17.6.2014: Forschung CH

Wiederbesiedlung revitalisierter Flussabschnitte

Recolonisation de tronçons de rivières revitalisés



Gregor Thomas, Armin Peter

Erfolgskontrollen von Revitalisierungsprojekten in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein zeigen, dass lokal begrenzte Projekte zu einer leichten Erhöhung des Artenspektrums und etwas ausgeprägter der Fischdichte geführt haben. Voraussetzung dafür ist eine gute Vernetzung der revitalisierten Flussabschnitte. Bedrohte Arten hingegen wurden durch die Revitalisierungen nicht begünstigt. Für sie scheinen gezielte, auf die Bedürfnisse der Arten abgestimmte Strategien notwendig zu sein.

Le contrôle des résultats de projets de revitalisation en Allemagne, Suisse et au Liechtenstein montre que des projets à échelle locale entrainent une faible augmentation de l’éventail des espèces, mais une augmentation plus marquée de la densité des poissons. Les conditions indispensables pour cela sont une bonne interconnexion des tronçons revitalisés. Les espèces menacés en revanche ne sont pas favorisées par les revitalisations. Pour elles, des stratégies ciblées, prenant en compte les besoins des espèces, semblent nécessaires.


In den letzten Jahren hat ein Umdenken im Umgang mit unseren Gewässern stattgefunden. In den kommenden 80 Jahren sollen finanziell grosse Anstrengungen unternommen werden, einen Teil des Schweizer Fliessgewässersystems in einen naturnäheren und ökologisch aufgewerteten Zustand zurückzuführen. Die anstehenden Herausforderungen sind gross, gilt es doch, auf der einen Seite den Bächen und Flüssen möglichst ihre Natürlichkeit, Dynamik und Artenvielfalt zurückzugeben, auf der anderen Seite sollen gesellschaftliche und wirtschaftliche Interessen gewahrt bleiben. Derzeitige Planungen sehen in erster Linie eine Rückführung von kanalisierten Gerinnen hin zu morphologisch naturnah gestalteten Gewässern vor.
Ein Übersichtsartikel fasst, anhand von Metaanalysen und Studien den Stand des Wissens über die Erholung von Fischgemeinschaften nach Fliessgewässer-Revitalisierungen in Mitteleuropa zusammen. Generell werten lokal begrenzte Revitalisierungsprojekte lokale Fischgemeinschaften hinsichtlich Abundanz und abgeschwächt auch Biodiversität und Artenreichtum leicht auf. Die Wiederherstellung historisch belegter Fischgemeinschaften scheint dagegen mit solch lokal begrenzten Massnahmen nicht möglich. Auch werden bedrohte Arten weder begünstigt noch invasive Arten zurückgedrängt.
Generell wird in Erfolgskontrollen bislang die Dynamik im Wiederbesiedlungsprozess zu wenig berücksichtigt. Einmalige Erfolgskontrollen in den ersten Jahren nach den Baumassnahmen liefern wohl eher eine Momentaufnahme, als dass sich ein stabiler Gleichgewichtszustand eingestellt hat. Es wird deswegen empfohlen, mehrere Erfolgskontrollen über einige Jahre durchzuführen.
Die Ausbreitungsdynamik von Fischen scheint zwischen Arten zu variieren und generell eher kleinräumig zu sein. Dies verdeutlicht, wie limitiert und langwierig Wiederbesiedlungsprozesse sein können. Idealerweise liegen revitalisierte Abschnitte nur einige hundert Meter entfernt von naturnahen Abschnitten oder Abschnitten mit einer grossen Artenvielfalt. Zukünftige Revitalisierungen sollten zudem grossflächig angelegt werden und unmittelbar an bestehende Quelle der Wiederbesiedlung anschliessen.

Quelle: EAWAG


Keywords:
Revitalisierung, Populationsdynamik, Fliessgewässer

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Thomas G., Peter A. (2014): Erholung von Fischgemeinschaften nach Fliessgewässer-Revitaliserungen. Wasser Energie Luft 106, 47-54.
http://www.fishecology.ch/publikationen/non_peer_reviewed_publications/non_peer_pubs_2011_2015/Thomas_Peter_2014_wel.pdf

Kontaktadresse:
Dr. Armin Peter
EAWAG
Forschungszentrum für Limnologie
Seestr 79
CH-6047 Kastanienbaum

armin.peter@eawag.ch
Tel: +41 (0)41 349 21 369


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