22.5.2014: Forschung CH

Das Klima verändert die Höhenverteilung von Pflanzen und Tieren

Le climat modifie la répartition altitudinale des plantes et des animaux



Tobias Roth, Matthias Plattner, Valentin Amrhein

Die Tiere und Pflanzen der Schweiz reagieren bereits heute und mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die steigenden Temperaturen. Die Pflanzen, Schmetterlinge und Vögel in den Tieflagen sind im Zeitraum 2003–2010 zwischen 8 und 42 Höhenmeter die Hügel hinauf gewandert.

Les animaux et les plantes de Suisse réagissent aujourd’hui déjà et avec une vitesse étonnante à la hausse des températures. Les plantes, papillons et oiseaux des zones de basse altitude ont franchi entre 8 et 42 m vers le haut entre 2003 et 2010.


Der Klimawandel verändert weltweit die Verbreitung von Pflanzen und Tieren. So wurde kürzlich gezeigt, dass die europäischen Vogel- und Schmetterlingsarten in den letzten zwei Jahrzehnten durchschnittlich um 37 bzw. 114 Kilometer nach Norden gewandert sind.
Schweizer Forscher berichten nun, dass zwischen 2003 und 2010 die Schweizer Pflanzen, Schmetterlinge und Vögel auch die Hügel hinauf gewandert sind. Auf Höhe des Schweizer Mittellandes sind die Pflanzenarten im Durchschnitt 8 Meter nach oben gewandert, Schmetterlinge 38 Meter und Vögel 42 Meter. Die Ergebnisse beruhen auf Daten des Schweizer Biodiversitäts-Monitoring, in dem auf landesweit verteilten Flächen Pflanzen und Tiere bis in eine Höhe von etwa 3000 Metern gezählt werden. Die Resultate zeigen, dass die biologischen Auswirkungen des Klimawandels nicht erst langfristig sichtbar werden. Die Tiere und Pflanzen der Schweiz reagieren bereits heute und mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf die steigenden Temperaturen.
Während Vögel auch in höheren Lagen nach oben wanderten, zeigten die Pflanzen und Schmetterlinge über der Waldgrenze allerdings keine signifikanten Höhenänderungen. Im Gegensatz zur Entwicklung in tieferen Lagen war sogar eine leichte Tendenz für eine Abwärtsbewegung von Pflanzen und Schmetterlingen zu finden. Die Gründe dafür sind noch unklar. Möglicherweise wirken Änderungen der Lebensräume an der Waldgrenze den Einflüssen des Klimawandels entgegen, zum Beispiel der Umstand, dass viele Alpweiden nicht mehr bewirtschaftet werden. Eine andere Möglichkeit ist, dass alpine Pflanzen aufgrund des sehr vielfältig strukturierten Reliefs vor den Folgen des Klimawandels besser geschützt sind.
Dass sich die Höhenverteilung von Pflanzen- und Schmetterlingsarten gegenwärtig im Tiefland und in den Hochlagen unterschiedlich ändert, ist jedenfalls nicht mit unterschiedlichen Temperaturentwicklungen auf den verschiedenen Höhenstufen erklärbar. Die Forscher haben auch Messdaten der Lufttemperatur von 14 meteorologischen Stationen untersucht: Während der 16 Jahre von 1995 bis 2010 stiegen in der Schweiz die Sommertemperaturen auf allen Höhenstufen um etwa 0,07 °C pro Jahr.

Quelle: Universität Basel



Keywords:
Klimawandel; Verbreitung; Pflanzen; Schmetterlinge; Vögel

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Roth T., Plattner M., Amrhein V. (2014): Plants, birds and butterflies: short-term responses of species communities to climate warming vary by taxon and with altitude. Plos One, published January 8th, 2014 | doi: 10.1371/journal.pone.0082490
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0082490

Kontaktadresse:
PD Dr. Valentin Amrhein
Universität Basel
Departement Umweltwissenschaften
Fachbereich Zoologie

v.amrhein@unibas.ch
Tel: +41 (0)79 848 99 33


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