1.9.2014: Forschung CH

Arten reagieren unterschiedlich auf Pestizide

Les espèces réagissent différemment aux pesticides



Anna-Maija Nyman, Kristin Schirmer, Roman Ashauer

Einem internationalen Team von Forschenden ist es erstmals gelungen, zu erklären, weshalb aquatische Organismen wie Kleinkrebse oder Schnecken sehr unterschiedlich auf Pestizidbelastungen reagieren. Sie haben dazu Methoden eingesetzt, die eigentlich für Versuche mit Mäusen und Ratten entwickelt worden sind.

Une équipe internationale de recherche est parvenue à expliquer pourquoi les organismes aquatiques tels que les micro-crustacés ou les mollusques ne réagissent pas de la même façon aux pesticides. Ils ont utilisé pour cela des méthodes habituellement réservées aux rats et souris.


Kleinlebewesen spielen in den Gewässern eine wichtige Rolle beim Abbau von organischem Material und als Futtergrundlage für höhere Arten. Gegen 7000 Arten, die aus europäischen Flüssen und Seen bekannt sind, stehen unter Stress durch die Belastung der Gewässer mit Pestiziden. Denn Pestizide werden ungewollt sowohl beim Ausbringen verfrachtet als auch von den Feldern abgeschwemmt. Auch aus dem Siedlungsgebiet gelangen Pestizide in die Gewässer. Obwohl die Hersteller laufend daran arbeiten, Produkte mit möglichst wenigen Nebenwirkungen zu entwickeln, zeigen Studien, dass die Belastungen teils beträchtlich sind. Es ist auch bekannt, dass die Wirbellosen je nach Art ganz unterschiedlich auf Pestizidwirkstoffe reagieren. Und die gleiche Art wiederum ist sehr unterschiedlich empfindlich auf verschiedene Giftstoffe. Erklären konnte man diese Unterschiede bisher nicht plausibel.
Jetzt unterstreicht ein neuer Ansatz die Bedeutung der «Toxikokinetik» – die Lehre davon, wie Schadstoffe vom Organismus aufgenommen, umgewandelt und ausgeschieden oder angereichert werden. In einer neuen Studie entwickelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Schweiz, England und Finnland einen grundlegend neuen Ansatz, um die Empfindlichkeit wirbelloser Wassertiere gegenüber Pestiziden systematisch zu messen, zu modellieren und zu erklären. Bilder wurden erstellt, welche die Pestizidverteilung in Kleinkrebsen und Schnecken zeigen. Jetzt versteht man besser, welche Organe vor allem betroffen sind und welche Wirkstoffe von den Organismen offensichtlich effizient herausgeschafft werden können.
Die Kleinkrebse waren viel empfindlicher als die Schnecken. Den Grund dafür fanden die Forscher in der unterschiedlichen Einlagerung des Wirkstoffs im Gewebe der Tiere: Obwohl die Schnecken absolut gesehen mehr vom Schadstoff im Körper einlagerten, waren sie weniger davon betroffen als die Kleinkrebse, weil die Anreicherung bei den Schnecken nicht im Nervengewebe stattfand. Unterschiede in den Rezeptoren zwischen den Organismen scheinen hingegen bei zwei der drei Pestizide nur geringe Differenzen zu bewirken.

Quelle: Eawag


Keywords:
Pestizid, aquatische Organismen, Toxizität

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Nyman A.-M., Schirmer K., Ashauer R. (2014): The importance of toxicokinetics for interspecies variation in sensitivity to chemicals. Environmental Science & Technology. http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es5005126
http://www.eawag.ch/medien/bulletin/20140508/index?clear_lang=1
http://www.eawag.ch/medien/bulletin/20140508/index_FR

Kontaktadresse:
Eawag
Prof. Kristin Schirmer
Leiterin Abteilung Umwelttoxikologie (Dozentin ETH Zürich, Professorin EPF Lausanne)
CH-8600 Dübendorf

kristin.schirmer@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 52 66


Zurück zur Liste