Jahresbericht 2023 für

SGTP/SSMTP/SSTMP: Schweizerische Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie


Präsident/Präsidentin: Britta Lundström-Stadelmann

Von: Britta Lundström-Stadelmann, britta.lundstroem@unibe.ch

Zusammenfassung


Die Schweizerische Gesellschaft für Tropenmedizin und Parasitologie (SGTP) hat zum Ziel, in der Schweiz die gesamte Fachwelt und die entsprechenden Netzwerke der Studierenden, Forschenden und klinisch Tätigen in den Bereichen Parasitologie, Tropenmedizin und globaler Gesundheit auszubauen (www.sstmp.ch).

Im 2023 wurde die erfolgreiche «SSTMP Zoom seminar series» (initiiert im 2022) von zwei Studierenden, Kai Hänggeli und Andrea Gaspare Valenti von der Universität Bern, weitergeführt. Das Seminar findet jeden 2. Monat statt und spiegelt die vielfältigen Themen der Mitglieder der SGTP wider.

In Zusammenarbeit mit dem SCNAT und weiteren Schweizerischen Organisationen hielt die SGTP (leitende Arbeitsgruppe «Basic and Molecular Parasitology») den äusserst erfolgreichen Rigi Workshop 2023 unter dem Titel «infectious diseaes as drivers of change».

Die Swiss Vector Entomology Group (SVEG) traf sich Januar 2023 in Zürich zu ihrer Jahrestagung. Das zweitägige Programm beinhaltete wissenschaftliche Vorträge zu grundlegenden Aspekten der Vektor-Biologie sowie angewandte Vorträgen über die Bekämpfung der Tigermücke in der Schweiz.

Im September 2023 führte die SGTP die wissenschaftliche Jahrestagung zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Tropen- und Reisemedizin in Allschwil am Swiss TPH durch. Insgesamt nahmen 116 Personen am Anlass teil, darunter 56 Mitglieder der SGTP. An der damit verbundenen Generalversammlung vor Ort nahmen nebst dem Vorstand 22 Mitglieder teil.

Die SGTP (Arbeitsgruppe «Student Meeting») organisierte im November 2023 ein Meeting für Doktorierende des Fachs. An diesem eintägigen Meeting nahmen 20 Studierende teil. Der jährlich stattfindende Anlass ist ein wichtiges Instrument der SGTP, um den Nachwuchs im Bereich der Parasitologie und Tropenmedizin in der Schweiz zu fördern.

Die Arbeitsgruppe «Public Health» reflektierte kritisch über ihre Mission und ihren Zweck. Die Arbeitsgruppe war weiterhin aktiv in die Revision des schweizerischen Epidemiegesetzes involviert und organisierte eine erfolgreiche Session innerhalb der ECTMIH (European Conference of Tropical Medicine and International Health) im November 2023.

Die SGTP wird durch Dr. Charlotte Adamczick in der FESTMIH («Federation of European Societies of Tropical Medicine and Global Health») vertreten. FESTMIH ist ein Netzwerk, das europäische Ziele in den Bereichen Tropenmedizin und Public Health vereint. Die SGTP war aktiv in die Jahrestagung ECTMIH (European Conference of Tropical Medicine and International Health) vom November 2023 involviert.

Alle Arbeitsgruppen haben im Jahr 2023 erfolgreich zur wissenschaftlichen Gestaltung des Jahreskongresses beigetragen. Die Gruppe «Tropical Medicine and Public Health» hat sich ausserdem aktiv in die Revision des Epidemiengesetzes des Bundes eingebracht.

 

 



Publikationen


-



Tagungen / Kurse


Im 2023 wurde die im 2022 initiierte «SSTMP Zoom seminar series» von zwei Studierenden der Universität Bern, Kai Hänggeli und Andrea Gaspare Valenti, weitergeführt. Das Seminar findet jeden zweiten Monat statt und spiegelt diverseste Themen der Mitglieder der SGTP wider. Es stösst seit seinem Start mit 30 bis 40 Teilnehmenden auf reges Interesse, und zieht auch Interessierte aus dem Ausland an.

Die Swiss Vector Entomology Group (SVEG), eine Arbeitsgruppe der SGTP, traf sich am 19. und 20. Januar 2023 in Zürich zu ihrer Jahrestagung. Insgesamt nahmen 66 Personen an dem zweitägigen Programm mit wissenschaftlichen Vorträgen teil, die von grundlegenden Aspekten der Vektor-Biologie bis hin zu angewandten Vorträgen über die Bekämpfung der Tigermücke in der Schweiz reichten. Am ersten Tag hielt Dr. Ivan Hiltpold eine Keynote über von Insekten übertragene Krankheitserreger in Nutzpflanzen, um die Lücke zwischen Vektor- und Planentomologie zu schließen. Am zweiten Tag hielt Prof. Muijres von der Universität Wageningen (die Niederlande) einen Hauptvortrag über das Flugverhalten von Mücken. Organisiert wurde der Anlass von Prof. Niels Verhulst und Prof. Alex Mathis vom Institut für Parasitologie Zürich.

