17.6.2014: Forschung international

Klimawandel begünstigt hell gefärbte Insekten

Le changement climatique favorise les insectes de couleur claire



Zeuss D. et al.

Schmetterlinge und Libellen in warmen Gegenden Europas sind im Vorteil, wenn ihr Körper hell gefärbt sind. In Europa fand in den letzten 25 Jahren als Folge der Klimaerwärmung eine Verschiebung hin zu Arten mit helleren Farben statt. Die deutet darauf hin, dass der Klimawandel hellere Arten gegenüber dunkleren begünstigt.

Les papillons et les libellules des régions chaudes d’Europe sont avantagés quand leur corps est de couleur claire. En conséquence du changement climatique, on a constaté en Europe au cours des derniers 25 ans un glissement vers des espèces à couleurs plus claires. Le changement climatique semble donc favoriser les espèces claires par rapport aux plus foncés.


Bislang war unklar, wie sich das Klima auf die Verbreitung der mit am Abstand artenreichsten Tiergruppe der Insekten auswirkt. Diese regeln die Körpertemperatur meist durch Aufnahme von Wärmeenergie aus der Umgebung. Dabei ist die Farbe der Körperoberfläche von entscheidender Bedeutung: Dunkle Oberflächen nehmen Wärmeenergie besser auf als helle, so dass dunkel gefärbte Tiere im Vorteil sind, wenn sie in kühler Umgebung leben. Ist es hingegen sehr warm, so müssen sich die Tiere vor Überhitzung schützen. Hell gefärbte Arten können unter solchen Umständen länger aktiv sein als dunkle Spezies und sind in der Lage, vielfältigere Lebensräume zu nutzen.
Wissenschaftler haben nun 473 europäische Schmetterlings- und Libellenarten analysiert, um herauszufinden, wie die Farbe ihre geografische Verbreitung beeinflusst und ob sich diese durch die Klimaerwärmung verändert. Hierzu nutzten sie computergestützte Bildanalyseverfahren, um aus Abbildungen der Tiere einen Helligkeitswert für jede Art zu ermitteln. 
Dabei berücksichtigte das Forscherteam, dass das Aussehen der Tiere zum Teil auf Anpassungen beruht, die den heutigen Arten von ihren Vorfahren vererbt wurden. Obwohl die Farbe nicht nur auf die Körpertemperatur wirkt, sondern beispielsweise auch der Tarnung dienen kann, kamen die Wissenschaftler zu einem bemerkenswert deutlichen Ergebnis: Hell gefärbte Insektenarten dominieren den wärmeren Süden Europas, dunklere Arten den kühleren Norden.


Um zu ermitteln, welchen Effekt der Klimawandel hat, verglichen die Forscher die aktuelle Verbreitung von Insekten mit Daten, die bereits vor dem Jahr 1988 erhoben wurden. In Europa fand in diesem Zeitraum tatsächlich eine Verschiebung hin zu helleren Farben statt. Wie die Autoren hervorheben, zeigen die Befunde, wie wichtig die Wärmeenergie für die räumliche Verbreitung von Insekten ist. Die Forschenden erwarten, dass sich das Vorkommen dunkel gefärbter Arten verschiebt und die Tiere eher schattige Lebensräume aufsuchen, wenn die Klimaerwärmung fortschreitet.



Quelle: Philipps-Universität Marburg


Keywords:
Klimawandel, Insekten, Anpassung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Zeuss D. et al. (2014): Global warming favours light-coloured insects in Europe. Nature Communications. 
DOI: 10.1038/ncomms4874
http://www.nature.com/ncomms/2014/140527/ncomms4874/full/ncomms4874.html

Kontaktadresse:
Dirk Zeuss
Fachgebiet Tierökologie

Philipps-Universität Marburg
Karl-von-Frisch-Strasse 8
D-35043 Marburg

dirk.zeuss@biologie.uni-marburg.de



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