17.6.2014: Forschung international
Zertifizierung von Lebensmitteln erhält Artenvielfalt
La certification des aliments maintient la biodiversité
Tscharntke T. et al.
Die Zertifizierung von Lebensmitteln ist ein geeignetes Mittel, um eine umweltfreundliche Produktion in artenreichen Regionen sowie gleichzeitig eine sozio-ökonomische Besserstellung der dortigen Landwirte zu erreichen. Das haben Agrarökologen herausgefunden, die sich in ihrer Studie auf Kaffee- und Kakaoplantagen konzentrierten.
La certification d’aliments est un moyen approprié pour favoriser une production écologique dans des régions riches en espèces couplé à une amélioration socio-économiques des paysans du lieu. C’est ce qu’ont montré des agroécologues qui ont concentré leur étude sur des plantations de café et de cacao.
Beispielhaft für den Erfolg der Zertifizierung ist der Anbau von Vogel-freundlichem Kaffee in Lateinamerika: Durch den Erhalt vieler grosser Schattenbaumarten im Kaffee-Agroforst werden geeignete Winterquartiere für nordamerikanische Zugvögel erhalten. Die Einwohner Nordamerikas zahlen für diesen Vogelschutz einen höheren Kaffeepreis. Auch die Zertifizierung durch Öko-Labels wie Rainforest Alliance ermöglicht dem Landwirt ein höheres Einkommen als Ausgleich für den Verzicht auf landwirtschaftliche Intensivnutzung.
Grundlegendes Problem bei der bisherigen Zertifizierungspraxis ist, dass sich die Zertifizierung auf eine Anbaufläche oder einen Betrieb beschränkt. Die Existenz der dort lebenden Arten hängt aber von der Struktur der umgebenden Landschaft ab. Nur bei einem reichen Artenpool in der Landschaft können auch lokal viele Arten vorkommen. Gibt es in der Landschaft oder Region nur noch wenige Arten, kann das System der Landnutzung noch so umweltfreundlich gestaltet sein – es kann dann nicht zu einer artenreichen Besiedlung kommen.
Die Forschenden fordern deshalb, diese Diskrepanz zwischen dem Management auf lokaler sowie umgebender Landschaftsebene bei zukünftigen Zertifizierungen stärker zu berücksichtigen. Es wäre möglich, dem Landwirt nicht nur lokale Standards aufzuerlegen, sondern ihn auch Standards auf der Landschaftsebene erfüllen zu lassen, zum Beispiel mit einem Verbot der Waldrodung.
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen
Keywords:
Label, Landwirtschaft, Zertifizierung, Agroforst
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Tscharntke T. et al. (2014): Conserving biodiversity through certification of tropical agroforestry crops at local and landscape scales. Conservation Letters.
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/conl.12110/abstract
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Grisebachstraße 6
D-37077 Göttingen
ttschar@gwdg.de
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