13.10.2014: Forschung CH
Die Kritik am Naturschutz entwaffnen
Désamorcer les critiques envers la protection de la nature
Andreas Gigon, Mirjam von Rütte
Sich mit den Vorbehalten gegen den Naturschutz auseinanderzusetzen, ist für Naturschützerinnen und Naturschützer wichtig, damit sie bei Diskussionen nicht von Kritiken überrascht werden. Im Rahmen einer Umfrage wurden 342 Aussagen gegen den Naturschutz ermittelt und mit Entgegnungen samt Quellenhinweisen versehen.
Pour les protectrices et protecteurs de la nature, il est important de se pencher sur les critiques existant contre la protection de la nature, afin qu’ils ne soient pas surpris par celles-ci au cours de discussions. Dans le cadre d’une enquête, 342 témoignages contre la protection de la nature ont été rassemblés et dotés de répliques avec une indication de la source.
Fünfzig Ökologie-Studierende und 20 weitere Personen in Zürich und Umgebung wurden gebeten, Aussagen, die gegen Naturschutz vorgebracht werden, zu nennen; ausserdem wurden zu diesem Thema vier Gespräche in Fokusgruppen mit insgesamt 16 Personen durchgeführt. Es ergaben sich 342 Aussagen gegen den Naturschutz, die in 27 Kategorien und in vier Tabellen zusammengefasst und mit Stichwörtern und Quellenhinweisen für Entgegnungen versehen wurden. Eine sofortige Entgegnung ist wichtig, da die Naturschutzkritiker und -kritikerinnen sonst davon ausgehen, dass ihre Kritik zutrifft. Es geht somit um ein «Werkzeug» für Diskussionen und Feldbegehungen.
Die erste Tabelle beinhaltet mögliche negative Auswirkungen des Naturschutzes, insbesondere ökonomische Nachteile sowie Einschränkungen der persönlichen Freiheit. Das Thema der zweiten Tabelle ist, dass Naturschutz eine falsche Priorität sei: es gebe wichtigere Probleme, und der Naturschutz verlagere bestimmte Probleme ins Ausland. Die dritte Tabelle umfasst unter anderem emotionale Vorbehalte gegenüber dem Naturschutz: er beruhe «nur» auf Emotionen und habe diffuse Ziele; ausserdem sei die Natur dem Menschen untergeordnet. Die vierte Tabelle enthält Kritik an den Entscheidungen und Handlungen der Naturschutzfachleute: deren Kommunikation und Zusammenarbeit seien mangelhaft; der Naturschutz sei ein Vehikel für Gesellschaftskritik und -politik.
Die meisten der gegen den Naturschutz vorgebrachte Aussagen können mit kurzen Gegenaussagen entkräftet werden. Der Kritikpunkt, dass die Kommunikation zwischen den Naturschutzfachleuten untereinander und zwischen diesen und der Öffentlichkeit oft ungenügend sei, dürfte teilweise zutreffen: hier sind Verbesserungen unerlässlich.
Keywords:
Naturschutzkritik, Naturschutzargumente, Befragung , Kommunikation
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Gigon A., von Rütte M. (2014): Vorbehalte gegen den Naturschutz
Befragungsergebnisse und Hinweise zu Entgegnungen. Natur und Landschaft 89 (7), 310-316.
http://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/nav_product.php?product=OP-978-3-00-153284-8&world=OPUBS
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Andreas Gigon, Institut für Integrative Biologie ETH, CHN, Universitätsstrasse 16, CH-8092 Zürich
Andreas.gigon@env.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 984 27 43
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