SGH/SSH/SSI: Schweizerische Gesellschaft für Hydrogeologie
Die Schweizerische Gesellschaft für Hydrogeologie SGH ist eine Fachgesellschaft mit rund 340 Mitgliedern aus allen Landesteilen. Sie ist das Bindeglied zwischen Wissenschaft, Praxis und Verwaltung auf dem Gebiet der Hydrogeologie. Ein wesentliches Element ist dabei die Auseinandersetzung mit den aktuellen relevanten Fragestellungen im Bereich Grundwasser und deren Bezug zur Praxis.
Die SGH führt jährlich eine zweitägige Tagung für ihre Mitglieder durch, im 2023 zum Thema «Grundwassernutzungen – Potenziale und Interessen». In diesem Jahr hat die SGH zudem mit scnat, der Schweizerischen Gesellschaft für Hydrologie und Limnologie (SGHL) und dem Schweizer Grundwassernetzwerk (CH-GNet) eine Tagung zum Thema «Grundwasser im Wandel» mitorganisiert.
Im 2024 trägt die SGH den internationalen Grundwasserkongress der International Association of Hydrogeologists (IAH) in Davos aus. Mit den Vorbereitungen für die Durchführung des Kongresses wurde zusammen mit dem Centre d'Hydrogéologie et de Géothermie (CHYN) der Universität Neuenburg begonnen.
Um Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und Lösungsansätze aufzuzeigen hat die SGH Arbeitsgruppen gebildet. In vier Arbeitsgruppen werden die Themen «Grundwasser als Element im integralen Wassermanagement», «Grundlagendaten für Grundwassermodelle», «Schutz und Nutzung der Grundwasservorkommen» und «Trockenheit und Grundwasser» behandelt.
Ausgehend von Schlussfolgerungen und Resultaten der Arbeitsgruppen der SGH werden in unregelmässigen Abständen wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht. Entsprechende Ausarbeitungen fliessen auch in Anleitungen und Praxishilfen des Bundes ein.
Die SGH führt jährlich eine Generalversammlung (GV) durch und richtet eine Tagung zu einem übergeordneten Grundwasserthema aus, an der rund 100 Personen teilnehmen. Die Generalversammlung findet jeweils online statt. Nur der Vorstand trifft sich vor Ort. Die GV dient dazu, über die Tätigkeiten der Gesellschaft zu berichten und die Arbeiten in den fachlichen Arbeitsgruppen vorzustellen. Die GV fand am 26. April 2023 statt.
Die Jahrestagung der SGH wurde am 16. und 17. Juni 2023 in Baden zum Thema «Grundwassernutzungen – Potenziale und Interessen» durchgeführt. Bisher wird Grundwasser hauptsächlich für die Trinkwasserversorgung genutzt. So stammen rund 80% des Trinkwassers in der Schweiz aus Grundwasser. Für industrielle und gewerbliche Zwecke wird Grundwasser ebenfalls genutzt und oft aus privaten Brunnen gefördert. Mit dem Klimawandel und der geforderten CO2-Reduktion kommt dem Grundwasser für weitere Nutzungen eine zunehmende Bedeutung zu. Die trockenen Sommer führen zu einem Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft. Dieser fällt teilweise mit niedrigen Grundwasserständen zusammen. Ebenso wird Grundwasser vermehrt zur Wärmegewinnung oder zum Kühlen verwendet. Diese energetischen Nutzungen haben meist weniger Einfluss auf die Grundwasserquantität, wirken sich jedoch umso stärker auf die Grundwassertemperatur aus. Die bisherige Trinkwassernutzung erhält somit Konkurrenz durch vermehrte Wasserentnahmen und Veränderungen der Grundwassertemperatur. Zugleich steht sie teilweise in Konkurrenz zu den ökologischen Zielen der Gewässer. Durch die häufiger auftretenden heissen Sommer kommt es vermehrt zu Niedrigwasserabflüsse in den Oberflächengewässern. Trinkwasserentnahmen bei flussnahen Fassungen können die Abflüsse zusätzlich verringern. Dies kann zu Schäden an den aquatischen Ökosystemen führen.
Am ersten Tag der Jahrestagung wurden in Vorträgen auf die verschiedenen Nutzungen des Grundwassers eingegangen und aufgezeigt, mit welchen Konzepten und Lösungsansätzen die Konkurrenzsituationen und die daraus resultierenden Nutzungskonflikte reduziert werden können. In einer Podiumsdiskussion wurden die verschiedenen Aspekte der Nutzungen diskutiert. Auf der Exkursion am zweiten Tag wurde das Thema Grundwassernutzungen anhand von praktischen Beispielen aus der Region Baden (AG) und Furttal (ZH) vertieft.
In Zusammenarbeit mit scnat, SGHL und CH-GNet hat die SGH am 26. Oktober 2023 eine Tagung zum Thema «Grundwassernutzung im Wandel» an der EMPA mit rund 120 Teilnehmende und 13 Referierenden durchgeführt. Die präsentierten und diskutierten Themenblöcke waren Nahrungsmittelproduktion, Biodiversität, Infrastruktur und Energienutzung sowie Trinkwasserproduktion und ihre Auswirkungen auf die Grundwassernutzung resp. Anforderungen an die Grundwasserqualität und -quantität.
