17.6.2014: Forschung CH

Genetische Vielfalt in Wildpflanzen-Samenmischungen

Diversité génétique des mélanges de graines de plantes sauvages



Aavik T. et al.

Bei der Ansaat von renaturierten Flächen kommen oft kommerzielle Wildpflanzen-Samenmischungen zum Einsatz. Aus Untersuchungen an der Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) schlossen Forschende, dass solche Ansaaten vor allem dann sinnvoll sind, wenn die Produktion der Samen auf einer ausreichend breiten genetischen Basis beruht und das dass Ursprungssaatgut aus der gleichen Region stammt. Wenn immer möglich sollte aber eine natürliche Besiedlung durch Sameneintrag von Populationen aus der Umgebung bevorzugt werden.

Des mélanges de graines du commerce de plantes sauvages sont souvent utilisés pour ensemencer des surfaces renaturées. Une étude sur le Lychnis fleur de coucou (Lychnis flos-cuculi) amène les chercheurs à conclure que de tels ensemencements sont judicieux avant tout quand la production de graines s’appuie sur une base génétique suffisamment large et que les semences originales proviennent de la même région. Si c’est possible, il faudrait toujours privilégier une recolonisation naturelle par l'utilisation de semences des populations des environs.


Wildpflanzen-Samenmischungen werden häufig für die Ansaat von renaturierten Flächen genutzt, insbesondere um auf artenarmen Flächen die Artenvielfalt zu erhöhen. Allerdings sind die Konsequenzen solcher Samenmischungen für die genetische Vielfalt und die Fitness häufig nicht klar. Forschende haben nun die genetische Vielfalt von natürlich vorkommenden und angesäten Populationen der Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi) im Oberaargau im Schweizer Mittelland untersucht. In Experimenten im Feld, im Versuchsgarten und in der Klimakammer wurden die Effekte der genetischen Vielfalt, der Herkunft und der Umweltbedingungen auf das Wachstum und die Lebensfähigkeit der Pflanzen gemessen.
Die genetische Vielfalt von natürlichen und angesäten Populationen unterschied sich kaum, aber die angesäten Populationen waren durch signifikant höhere Inzucht gekennzeichnet. Auch unterschieden sich die gesäten von den natürlichen Populationen deutlich in ihrer genetischen Zusammensetzung. Die Experimente zeigten, dass die angesäten Pflanzen sowie Pflanzen, die aus direkt bei den Samenproduzenten bezogenen Samen gezogen wurden, weniger häufig und tendenziell auch später blühten als Pflanzen der natürlichen Populationen. Ansonsten hatte die Herkunft oder die genetische Vielfalt kaum einen Einfluss auf die Fitness der Pflanzen.
Wenn Pflanzen weniger und später blühen, kann dies längerfristig den Austausch zwischen angesäten und natürlich vorkommenden Populationen verhindern und die Vermehrung durch Samen verunmöglichen (durch eine Verschiebung der Samenreifung nach den Mähzeitpunkt). Es besteht allgemein die Gefahr von mehr Inzucht und damit auf Dauer eventuell von Fitnessproblemen. Daraus schliessen die Forschenden, dass die Ansaat mit Samenmischungen vor allem dann eine sinnvolle Massnahme darstellt, wenn die Produktion der Samen auf einer genügend breiten genetischen Basis erfolgt. Negative Fitness-Effekte sind dann kaum zu erwarten. Wenn immer möglich sollte aber eine natürliche Besiedlung durch Sameneintrag aus Populationen der Umgebung bevorzugt werden.

Quelle: Agrarforschung Schweiz


Keywords:
Genetische Vielfalt, Landwirtschaft, Renaturierung, Samenmischung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Aavik T. et al. (2014): Genetische Vielfalt in Wildpflanzen-Samenmischungen. Agrarforschung Schweiz 5(1), 20-27.
http://www.agrarforschungschweiz.ch/archiv_11de.php?id_artikel=1942

Kontaktadresse:
Dr. Regula Billeter
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
IUNR Institut für Umwelt und natürliche Ressourcen
Grüental, Postfach, CH-8820 Wädenswil

regula.billeter@zhaw.ch
Tel: +41 58 934 53 75


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