24.7.2014: Forschung international

Gezielte Massnahmen für die Biodiversität auch beim Biolandbau

Favoriser la biodiversité dans l’agriculture biologique aussi



Manuel K. Schneider et al.

Um die Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet zu erhalten, ist die Anzahl an unterschiedlichen Lebensräumen entscheidend. Bio-Betriebe ohne gezielte Fördermassnahmen wie die Schaffung zusätzlicher artenreicher Lebensräume haben nur eine leicht grössere Artenvielfalt als die übrigen Betriebe. Das zeigt eine Studie in zehn europäischen und zwei afrikanischen Regionen. Die Programme von BioSuisse und IP Suisse zur Förderung der Lebensraum-Vielfalt können auf europäischer Ebene als Vorbild dienen.

Le nombre d’habitats différents est un facteur essentiel pour préserver la biodiversité en milieu agricole. Les exploitations biologiques exemptes de mesures d’encouragement ciblées, comme la création supplémentaire de milieux riches en espèces, n’ont une biodiversité que légèrement plus élevée que les autres exploitations. C’est ce que montre une étude réalisée dans dix régions européennes et deux africaines. Les programmes de Bio Suisse et IP Suisse pour l’encouragement de la diversité des milieux pourraient servir de modèle au niveau européen.


Ein internationales Team untersuchte von 2010 bis 2013 die Frage, was der biologische Landbau für die Biodiversität leistet. Dabei interessierte die Forschenden insbesondere die Betriebsebene, also die Frage, ob auf biologischen Betrieben mehr Arten vorkommen als auf nicht-biologischen Nachbarbetrieben.
Während auf Bio-Äckern deutlich mehr Arten gefunden wurden als auf Nicht-Bio-Äckern, war dieser Unterschied in Wiesen oder in Rebkulturen nicht vorhanden. Die vier Artengruppen Pflanzen, Regenwürmer, Spinnen und Bienen, die stellvertretend für die riesige Vielfalt an Lebewesen untersucht wurden, profitierten in unterschiedlichem Mass vom Biolandbau. Auf Bio-Flächen wurden mehr verschiedene Pflanzen- und Bienenarten gefunden als auf nicht-Bio-Flächen, jedoch nicht mehr Spinnen- und Regenwurmarten.
Wurden die Arten aus Randflächen wie Hecken oder Feldrändern in den Vergleich zwischen Bio- und Nicht-Bio-Betrieben einbezogen, so verringerten sich die Unterschiede. Auf Bio-Betrieben wurden nur wenig mehr Arten gefunden als auf den übrigen Betrieben. Offenbar kommen die Arten aus den Bio-Äckern in den übrigen Betrieben einfach in den Randbereichen vor, und die gesamte Artenzahl verändert sich deshalb kaum. Auch das Vorkommen seltener oder gefährdeter Arten war nicht von der biologischen Bewirtschaftung abhängig, sondern vom Vorkommen von geeigneten Lebensräumen auf den Betrieben.
Zur Erhaltung der stark gefährdeten Artenvielfalt im Landwirtschaftsgebiet braucht es also mehr als Biolandbau: Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen den Praktikern eine Erhöhung der Anzahl an wertvollen Lebensräumen auf den Betrieben. Es zeigt sich deutlich, dass die Vielfalt an Lebensräumen entscheidend für die Artenvielfalt ist. Wenn sich die zusätzlichen Lebensräume vom Rest der Betriebsfläche unterscheiden, zum Beispiel Hecken in Graslandbetrieben oder Krautstreifen in Ackerbaubetrieben, erhöhen sie die gesamte Artenzahl des Betriebs stark.
BioSuisse und IP Suisse haben in den vergangenen Jahren Programme zur Förderung der Biodiversität gestartet, in welchen die Anzahl Lebensräume ein zentrales Element sind. Diese Fördermassnahmen können ein Vorbild sein für die Anpassung der Vorschriften auf europäischer Ebene.

Quelle: Agroscope


Keywords:
Artenvielfalt, Biolandbau, Fördermassnahmen, Landwirtschaft, Lebensräume

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Schneider M.K. et al. (2014): Gains to species diversity in organically farmed fields are not propagated at the farm level. Nature Communications 5, 4151 doi: 10.1038/ncomms5151.
http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/00198/05299/05494/index.html?lang=de&msg-id=53484
http://www.nature.com/ncomms/2014/140624/ncomms5151/full/ncomms5151.html



Kontaktadresse:
Dr. Felix Herzog
Leiter Forschungsgruppe Agrarlandschaft und Biodiversität
Agroscope, Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften INH
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich

felix.herzog@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 468 74 45


Zurück zur Liste