13.3.2015: Forschung international
Amphibien bei Laichwanderungen durch Pestizid- und Herbizidanwendungen gefährdet
L’usage de pesticides et herbicides menace les amphibiens pendant leur migration
Patrick P. Lenhardt, Carsten A. Brühl, Gert Berger
Suchen Amphibien ihre Laichplätze in Gewässern auf, durchwandern sie oft auch Ackerflächen. Wanderungszeiträume und Pestizidanwendungen überschneiden sich häufig, wodurch die Amphibien gefährdet werden können, so das Ergebnis einer neuen Studie.
Lorsque les amphibiens gagnent les plans d’eau pour se reproduire, ils traversent souvent des champs cultivés. Une nouvelle étude montre que les périodes de migration et l’usage de pesticides se recoupent souvent, engendrant de possibles menaces sur les amphibiens.
Amphibien werden meist mit Gewässern in Verbindung gebracht. Dabei leben die meisten europäischen Lurche ausserhalb der Laichzeit in terrestrischen Lebensräumen. Auf dem Weg zu ihren Laichplätzen wie Teichen oder Feuchtgebieten müssen Amphibien im Frühjahr oft Ackerflächen durchqueren.
Über zwei Jahre haben Wissenschaftler aus Deutschland auf 100 Anbauflächen das zeitliche Zusammentreffen von 330 Pflanzenschutzmittel-Anwendungen mit den Laichwanderungen untersucht. Sie evaluierten einen realistischen Grad der Amphibien-Exposition durch Pflanzenschutzmittel einschliesslich der Überlegungen, welche Rückstände im Boden zurückgehalten werden
.
Wie stark die Amphibien durch Pflanzenschutzmittel gefährdet sind, hängt insbesondere vom Zeitpunkt der Laichwanderung ab, da das Pestizidmanagement in Zeitpunkt, Anzahl und Art je nach Kulturpflanze variiert. Die Studie zeigt, dass spät wandernde Arten wie Rotbauchunke und Knoblauchkröte stärker vom Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln betroffen sind als früh wandernde Arten wie der Moorfrosch. So waren bis zu 86 Prozent der sich fortpflanzenden Individuen der Knoblauchkröte einer einzelnen Fungizidanwendung in Winterraps-Feldern ausgesetzt. In Maisfeldern wurde 17 Prozent der sich fortpflanzenden Individuen der Rotbauchunke der vollen Feldrate einer Herbizidanwendung ausgesetzt, da diese vor dem Aufkeimen ausgebracht wurde und der Boden daher nicht mit Pflanzen bedeckt war.
Wie gross die eigentlichen Effekte bei der zeitlichen Überschneidung von Laichwanderung und Pestizideinsatz tatsächlich sind, ist noch unklar und bedarf weiterer Forschung. Denn bislang wurde in Laborstudien die Toxizität für Amphibien nur von wenigen Pflanzenschutzmitteln untersucht. Erste Ergebnisse zeigten jedoch, dass unter Laborbedingungen manche Pflanzenschutzmittel bei vollen Anwendungsmengen zu einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent führten, andere bei nur 10 Prozent der Menge bereits 40 Prozent Sterblichkeit bewirkten.
Im europäischen Zulassungsprozess für Pflanzenschutzmittel werden die Auswirkungen auf Amphibien bislang noch nicht berücksichtigt. Um die potenzielle Gefahr von Pflanzenschutzmitteln auf Lurche durch ein zeitliches Überlappen der Anwendung und Laichwanderung zu reduzieren, sollten Pflanzenschutzmittel nur kombiniert mit einem lokalen Monitoring von Amphibienwanderungen ausgebracht werden, so die Empfehlung der Autoren der Studie.
Quelle: Universität Koblenz-Landau
Keywords:
Amphibien, Pestizide, Wanderung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Lenhardt P. P., C. A. Brühl, G. Berger (2014): Temporal coincidence of amphibian migration and pesticide applications on arable fields in spring. Basic and Applied Ecology 16, 54-63.
http://dx.doi.org/10.1016/j.baae.2014.10.005
Kontaktadresse:
Dr. Carsten Brühl
Universität Koblenz-Landau
Fortstr. 7
D-76829 Landau
bruehl@uni-landau.de
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