1.9.2014: Forschung CH
Biodiversität messen: «Mit Vielfalt punkten» hält was es verspricht
Mesurer la biodiversité: «les paysans marquent des points» tient ses promesses
Simon Birrer et al.
FiBL und Vogelwarte entwickelten vor einigen Jahren ein Punktesystem, mit dem die Landwirte abschätzen können, wie viel sie für die Biodiversität auf ihrem Betrieb machen. Nun zeigt eine Studie, dass das Punktesystem ein zuverlässiger Indikator ist für die auf dem Betrieb gemessenen Biodiversität. Andere, einfachere Indikatoren wie der Anteil der Biodiversitätsförderflächen (BFF) oder der Anteil der qualitativ wertvollen BFF korrelieren weniger gut.
Le FiBL et la Station ornithologique ont développés il y a quelques années un système de points à l’aide duquel les paysans peuvent évaluer la contribution en faveur de la biodiversité de leur exploitation. Une étude a mis en évidence que ce système de points est un indicateur fiable de la biodiversité mesurée sur l’exploitation. Inversement, des indicateurs plus simples, comme la part de surfaces de promotion de la biodiversité (SPB) ou la part de SPD en qualité biologique, est moins bien corrélée.
Der Landwirtschaftsbetrieb ist die Ebene, auf der entschieden wird, welche Massnahmen zur Förderung der Biodiversität im Kulturland tatsächlich umgesetzt werden. Forschende haben ein Instrument entwickelt, mit dem der Landwirt abschätzen kann, wie gross seine Leistung für die Biodiversität ist. Dieses Punktesystem basiert auf 32 möglichen Massnahmen, von denen bekannt ist, dass sie sich positiv auf die Biodiversität auswirken. Auf 133 Landwirtschaftsbetrieben im Schweizer Mittelland wurde nun geprüft, ob der Wert aus dem Punktesystem und die auf dem Betrieb gemessene Biodiversität korrelieren. Zudem wurde die Anwendbarkeit des Punktesystems mit den alternativen Messgrössen Biodiversitätsförderflächen (BFF), BFF mit Qualität und naturnahe Lebensräume verglichen.
Als Messgrösse zur Biodiversität wurden Artenzahl und Häufigkeit von Pflanzen, Heuschrecken, Tagfaltern und Vögeln verwendet, wobei sowohl «alle Arten», als auch Arten der Umweltziele Landwirtschaft (UZL) und Arten der Roten Liste ausgewertet wurden (insgesamt 19 abhängige Variabeln). In einem ersten Schritt haben wir für jede der abhängigen Variabeln ein Grundmodell erstellt, das verschiedene unabhängige Umweltvariabeln (Lage und Umgebung des Betriebs) enthält. Danach ergänzten wir diese Grundmodelle mit dem Punktesystem respektive mit den alternativen Messgrössen und verglichen die erweiterten Modelle mit den Grundmodellen. Auf diese Art konnte ermittelt werden, welche Messgrösse die erfasste Biodiversität am besten beschreibt.
Das Punktesystem hat sich als signifikanter Faktor für 13 der 19 Biodiversitäts-Messgrössen herausgestellt. BFF (10 Fälle) und BFF mit Qualität (12 Fälle) stellten sich weniger häufig als signifikant heraus und erklärten im Direktvergleich die Biodiversität jeweils schlechter als das Punktesystem. Die naturnahen Lebensräume erklärten die Biodiversität noch besser als das Punktesystem (in 16 der 19 Fälle). Das Erfassen der naturnahen Lebensräume ist aber sehr aufwändig (rund ein Arbeitstage pro Betrieb) und braucht ausgebildete Fachkräfte, während das Ausfüllen des Punktesystems durch den Landwirt selbst in etwa einer Stunde erfolgen kann.
Das im Projekt «Mit Vielfalt punkten» von FiBL und Vogelwarte entwickelte Punktesystem hat sich also als taugliches Instrument entwickelt, um die Artenvielfalt auf der Ebene von Landwirtschaftsbetrieben abzuschätzen. Es wurde inzwischen von der IP-Suisse in leicht veränderter Form aufgenommen und hat sich auch in der Praxis bewährt.
Quelle: FiBL und Vogelwarte
Keywords:
Landwirtschaft, Biodiversitäts-Förderflächen, Indikator
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Birrer S. et al. (2014): Biodiversity at the farm scale: A novel Credit Point System. Agriculture, Ecosystems and Environment 197: 195203. DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.agee.2014.08.008
http://dx.doi.org/10.1016/j.agee.2014.08.008
Kontaktadresse:
Simon Birrer
Schweizerische Vogelwarte
CH-6204 Sempach
simon.birrer@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 38
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