20.1.2015: Forschung CH

Umweltfaktoren haben einen grossen Einfluss auf invasive Pflanzen

Les facteurs environnementaux influencent fortement les plantes invasives



Yvonne Bühler

Invasive Neophyten gehören zu den wichtigsten Treibern des globalen Verlustes an Biodiversität. Eine neue Schweizer Studie hat den Effekt der zunehmenden Ausbreitung von vier invasiven Neophyten auf die Diversität der übrigen ansässigen Vegetation untersucht. Es zeigte sich, dass die Umweltbedingungen (z.B. Boden-pH, Nährstoffgehalt) eine wichtige Rolle spielen und diese die Interaktionen zwischen den invasiven Neophyten und der ansässigen Vegetation namhaft beeinflussen können.

Les néophytes invasives appartiennent aux principaux drivers en cause dans la perte globale de biodiversité. Une nouvelle étude suisse a examiné l’effet de la dissémination de quatre néophytes invasives sur la diversité de la végétation établie. Il a été démontré que les conditions environnementales (p.ex. pH du sol, teneur en éléments nutritifs) jouent un rôle important et qu’elles peuvent fortement influencer les interactions entre les néophytes invasives et la végétation établie.


Invasive Neophyten sind auch in der Schweiz ein hoch aktuelles Thema. Für viele der in Mitteleuropa invasiven neophytischen Arten ist aber immer noch relativ wenig darüber bekannt, wie genau sie die ansässigen Pflanzengemeinschaften beeinflussen. In den meisten der zu diesem Thema existierenden Studien wurden zudem kaum je die jeweiligen Umweltbedingungen mitberücksichtigt.
Diese Studie legte den Fokus auf vier in der Schweiz invasive Neophytenarten: Der Feinstrahl (Erigeron annuus), der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica), das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) und die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Im Gegensatz zu früheren Studien wurden nicht Flächen mit und ohne Neophyten verglichen, sondern Flächen mit unterschiedlich hohen Deckungsgraden der jeweiligen Neophytenart. Untersucht wurde der Einfluss einer zunehmenden Neophytendeckung auf die Diversität der übrigen ansässigen Vegetation. Die Diversität wird in der vorliegenden Studie mit dem sogenannten Shannon-Index beschrieben. Dieser berücksichtigt nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Ausgeglichenheit deren Abundanzen. Der Shannon Index ist umso höher je mehr Arten vorkommen und je ausgewogener deren Individuenzahlen sind. Um die Effekte der Neophytendeckung in Relation zu den Einflüssen der Umweltbedingungen setzen zu können, wurden abiotische Umweltfaktoren in die Analyse mit einbezogen.
Während eine zunehmende Deckung von I. glandulifera die Diversität der übrigen ansässigen Vegetation nicht beeinflusste, führte eine zunehmende Deckung von E. annuus zu einer verminderten Shannon-Diversität der übrigen ansässigen Vegetation. Eine zunehmende Deckung von F. japonica hatte nur dann einen negative Einfluss auf die Shannon-Diversität der übrigen ansässigen Vegetation, wenn sich die Boden-pH Werte der untersuchten Flächen in einem relativ tiefen Bereich befanden. Auch der Einfluss der Deckung von S. canadensis war von den Umweltbedingungen abhängig. Eine zunehmende Deckung wirkte sich nämlich nur dann negativ auf die Shannon-Diversität und den Evenness-Index (Ausgewogenheit der anwesenden Arten) der übrigen ansässigen Vegetation aus, wenn die Böden einen relativ tiefen Nährstoffgehalt aufwiesen.
Dass sich die Effekte in der Shannon-Diversität und nicht in der Artenzahl zeigten, deutet darauf hin, dass die ansässigen Pflanzenarten von einer zunehmenden Neophytendeckung eher zurückgedrängt als völlig aus der Pflanzengesellschaft verdrängt werden. Es zeigte sich zudem, dass Umweltfaktoren in manchen Fällen einen stärkeren Einfluss auf die Diversität der Vegetation hatten als die Deckung der Neophyten. Zudem waren signifikante Effekte einer zunehmenden Neophytendeckung auf die Diversität der übrigen ansässigen Vegetation meist an Interaktionen mit dem Effekt eines Umweltfaktors gekoppelt. Die Umweltbedingungen spielen demnach eine wichtige Rolle und sollten sowohl in zukünftigen Studien als auch im praktischen Umgang mit invasiven Neophyten berücksichtigt werden.

Quelle: Universität Bern


Keywords:
Invasive Neophyten, Deckung, Diversität, Vegetation, Umweltfaktoren

Art der Publikation:
Masterarbeit

Literatur:
Bühler Y. (2014): The Impact of Neophyte Species on the Diversity of Invaded Plant Communities – a case study from the region of Bern, Switzerland. Masterarbeit der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern, 28 Seiten.

Kontaktadresse:
Yvonne Bühler
Buechweg 15
CH-3256 Dieterswil

y_buehler@gmx.ch
Tel: +41 (0)77 494 24 82


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