Der scnat Rigi Workshop im Januar 2023 wurde unter dem Titel «Infectious diseases as drivers of change: a scientific and historical perspective» von der SGTP (unter der Leitung von Dr. Lucienne Tritten und Prof. Carmen Faso) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, der Schweizerischen Gesellschaft für Mikrobiologie und den Life Sciences Schweiz (LS2) durchgeführt. Das spannende Programm motivierte die Teilnahme von 30 Studierenden und Postdocs aus der ganzen Schweiz. Teilnehmende unterschiedlicher Hintergründe waren eingeladen auf eine interdisziplinäre Reise zur Rolle von Infektionskrankheiten als Treiber des Wandels. Sie nutzten Quellenmaterial, um die Bedeutung historischer Dokumente für die Erforschung alter Epidemien zu untersuchen. Die Teilnehmenden reflektierten wissenschaftliche Publikationen zu alten Krankheitserregern und historische Daten kritisch. Zudem mussten sich die Teilnehmenden im letzten Workshop mit verschiedenen Szenarien auseinandersetzen, in denen sie wichtige Entscheidungen im Zusammenhang mit hypothetisch neu auftretenden Krankheiten, Epidemien oder Pandemien treffen mussten. Ein umfangreiches Programm an Gastvorträgen, Gruppenübungen und Debatten unterstrich einmal mehr den Mehrwert interdisziplinärer Ansätze bei der Entscheidungsfindung.

Am 9./10. November 2023 fand das jährliche PhD und Doktorierenden Meeting der SGTP in Schwarzenberg, Luzern, statt. Das Meeting wurde von Dr. Kerry Woods (Universität Bern), Prof. Pascal Mäser (Swiss TPH), Prof. Till Voss (Swiss TPH) und Prof. Britta Lundström-Stadelmann (Universität Bern) organisiert. 20 Studierende präsentierten ihre Arbeiten, diskutierten und tauschten sich aus. Zudem setzten sich die Studierenden intensiv mit den Zielen und Aktivitäten der SGTP auseinander. Die beste Präsentation von Studierenden wurde prämiert (Anissa Bartetzko, Institut für Parasitologie Bern). Die Präsentationen wurden durch einen Karriere-Input von Amandine Guérin, Universität Genf, abgerundet.

 

Die wissenschaftliche Jahrestagung der SGTP und die damit verbundene Generalversammlung wurden erfolgreich am 7. und 8. September in Allschwil am Swiss TPH durchgeführt. Es nahmen 116 Personen an der Veranstaltung teil, wovon 56 Mitglieder der SGTP waren. Die meisten Teilnehmenden kamen aus der Schweiz, aber es gab auch Personen aus dem Ausland. An der Generalversammlung vor Ort nahmen nebst dem Vorstand 22 Mitglieder teil. Das gesamte Programm ist unter folgendem Link zu finden: https://www.sstmp.ch/annual-meetings/meeting-archives/.

Die Konferenz wurde mit einer Session zum Thema «Understanding parasites at the molecular level to discover new interventions» durch Keynote Redner Prof. Robin Gasser von der Universität Melbourne, Australien, eröffnet. Er nahm die Zuhörenden mit auf eine Reise von den frühesten molekularbiologischen Techniken, bis hin zu neuesten «multi-omic» Methoden, in silico Vorhersagen und künstlicher Intelligenz. Er konzentrierte er sich auf den Parasiten Haemonchus contortus und zeigte, wie genomische, trankriptomische, proteomische und metabolomische Analysen, neue Interventionsmöglichkeiten schaffen können.

Dem Vortrag folgte eine Session zum Thema «drug discovery and molecular parasitology in helminths», mit beeindruckenden Vorträgen zu parasitären Rund- und Plattwürmern. In der Veterinärparasitologie Session stand zunächst Toxoplasma im Fokus, gefolgt von Würmern in Schildkröten, Schnecken und Lemuren.

In der Poster-Pitch-Session erlebten wir exzellente und fokussierte Kurzreferate zu verschiedenen Themen der Gesellschaft. Die Poster-Pitch-Session ermöglichte es insbesondere vielen jüngeren Forschenden, ihre hochinteressanten Projekte vorzustellen und die verdiente Sichtbarkeit zu erlangen.

