14.11.2014: Forschung CH
Bewässerung von Bergmatten reduziert Biodiversität
L’irrigation des pelouses alpines réduit la biodiversité
Roman Graf, Pius Korner, Simon Birrer
Nach dem Trockenjahr 2003 setzte in den Zentralalpen ein kleiner Boom beim Bau von Beregnungsanlagen ein. Die Notwendigkeit der Anlagen wurde damit begründet, dass die Futterbasis der Betriebe auch in zukünftigen Trockenperioden gesichert werden müsse. Untersuchungen im Engadin zeigen nun, in Bezug auf die Biodiversität, einen unerwünschten Nebeneffekt der neuen Sprinkleranlagen auf. Wo sie erstellt wurden, ist die Grünlandnutzung deutlich intensiviert worden, und schützenswerte Bergmatten verloren an Terrain.
Suite à l’année aride 2003, les installations d’arrosage ont connu un petit boom dans les Alpes centrales. La justification pour de telles installations était la nécessité d’assurer les bases fourragères des exploitations pour les périodes sèches à venir. Des études en Engadine montrent un effet secondaire indésirable de ces nouvelles installations d’irrigation aérienne. L’exploitation des herbages s’est nettement intensifiée sur les surfaces où elles ont été installées et les pelouses alpines dignes de protection ont perdu du terrain.
Im Rahmen eines Langzeitprojektes wurde im Engadin auf 20 Untersuchungsflächen von insgesamt 870 ha die Entwicklung der Vegetation und der Nutzungsintensität in bewässerten und nicht bewässerten Gebieten verglichen. Der Fokus lag dabei auf der Veränderung des Anteils extensiv bis wenig intensiv genutzter Mähwiesen.
Es standen Vegetationskartierungen aus den Jahren 1987/88 und 2009/10 zur Verfügung. Es konnte festgestellt werden, dass nicht nur ältere, sondern auch die neusten Sprinkleranlagen in Gebieten errichtet wurden, die einen grossen Anteil an extensiv und wenig intensiv genutzten, naturschützerisch wertvollen Wiesen enthalten. Bei Anlagen aus den 1980er-Jahren lag der Anteil der extensiv und wenig intensiv genutzten Matten vor Beginn der Beregnung bei 40 %, bei solchen aus den Jahren 2009/10 bei 56 %.
Unter den Anlagen aus den 1980er-Jahren hat der Anteil der extensiv und wenig intensiv genutzten Matten drastisch auf 13,5 % abgenommen. Bei den neueren Anlagen ist ein solcher Effekt noch nicht zu beobachten. In Untersuchungsflächen mit Bewässerungsanlagen war auch ausserhalb des bewässerten Gebietes eine Intensivierung feststellbar. Umgekehrt hat der Anteil der extensiv und wenig intensiv genutzten Matten in allen Untersuchungsflächen ohne Bewässerungsanlagen zugenommen. Die von Projektanten oft geäusserte Behauptung, dass neue Bewässerungsanlagen einzig der Ertragssicherung in Trockenjahren dienen und keine Nutzungsintensivierung zur Folge haben, trifft für das Untersuchungsgebiet nicht zu.
Quelle: Schweizerische Vogelwarte Sempach
Keywords:
Bewässerung, Engadin, Intensivierung, Wiesen, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Graf R., Korner P., Birrer S. (2014): Bewässerungsanlagen als Ursache für die Nutzungs-intensivierung von Grünland im Engadin. Agrarforschung Schweiz 5 (10). 13 S.
http://www.agrarforschungschweiz.ch/aktuelles_heft_10de.php?id_artikel=2013
Kontaktadresse:
Roman Graf
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach
roman.graf@vogelwarte.ch
Tel: +41 0(41) 462 97 43
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