Jahresbericht 2023 für

Plattform Naturwissenschaften und Region


Präsident/Präsidentin: Pascal Mäser

Von: Christian Preiswerk, christian.preiswerk@scnat.ch

Zusammenfassung


Die vielfältigen und zahlreichen Dialog-Aktivitäten der Gesellschaften haben nun erfreulicherweise wieder das Vor-Pandemie Niveau erreicht, ergänzt durch ein breites Angebot an digital verfügbaren Vorträgen. 

Mit der Retrodigitalisierung der letzten noch nicht elektronisch vorhandenen KRG-Publikationen konnte 2023 ein wichtiger Meilenstein erreicht werden: Die Publikationen von sämtlichen KRG sind nun elektronisch und frei zugänglich.
Gleichzeitig wurden die überarbeiteten Richtlinien zur Publikations-Unterstützung durch die Plattform in Kraft gesetzt. Damit soll die Publikationstätigkeit bedarfs- und zielgruppengerechter gestaltet und die Mittel möglichst effizient eingesetzt werden. Überlegungen in den KRG zum Verzicht auf Print sollen gefördert werden.
 
Anhand von ausgewählten aktuellen Schwerpunktthemen, die sowohl von den KRG wie auch von der SCNAT bearbeitet werden, soll die inhaltliche und kommunikative Zusammenarbeit der SCNAT mit den KRG gestärkt werden. Die Themen wurden gemeinsam identifiziert und in einem Workshop an der Präsidentenkonferenz vorgestellt. 2023 ist es aber noch nicht gelungen, eine genügende Anzahl KRG zur Implementierung dieser Themen in ihre Aktivitätsprogrammen zu bewegen.
 
Einzelne Gesellschaften sind, mit Unterstützung der Plattform (und grossem individuellem Engagement), erfolgreich daran, ihre Social Media Aktivitäten aufzubauen und damit auch neue Zielgruppen zu erschliessen. Insgesamt erfolgt die Nutzung von Social Media in den KRG aber noch zögerlich. Es ist vorgesehen, dies mit Webinaren zu einzelnen Plattformen zu verbessern. 
 
Ein Austausch mit KRG aus den Hochschul-Kantonen hat gezeigt, dass das Verhältnis zu den Hochschulen zwar nicht ein einfaches, aber doch weniger konkurrenziell ist als erwartet. Verschiedene bestehende Massnahmen zur Verbesserung der Beziehungen sollen auch in anderen KRG erprobt werden. Wichtig ist, bei den Hochschul-Leitungen bzw. beim Lehrkörper auf ein Bewusstsein für die Existenz und die Angebote der KRG hinzuwirken.
 
Die Plattform NWR ist eingebunden in die Arbeit der Kommission Wissenschaft und Gesellschaft des Akademienverbundes. Die Plattform bringt dort das im Verbund einzigartige Netzwerk ihrer regional verankerten Dialog-Akteure ein.
 
Die Aktivitäten der Plattform NWR in den einzelnen Leistungsbereichen werden primär von den Mitgliedgesellschaften erbracht, für Details wird daher auf die Jahresberichte der KRG verwiesen. 



Publikationen


Im Berichtsjahr wurden von der Plattform NWR 16 Periodika unterstützt. Hervorzuheben ist die Publikation der Naturforschende Gesellschaft des Kantons Solothurn, die aus Anlass ihres 200 Jahr Jubiläums herausgegeben wurde. Die Periodika der Mitgliedgesellschaften sind auf dem Organisationsportal der Plattform NWR zugänglich.
Die Retro-Digitalisierung der bestehenden Printprodukte von allen KRG konnte im Jahr 2023 dank finanzieller Unterstützung durch die Plattform abgeschlossen werden. Damit sind nun von allen KRG die Publikationen öffentlich elektronisch zugänglich. Auch in den KRG selber gibt es nach und nach Überlegungen, vom Druck wegzukommen, das wird aber viel Zeit brauchen.



