13.3.2015: Forschung CH

Der Rückgang der Fromentalwiesen

Recul des prairies de fauche à fromental



Andreas Bosshard

Ein Vergleich von historischen und aktuellen Vegetationsaufnahmen intensiv genutzter Wiesen weist auf einen dramatischen Rückgang der Artenvielfalt im Wiesland der tieferen Lagen der Schweiz hin. Im Jahr 1920 dürften kaum Wiesen existiert haben, welche nicht deutlich über dem Biodiversitäts-Qualitätsniveau QII der heutigen Direktzahlungsverordnung lagen. Noch um 1950 erreichten rund 85% der Wiesen auf Böden von höchster Fertilität QII-Niveau. Heute sind es nicht einmal mehr 2%.

Une comparaison entre des relevés historiques et actuels de prairies intensives en Suisse indique un recul dramatique de la biodiversité dans les prairies située à basse altitude. En 1920, il n’y avait guère de prairies en-dessous du niveau de qualité pour la biodiversité QII de l'ordonnance actuelle sur les paiements directs. En 1950, encore 85% des prairies localisées sur les sols les plus fertiles atteignaient le niveau QII. Aujourd’hui, ce ne sont même pas 2%.


Wie eine aktuelle Vergleichskartierung zeigt, sind artenreiche Fromentalwiesen (Arrhenatheretum) – die Fettwiesen der Landwirtschaft bis Mitte des letzten Jahrhunderts – durch eine starke Intensivierung fast vollständig durch artenarmes Wiesland verdrängt worden. Fromentalwiesen gehören heute zu den wenig intensiv oder extensiv genutzten Wiesen und machen – meist als Ökowiesen bewirtschaftet – höchstens noch 2% der Landwirtschaftlichen Nutzfläche aus.
Doch selbst die verbliebenen Relikte sind floristisch stark verarmt. Die durchschnittliche Pflanzenartenzahl nahm von 38 im Jahre 1950 auf heute 27 ab (-30 %). Die Zahl der Fromentalwiesen-Charakterarten ging gar von 25 auf 9 zurück (-64 %). 71 % der aktuell aufgenommenen Fromentalwiesen erreichen das QII-Niveau nicht, obwohl sie extensiv bewirtschaftet werden und dafür Öko-Beiträge erhalten.
Vor diesem Hintergrund kommt einer strikten Erhaltung und wirksamen Förderung der Fromentalwiesen (u.a. im Rahmen eines ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Futterbaus) eine hohe Bedeutung zu. Unter dem Aspekt einer ganzheitlich ausgerichteten Betriebsführung mit einer differenzierten, standortangepassten Wieslandnutzung und einer tiergemässen Rindviehfütterung haben Fromentalwiesen dabei nicht nur eine ökologische, sondern auch heute noch einen wichtigen Platz als produktive Elemente auf jedem Landwirtschaftsbetrieb. Auch im Hinblick auf die Erreichung der Umweltziele Landwirtschaft der Schweiz gelten Fromentalwiesen als ein prioritär zu fördernder Lebensraum in der Kulturlandschaft. Immerhin dürften die Bemühungen, Fromentalwiesen durch Neuansaaten zu fördern, in den vergangenen 15 Jahren in der Schweiz eine erste Trendwende gebracht haben.

Quelle: Agrarforschung


Keywords:
Landwirtschaft, Grasland, Arrhenatheretum, Rückgang, Fromentalwiesen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Bosshard, A. (2015): Rückgang der Fromentalwiesen und die Auswirkungen auf die Biodiversität. Agrarforschung Schweiz 6 (1), 20–27.
http://www.agrarforschungschweiz.ch/archiv_11de.php?jahr=2015&band=6&heft=01

Kontaktadresse:
Ö+L Ökologie und Landschaft GmbH
Andreas Bosshard
Hof Litzibuch
CH-8966 Oberwil-Lieli

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Tel: +41 (0)56 641 11 55


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