sie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es unter veränderten Umständen mindestens eine Art gibt, welche die Ökosystemleistung weiterhin erbringen kann.
Die Studie zeigt, dass derzeit vor allem die häufigen, weit verbreiteten Bestäuberarten für die landwirtschaftliche Produktion wichtig sind. Die gezüchtete Honigbiene ist in der Studie die am häufigsten beobachtete Art. Ansonsten wurden lediglich zwei Prozent der in den Untersuchungsregionen vorkommenden Bienen und Hummeln regelmässig (fünf Prozent oder mehr der Blütenbesuche) auf den Blüten der Kulturen beobachtet. Gemeinsam trugen diese gleich viel zur Wertschöpfung bei wie die Honigbienen. Diese Arten können mit bewährten Massnahmen wie Biolandbau, Blühstreifen und Ackerrandsäumen gefördert werden.
Ökosystemleistungen können somit als Argument für die Förderung von häufigen, jedoch nicht für seltene Wildbienenarten, benutzt werden. Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen jedoch, dass es viele gute Gründe gibt, seltene Arten zu fördern. So ist es heute zum Beispiel unklar, welche Arten in Zukunft, unter möglicherweise veränderten Klimabedingungen, für die Bestäubung wichtig sein können.
Die Studie umfasst Daten von 1394 Einzelstandorten und zwanzig Kulturpflanzenarten wie Raps, Obst, Gemüse. Es wurden Blütenbesuche von 73’649 Wildbienen ausgewertet, die insgesamt 785 Arten angehörten. Diese Arten machen lediglich 12,6 Prozent der in den beteiligten Ländern vorkommenden Wildbienenarten aus. Für jede Art wurde der Beitrag zur Wertschöpfung aus Ertrags- und Preisstatistiken geschätzt, welche mit der potenziellen Ertragsreduktion ohne Bestäubung und mit der Anzahl beobachteter Blütenbesuche multipliziert wurden. Die Wirksamkeit der Fördermassnahmen wurde aufgrund von zusätzlichen Erhebungen in gezielten Versuchen beurteilt, in denen das Vorkommen von Wildbienen auf Flächen mit und ohne Fördermassnahmen verglichen wurde.

Quelle: Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH

Keywords:
Biene; Bestäubung; Wildbiene; Hummel; Ökosystemleistung; Landwirtschaft;

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kleijn D. et al. (2015): Delivery of crop pollination services is an insufficient argument for wild pollinator conservation. Nature Communications, 10.1038/ncomms8414
http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/00198/05299/05494/index.html?lang=de&msg-id=57703
http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/00198/05299/05494/index.html?lang=fr&msg-id=57703

Kontaktadresse:
Dr Eva Knop
Universität Bern
Institute of Ecology and Evolution
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Tel: +41 (0)31 631 45 39


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