Tagungen / Kurse


Wiederum haben verschiedene KRG botanische und zoologische Bestimmungskurse durchgeführt.
Im Wallis hat die «La Murithienne» erfolgreich eine grössere Tagung zum Thema Landwirtschaft und Umwelt organisiert. Die Herbsttagung der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft war dem bedrohten Lebensraum Ozean gewidmet.



Nachwuchsförderung


Die Plattform unterstützt die Nachwuchsförderungs-Aktivitäten der Gesellschaften, die stark vom Milizengagement und dem jeweiligen lokalen Beziehungsnetz ihrer Akteure geprägt sind. Finanziell beansprucht die Nachwuchsförderung zwar nur 14% der Transferbeiträge, sie bildet aber eine wichtige Aktivität zur Sichtbarkeit der KRG in den Regionen.
Sieben KRG vergaben Preise für die besten Maturaarbeiten aus der Region. Die Preisverleihungen sind in der Regel mit öffentlichen Anlässen verbunden. Drei weitere Preise honorieren themenspezifische Forschungsarbeiten oder besonderes Engagement von jungen Forschenden für die naturwissenschaftliche Forschung in den Regionen.
Das Schulprojekt der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft ANG für die Sekundarstufe sowie das Projekt „TechEcole“ in Neuenburg wurden weitergeführt. Die beliebte Kinder-Universität in Winterthur konnte 2023 wieder durchgeführt werden, ebenso das Kinderlabor Abenteuer Physik, welches deutlich ausgebaut werden konnte. Beide Anlässe erfreuen sich einer starken Nachfrage bei den Schülerinnen und Schüler. Auch die Naturkunde-Workshops für PrimarschülerInnen der Waadtländer Naturforschenden Gesellschaft sowie die «Vacanze scientifica» für Schüler im Tessin sind weiterhin beliebt. Der Schaffhauser Tag der Naturwissenschaften konnte 2023 endlich nachgeholt werden.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