Am Swiss Geoscience Meeting 2022 war die SGH zudem Co-Organisator des Symposiums „Hydrology and Hydrogeology“.
A) wissenschaftliche Zusammenarbeit
Die SGH bildet das Schweizerische nationale Komitee der International Association of Hydrogeologists (IAH). In diesem Zusammenhang konnte sie ihre Funktion im internationalen Austausch sowie bei der Lobbyarbeit für Grundwasserthemen und der Vertretung der Interessen von Hydrogeologen erfüllen.
Die SGH hat sich beworben, den internationalen Grundwasserkongress der IAH im 2024 auszutragen. Nach erfolgtem Zuschlag hat die SGH in Zusammenarbeit mit dem CHYN der Universität Neuenburg im 2023 mit den Vorbereitungen zur Durchführung des Kongresses begonnen. Er wird vom 8. bis 13. September 2024 im Kongresszentrum in Davos stattfinden.
Das internationale Interesse am Kongress und dem Austragungsort ist gross. Dies bietet den Hydrogeologinnen und Hydrogeologen in der Schweiz die einmalige Gelegenheit, die in der Schweiz aktuellen Themen im Bereich Grundwasser und unterschiedliche Lösungsansätze für die anstehenden Herausforderungen auf einer internationalen Ebene zu diskutieren. Es wird auch einen «Swiss Day» geben, für Kongressteilnehmende aus der Schweiz, die nur einen Tag teilnehmen können.
B) institutionelle Zusammenarbeit
Die SGH beteiligt sich aktiv am regelmässig stattfindenden Austausch mit Geologenverbänden in der Schweiz. Eine Zusammenarbeit besteht mit dem Schweizer Grundwassernetzwerk CH-GNet. Vertreter aus dem Vorstand der SGH sind im Beirat und im Leitungsteam des CH-GNet vertreten.
Die SGH vergibt zur Förderung junger Berufseinsteiger einen Hydrogeologie-Preis für eine qualitativ hochstehende Abschlussarbeit. Eingereicht werden können an Schweizer Hochschulen angefertigte Master- oder Bachelorarbeiten auf dem Gebiet des Grundwassers. Sie sollen sich durch innovative Ansätze, interessante Anwendungen oder auch wichtige Erkenntnisse für die Hydrogeologie in der Schweiz auszeichnen. Der Preis ist dotiert mit CHF 1000.- und wurde das letzte Mal im 2021 vergeben.
Um Schulabgängerinnen und Schulabgänger zu einem Studium in Erdwissenschaften zu bewegen, überlegt sich die SGH, bereits die Maturandinnen und Maturanden anzusprechen und ihnen die Geologie und Hydrogeologie näher zu bringen, anstatt mit dem Hydrogeologie-Preis erst die Studierenden abzuholen.
Die SGH ist Mitglied im Beirat und im Leitungsgremium des Schweizer Grundwasser Netzwerks CH-GNet, welches ein Gremium zur Koordination und Förderung praxisorientierter Forschung in der Schweiz bildet. Mit dieser Zusammenarbeit kann die SGH auf aktuelle forschungsrelevante hydrogeologische Themen ihrer Mitglieder aufmerksam machen und an der Jahrestagung können die Forschungsresultate einem breiten Publikum an Fachexpertinnen und Fachexperten präsentiert werden.
Die Arbeitsgruppen der SGH haben zum Ziel, relevante hydrogeologische Themen frühzeitig aufzugreifen und zu koordinieren. Über ihre Laufzeit erarbeiten sie an Aktualität und Bedarf ausgerichtete Zusammenstellungen bzw. Standpunkte, welche einen vertieften Diskurs ermöglichen und einen substantiellen Beitrag zu Problemlösungen leisten sollen.
Die SGH ist Mitglied des Swiss Water Partnership SWP, einer Plattform des humanitären und Entwicklungssektors, auf der Fachleute aus dem akademischen, privaten und öffentlichen Bereich sowie von Nichtregierungsorganisationen hinsichtlich der Wasserthematik in Verbindung treten. Es ist im Eigeninteresse und erscheint moralische Pflicht, wasserarme Länder bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen im Bereich (Grund)wasser mit Wissen und Lösungsansätzen zu unterstützen. Hauptziele des SWP sind der Austausch von Erfahrungen sowie eine verbesserte Koordination der Aktivitäten im Wassersektor, um sicherzustellen, dass von der in der Schweiz vorhandenen Expertise auf internationaler Ebene profitiert werden kann.
Grundwasser bildet die Ressource für 80% der Trinkwasserversorgung des Landes und ist damit von höchster gesellschaftlicher Relevanz. Die SGH äussert sich im Zusammenhang mit Anhörungen und Vernehmlassungen zu Richtlinien und Gesetzen, welche das Grundwasser oder die Arbeit als Hydrogeologe betreffen, bzw. nimmt zu technischen und gesellschaftlichen Fragen mit Bezug zum Grundwasser Stellung. Der Austausch mit den Fachgesellschaften der Nachbardisziplinen erfolgt fortlaufend, ebenso wie die Koordination im Rahmen des scnat sowie mit dem Berufsverband der Geologen CHGEOL.