22.5.2015: Forschung international

Spezialisten steuern die biologische Vielfalt

Les spécialistes commandent la biodiversité



Sabine Nürnberg, Martin Aberhan

Untersuchungen an Fossilien belegen, dass die Artenvielfalt der Ozeane in den vergangenen 500 Millionen Jahren erheblich schwankte, aber auch, dass die Zunahme der Biodiversität vermutlich begrenzt ist. Paläontologen konnten anhand fossiler, wirbelloser Meerestiere zeigen, dass vorrangig spezialisierte Arten entstehen, wenn sich das Leben im Meer der Obergrenze der Vielfalt annähert. Die Studie untermauert die Bedeutung ökologischer Wechselwirkungen als Motor der biologischen Vielfalt in den Ozeanen.

Des études de fossiles attestent que la diversité des espèces des océans a considérablement fluctuée ces dernières 500 millions d’années, mais aussi que l’augmentation de la biodiversité est probablement limitée. Des paléontologues ont pu montré à l’aide de fossiles d’invertébrés marins que des espèces spécialisées apparaissent prioritairement quand la vie dans les océans se rapproche de cette limite de diversité. L’étude consolide l’importance des interactions écologiques comme moteur pour la biodiversité dans les océans.


Die Forscher untersuchten anhand eines umfangreichen Datensatzes zur Verbreitung fossiler Muscheln, Schnecken, Korallen und vieler weiterer Meeresbewohner, auf welche Lebensräume sich die im Lauf der Erdgeschichte neu entstehenden Arten jeweils spezialisierten. Die neuen Untersuchungen zeigen, dass zeitliche Zu- und Abnahmen der Biodiversität vor allem durch Veränderungen in der Zahl der neu entstehenden Spezialisten, nicht jedoch der Generalisten, zustande kamen. Dabei fällt auf, dass besonders dann bevorzugt spezialisierte Arten entstanden, wenn auch die bestehende biologische Vielfalt hoch war.
Verantwortlich für dieses Phänomen ist vermutlich die Diversität selbst. So scheint es, dass beim Erreichen eines kritischen Diversitätsniveaus ein weiterer Diversitätsanstieg nur durch die voranschreitende Aufteilung ökologischer Nischen – und somit der Entstehung spezialisierter Arten – möglich ist. Die Forschenden vermuten, dass sich diese Rückkopplung zwischen der Biodiversität und der Aufteilung ökologischer Nischen fortsetzt bis beispielsweise Umweltveränderungen zum Artensterben und somit einem Verlust der Diversität führen. Die Studie zeigt, wie wichtig biotische Faktoren – wie z.B. die Konkurrenz verschiedener Organismen um beschränkte Ressourcen – für die Artenvielfalt in den Meeren sind.

Quelle: Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung


Keywords:
Evolution, Spezialisten, Generalisten, Meer, Artenvielfalt

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Nürnberg S., Aberhan M. (2015): Interdependence of specialisation and biodiversity in Phanerozoic marine invertebrates. Nature Communications (DOI:10.1038/ncomms7602).

Kontaktadresse:
PD Dr. Martin Aberhan
Museum für Naturkunde
Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung
Invalidenstr. 43
D-10115 Berlin

gesine.steiner@mfn-berlin.de


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