In dieser Rubrik wird über die Tätigkeiten der Geschäftsstelle informiert, die zum Grundbetrieb gehören. Dies umfasste 2023
·     Die Durchführung von 4 Präsidiums-Sitzungen (Präsenz, hybrid und per zoom), an denen sowohl die Projekte des Präsidiums bearbeitet wie auch die zyklischen Geschäfte wie die Behandlung der Beitragsgesuche der Mitgliedgesellschaften und Budgetierung erledigt wurden. Die Budgetierung war wiederum schwierig, da die Anträge den verfügbaren Kredit bei weitem übersteigen, und das Präsidium kaum finanziellen Spielraum hat für Projekte der Plattform.
·     Als Nachfolger:innen von Alfred Brülisauer und Beat Niederberger wurden Marylaure de La Harpe und Julien Leuthold ins Plattform-Präsidium gewählt.
·     Die Überarbeitung der Richtlinien für die Unterstützung der Publikationen wurde abgeschlossen und an der Präsidentenkonferenz 2023 präsentiert. Wesentliches Element ist das Vorliegen eines Konzepts der Publikation inklusive Bedarfsnachweis, eine Dokumentation der Verwendung der Auflage und Unter- und Obergrenzen für die Auflagenhöhe. Mit der Überarbeitung möchte das Präsidium den Anreiz setzen, Ziele und Kanäle der Publikationstätigkeit periodisch zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Es ist nun Aufgabe des Präsidiums, die Einhaltung der Richtlinien auch einzufordern.
·     Über die Festlegung von ausgewählten Schwerpunktthemen, die bei einer Vielzahl von KRG von Interesse sind, und zu denen auch in der SCNAT wichtige Aktivitäten und Produkte bestehen, ein Angebot für eine allgemeine stärkere Zusammenarbeit der SCNAT mit den KRG aufgebaut werden. An einem Koordinationsanlass im März wurden diese Themen identifiziert, anschliessend ausgearbeitet und an der Präsidentenkonferenz durch die zuständigen Fachleute aus der Geschäftsstelle präsentiert. Die Idee fand zwar Anklang es ist aber noch nicht gelungen, genügend KRG zur konkreten Mitarbeit zu motivieren, damit auf nationaler Eben auch genügend Substanz bzw. Volumen erreicht wird. Die Idee soll aber 2024 weiterverfolgt werden. Von einer finanziellen Steuerung zu Gunsten der Schwerpunktthemen wird abgesehen.
·     Der Plattform Leiter nimmt Einsitz in Kommission Wissenschaft und Gesellschaft des Akademien-Verbundes. An einer ersten Sitzung konnten die KRG, die im Vergleich mit den anderen Akademien ein einzigartiges Charakteristikum der SCNAT darstellen, vorgestellt werden. Die Herausforderungen, um auch ein nicht wissenschafts-affines Publikum zu erreichen, stellen sich auch für die anderen Verbund-Mitglieder.
·     Die Präsidentenkonferenz wurde hybrid durchgeführt, aber mit einer guten Beteiligung vor Ort. Im Vordergrund stand die Bearbeitung der möglichen Schwerpunktthemen (siehe oben) und ein Workshop zu Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit der Gesellschaften mit der SCNAT. In einem zweiten Teil wurde über Ziele und Zielgruppen von KRG Publikationen (im heutigen digitalen Zeitalter), ihre die jeweiligen Qualitäts-Kriterien diskutiert
·     2 Mitglieder des Präsidiums nahmen am Startevent zum Projekt Bildung Artenkenntnis Schweiz der Plattform Biologie teil. In verschiedenen KRG sind relevante Fachkenntnisse dazu vorhanden.
·     Der Austausch mit einigen KRG aus Hochschul-Kantonen hat gezeigt, dass diese KRG durch den Ausbau zielähnlicher Aktivitäten an den Hochschulen besonders gefordert sind. Ein Zoom-Austausch mit diesen Hochschul-KRG im Herbst hat gezeigt, dass das Verhältnis meist besser ist als erwartet und nicht eigentlich ein Konkurrenzverhältnis besteht. Die Unis sind immer noch ein wichtiger «Pool» für Vorstandsmitglieder oder Referenten an KRG-Anlässen, aber das Bewusstsein im Hochschullehrkörper für die Aufgaben der KRG bzw. überhaupt für deren Existenz ist deutlich erodiert. Wichtig ist, dass die KRGs vermehrt auf die Unis zugehen müssen. Verschiedene Massnahmen aus einzelnen KRG zur Pflege des Verhältnisses wurden vorgestellt und sollen nun nach Möglichkeit auch in anderen KRG angewendet werden.
·     Der Geschäftsleiter hat die Erkenntnisse aus dem SAP-Projekt Rediro (Reflexion und Diskussion von Rollen von Forschenden in der Nachhaltigkeitstransformation in die Gestaltung der Präsidentenkonferenz einfliessen lassen.
·     Die Plattform NWR beteiligt sich am Citizen Science-Netzwerk von Science&Cité und bietet die Verbindung mit entsprechenden Engagements und Projekten ihrer Mitglieder.



