15.1.2015: Aufgegriffen
Mit Blumen und Schlupfwespen gegen die Feinde des Kohls
Des fleurs et des guêpes contres les ennemis du chou
FIBL
Beim Stichwort Biodiversität denkt man meist an Vielfalt und Schönheit der Arten sowie deren Erhaltung. Die Biodiversität bietet jedoch viel mehr. Durch eine gezielte Förderung ihrer Funktionen kann sie zielgerichtet genutzt werden – zum Beispiel im Kohlanbau, wo Blühstreifen Nahrung für Nützlinge bieten, die den Schädlingen an den Kragen gehen.
Avec le mot-clé biodiversité, on pense en général à diversité et beauté des espèces ainsi qu’à leur protection. La biodiversité offre pourtant bien plus. Par une promotion ciblée de ses fonctions, elle peut être utilisée à des fins précises. Par exemple dans la culture des choux, où les bandes fleuries offrent de la nourriture aux auxiliaires attaquant les ravageurs.
Auf den Kohlfeldern im Oberaargau erprobt das FiBL Nützlingsblühstreifen, welche die natürlichen Feinde der wichtigen Kohlschädlinge wie Kohleule und Kohlweissling anziehen, die wiederum für eine natürliche Schädlingsregulierung sorgen. Nützlingsblühstreifen sollen dabei die bestehenden Biodiversitätsförderflächen wie Buntbrachen, artenreiche extensive Wiesen und Hecken ergänzen. In früheren Versuchen hat sich nämlich gezeigt, dass diese Elemente zu wenig spezifisch auf die Ernährungsbedürfnisse der zu fördernden Insekten zugeschnitten sind. Die Nützlinge sind angewiesen auf die Kombination aus mehrjährigen Biodiversitätsförderflächen und Blühstreifen. Damit sie nach einer Überwinterungsperiode in mehrjährigen Landschaftselementen ihrer Arbeit nachgehen können, brauchen sie Nahrung, etwa in Form von Blütennektar. Deshalb wurde in den drei Meter breiten Streifen am Feldrand eine spezifische, auf die jeweiligen Insekten abgestimmte Pflanzenmischung eingesät. Im Falle der Schlupfwespe und des Kohlanbaus sind dies etwa Buchweizen, Kornblume und Futterwicke. Sie sorgen mit ihren zeitlich verschobenen Blütezeiträumen für ein konstantes Nahrungsangebot für die Nützlinge. Um die Wirkung zu erhöhen werden die blühenden Nützlingsförderer in den laufenden Versuchen als Beipflanzen auch direkt ins Feld gesät.
Die Schlupfwespen, legen ihre Eier direkt in die Eier oder Larven der Schädlinge und fressen ihre Wirte dann von innen her auf. Später schlüpfen die erwachsenen Wespen oder die ausgewachsenen Larven aus. Es geht in diesem System darum, alternative Bekämpfungsmethoden zugunsten einer Insektizid-Reduktion anzubieten. Allerdings sind von Blühstreifen auf Anhieb keine Wunderdinge zu erwarten: Auf Betrieben, wo seit langem eine intensive Schädlingsregulation mit Pestiziden stattgefunden hat, ist das Nützlingspotenzial meistens eher gering; es braucht Geduld, bis die Nützlingspopulationen ausreichend gross sind. Dem kann der Bauer mit der Anlage mehrjähriger Biodiversitätsförderflächen nachhelfen.
Die Wirkung dieser Massnahmen ist wissenschaftlich belegt. Um sie für die Bewirtschafter arbeitstechnisch attraktiver zu machen, werden nun Mechanisierungssysteme für die Anlage der Streifen sowie die Kornblumen-Beipflanzung entwickelt. Der Nützlingsblühstreifen für Kohlanbau ist vom Bund zwar noch nicht als Biodiversitätsförderfläche anerkannt; das FiBL ist aber bemüht, diesen zusammen mit anderen Partnern weiter zu entwickeln. Das FiBL stellte in den Blühstreifen gegenüber den Kohlfeldern eine signifikante Erhöhung der Artendiversität der räuberischen Laufkäfer und Spinnen fest. Sehr viele Arten, darunter viele seltene und anspruchsvolle, traten ausschliesslich im Blühstreifen auf.
Quelle: FIBL
Keywords:
Landwirtschaft, Blühstreifen, funktionelle Biodiversität, Nützlinge
http://www.fibl.org/de/medien/medienarchiv/medienarchiv14/medienmitteilung14/article/mit-blumen-und-schlupfwespen-gegen-die-feinde-des-kohls.html
Kontaktadresse:
Henryk Luka
FiBL
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