20.1.2015: Forschung CH
Trittsteingewässer fördern genetische Vielfalt
Des mares relais encouragent la diversité génétique
Gwenaëlle Le Lay et al.
Im Aargauer Reusstal hat die Fachstelle Natur und Landschaft verschiedene Trittsteingewässer für den Laubfrosch angelegt. Für die Erfolgskontrolle wurden die Frösche an den neu erstellten Tümpeln hinsichtlich ihres genetischen Durchmischungsgrads untersucht. Es zeigte sich, dass die neuen Tümpel nach ihrer Erstellung schnell besiedelt wurden von Individuen, die bis zu fünf Kilometer zurückgelegt hatten. Die Neuankömmlinge widerspiegelten die genetische Variabilität der gesamten Laubfroschpopulation gut. Die Trittsteingewässer erwiesen sich demnach als effiziente Naturschutzmassnahme, um die genetische Durchmischung des Laubfroschs zu fördern.
Dans la vallée de la Reuss en Argovie, le service nature et paysage a aménagé plusieurs mares relais pour la rainette. Pour le suivi, le degré de mixité génétique des grenouilles des nouvelles mares a été analysé. Les scientifiques ont pu mettre en évidence que les nouvelles mares étaient rapidement colonisées par des individus ayant parcouru jusqu’à cinq kilomètres. Les nouveaux venus reflètent bien la variabilité génétique de la population de rainette dans son ensemble. Les mares relais se révèlent donc être une mesure de protection de la nature efficace pour promouvoir la mixité génétique.
Die Vernetzung von Lebensräumen in intensiv genutzten Landschaften ist langfristig wichtig für das Überleben von Tier- und Pflanzenbeständen. Der Grad der Vernetzung lässt sich mit verschiedenen Methoden nachweisen, darunter auch mit genetischen Untersuchungen. Diese erlauben Rückschlüsse darüber, wie weit und oft sich Organismen in einer Landschaft bewegen.
Im Aargauer Reusstal lebt einer der grössten Laubfroschbestände der Schweiz. Seit Langem werden hier Lebensraumaufwertungs- und Vernetzungsmassnahmen durchgeführt. Bei dieser Untersuchung standen folgende Fragen im Vordergrund: Wie rasch werden die neu erstellten Trittsteingewässer von den Laubfröschen besiedelt? Stammen die Laubfrösche aus den nächstgelegenen Gewässern oder finden auch Laubfrösche von weiter her zu den neuen Gewässer?
Zwischen 2007 und 2009 wurden neue Trittsteinlaichgewässer für den Laubfrosch erstellt. Diese neuen Gewässer wurden im Frühjahr 2009 nach Laubfröschen abgesucht. Die 85 aufgefundenen Laubfrösche wurden anschliessend mit den gleichen Methoden wie bei einer genetischen Gesamterhebung 2006 untersucht und verglichen. Die Verwandtschaftsbeziehungen, welche die genetische Analyse liefert, erlaubten Rückschlüsse, aus welchem Gewässer die einzelnen Laubfrösche ursprünglich stammen. So kann die Wanderung einzelner Laubfrösche nachvollzogen werden.
Es zeigte sich, dass die meisten neuen Trittsteinlaichgewässer nach weniger als einem Jahr nach ihrer Erstellung bereits von Laubfröschen besiedelt waren. Die Hälfte dieser Laubfrösche stammte aus Tümpeln, die weniger als zwei Kilometer vom neu erbauten Trittsteingewässer entfernt lagen, wobei einzelne Tiere beachtliche Distanzen von mehr als fünf Kilometern zurücklegten. Das lässt darauf schliessen, dass die Durchlässigkeit der Landschaft im Reusstal für den Laubfrosch recht hoch ist. Die Vernetzung der Laichgewässer fördert die genetische Durchmischung der Laubfrösche und bildet eine gute Ausgangslage für einen stabilen Bestand. Das Erstellen von Trittsteingewässern ist somit eine erfolgreiche Strategie, um eine funktionierende Vernetzung regionaler Laubfroschbestände zu gewährleisten.
Keywords:
Genfluss, Assignment Tests, Amphibien, Erfolgskontrolle, intensiv genutzte Landschaften
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Le Lay G. et al. (2015): Increasing Pond Density to Maintain a Patchy Habitat Network of the European Treefrog (Hyla arborea). Journal of Herpetology, Vol. 49, No. 1. SSAR, 5 pages. DOI: 10.1670/13-056
Kontaktadresse:
Janine Bolliger
WSL Swiss Federal Research Institute
Zürcherstrasse 111
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janine.bolliger@wsl.ch
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