Dialog mit der Gesellschaft


Der Dialog mit der Gesellschaft ist die Kernaktivität der Plattform NWR, wobei die Aktivitäten primär von den einzelnen Gesellschaften getragen werden. Die Plattform NWR hat in den meisten kantonalen und regionalen Gesellschaften ein sehr vielseitiges Angebot von Vortragsreihen, Exkursionen, Podien, öffentlichen Anlässen und Wissenschafts-Cafés unterstützt. In einige Gesellschaften gehört es mittlerweile zum fixen Angebot, Anlässe live zu streamen oder als Video-Aufzeichnungen zum Nachschauen zur Verfügung zu stellen. Dieser Service stellt aber zusätzliche Anforderungen bezüglich Moderation sowie der Beachtung von Urheberrechts-Fragen. Dieses Thema soll an der Präsidentenkonferenz 2024 aufgegriffen werden.
Als eigenständige Vereine sind die KRG grundsätzlich völlig frei in der Wahl ihrer Themen und Kanäle für die Vermittlung von Wissenschaft in die Bevölkerung. Um auf nationaler Ebene eine bessere Sichtbarkeit zu erzielen und auch die Zugehörigkeit zur Nationalen Dachorganisation zu zeigen, versucht die Plattform, zwei bis drei aktuelle Themen, zu denen in vielen KRG ein Interesse besteht, als Schwerpunktthemen zu portieren und bestehende Aktivitäten und Produkte der SCNAT damit zu verbinden. Diese Themen (Klimawandel und Energiewende, Das «30x30 Ziel» als wichtiger Pfeiler für den Erhalt der Biodiversität und Zukunftsbilder Netto 0) wurden an der Präsidentenkonferenz 2023 vorgestellt. Interessant wäre auch ein Vergleich der Perzeption von solchen Themen zwischen verschiedenen Regionen, Sprachräumen und Kontexten. 2023 ist es noch nicht gelungen, eine genügende Anzahl KRG zur Wahl von solchen Themen für ihre Anlässe zu bewegeben bzw. die Themen genügend zu spezifizieren, damit eben eine Verbindung zu den Produkten der SCNAT hergestellt werden kann.
Während sich der Einsatz von Videos (von bestehenden Anlässen) mittlerweile recht breit etabliert hat, schreitet die Nutzung von Social Media in den KRG weiterhin eher zaghaft voran. Die Geschäftsstelle bemüht sich, die bisher vorhandenen Erfahrungen mit den interessierten Gesellschaften zu teilen. Insbesondere die Gesellschaft in Winterthur ist hier erfolgreich unterwegs und konnte, allerdings mit Unterstützung einer bezahlten Fachfrau, einen Kreis von neuen, aktiven jugendlichen Mitgliedern aufbauen. Nebst Facebook ist insbesondere Instagram mit seiner grossen Verbreitung bei den Jungen eine interessante Option für die KRG, nach Möglichkeiten möchten wir hier die KRG vermehrt zum Einstieg animieren.
In Winterthur konnte eine aktive Gruppe von Mitgliedern ausgebaut werden, die sich der Erforschung und Dokumentation der Stadt-Biodiversität verschrieben haben.
Audio Pfade bedeuten für eine KRG meist Projekte, die über die für sie übliche Grösse hinausgehen. 2023 hat die Aargauische Naturforschende Gesellschaft den revidierten Eiszeit-Audiopfad im Raum Baden der Öffentlichkeit übergeben.
Nebst Aarau und Winterthur werden nun auch in Zürich Podcast zu aktuellen Arbeiten aus der naturwissenschaftlichen Forschung produziert. Solche Projekte hängen meist stark ab vom Engagement von einzelnen Personen. Es zeigt sich, dass dies im Milizsystem eine anspruchsvolle und ambitionierte Aktivität ist, wenn nicht auf professionelle Unterstützung zurückgegriffen werden kann.  
Der Nachhaltigkeitstag («GreenDay») in Bellinzona hat sich mittlerweile als grosses, erfolgreiches Festival etabliert, mit dem gleichzeitig aber auch die Grenzen eines in Milizarbeit organisierbaren Events erreicht werden. Mit ihren Beiträgen konnte die Plattform hier wesentlich zur Aufbauarbeit beitragen. Die federführende Gesellschaft STSN hat daher dieses Projekt an einen eigenständigen, neu gegründeten Verein ausgelagert.
Im Weiteren verweisen wir bezüglich Dialogaktivitäten auf die Jahresberichte der einzelnen Gesellschaften.