Nach einem sehr interaktiven Konferenzdinner im «zum Schmaus», durften wir am nächsten Tag die Gebäude des neuen Swiss TPH in Allschwil erkunden. Der zweite Konferenztag begann mit einem Keynote Referat von Prof. Amaya Bustinduy von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, UK, zum Thema «100 years of neglect in paediatric and genital schistosomiasis». Sehr eindrücklich präsentierte sie zum Thema pädiatrische und genitale Schistosomose und führte durch die Geschichte der Erkrankung. Dabei betonte sie, wie wichtig es ist, Kinder und Frauen in die Kontrollprogramme der Krankheit einzubeziehen. Dem Referat folgte eine Session zum Thema Pädiatrie und Kontrolle parasitärer Erkrankungen mit einem starken Fokus auf den afrikanischen Kontinent sowie einem breiten Spektrum vonn Herausforderungen, Krankheiten und neuen Ansätzen der Bekämpfung.

In der Entomologie-Session, lernten wir viel zu Moskitos und Mücken in der Schweiz und wie wir uns vor Insektenstichen schützen können – beispielsweise durch Hautbakterien, Spürhunde oder sogar Mobilnetzwerke.

Die letzte Session der Konferenz behandelte die Erforschung neuer Medikamente und Molekularbiologie von Parasiten, wobei der Schwerpunkt auf Einzellern lag – von Cryptosporiden, über Trypanosomen, Plasmodien und Toxoplasmen, wurden alle wichtigen Erreger behandelt.

 

Bei der am 7. September in Allschwil stattfindenden Generalversammlung wurden den Mitgliedern u.a. die Aktivitäten der Gesellschaft, die überarbeitete Roadmap und die Aktivitäten der sechs Arbeitsgruppen vorgestellt. Die Jahresrechnung wurde entlastet. Dr. Charlotte Adamczick und Dr. Lucienne Tritten wurden für ihren unermüdlichen Einsatz nach 5 bzw. 3 Jahren im Vorstand in verschiedenen Funktionen verdankt und verabschiedet. Dr. Chandra Ramakrishnan und Dr. Helena Greter wurden als neue Vorstandsmitglieder aufgenommen. Die Gesellschaft hat 15 neue Mitglieder aufgenommen. Der Young Investigator Award ging im 2023 an Dr. Dennis Imhof vom Institut für Parasitologie Bern für seine herausragende PhD thesis zum Thema «Vaccine and chemotherapy strategies for the control of toxoplasmosis and neosporosis». Zudem wurden an der Generalversammlung neue Statuten verabschiedet, die eine ältere Version ablösen und die neue Vision der Gesellschaft besser abbilden sollen. Dabei wurden veraltete Formlierungen erneurt und die Möglichkeit elektronischer Abstimmungen im Vorstand geschaffen.

Im November 2023 traf sich eine kleine Gruppe von Repräsentantinnen und Repräsentanten aus der Romandie und dem Tessin mit dem Vorstand im Rahmen des «Ambassadors meetings», um zu diskutieren, wie Mitglieder aus diesen Teilen der Schweiz in Zukunft besser erreicht und neue Mitglieder rekrutiert werden können.

Vom 20.-23. November 2023 fand die ECTMIH (European  Congress on Tropical Medicine and International Health) in Utrecht in Zusammenarbeit mit der Universität Utrecht statt. Die SGTP wurde von Dr. Charlotte Adamczick vertreten, die auf Einladung der Italienischen Gesellschaft für Tropenmedizin an dem Symposium mit dem Titel: “Climate, animals and humans: rethinking One Health” teilnahm. In ihrem Vortrag: “Climate change and its implication on One Health” konnte Frau Dr. Adamczick Kernthemen der SGTP, wie z.B. durch Vektoren übertragene Krankheiten, veranschaulichen und als Pädiaterin den Blick auf zukünftige Generationen lenken. Die Arbeitsgruppe «Public Health» der SGTP organisiert eine Session zum Thema Schistosomose-Kontrolle an derselben Konferenz in Utrecht. Eingeladene Speaker dieser Session waren Prof. Stefanie Knopp, Swiss TPH, Dr. Tine Huyse und Mercy Ashepet, Royal Museum for Central Africa, Belgium und Dr. Richard Bongo Naré Ngandolo, IRED, Chad.



Internationale Aktivitäten


B) 

Die SGTP engagiert sich seit vielen Jahren in der Federation of European Societies for Tropical Medicine and International Health (FESTMIH). Durch diese Mitgliedschaft nimmt die SGTP aktiv an der Gestaltung des alle zwei Jahre stattfindenden Congress on Tropical Medicine and International Health (ECTMIH) teil. Hier werden Themen für die globale Gesundheit erörtert, diskutiert und zukünftige Forschungsschwerpunkte und Implementierungsstrategien entwickelt.

FESTMIH unterstütz die Arbeit von individuellen Arbeitsgruppen, die Themen der internationalen Gesundheit, Tropenmedizin, Forschung und Ausbildung aufnehmen. Die Arbeitsgruppen ermöglichen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Mitgliedern der Mitgliedsgesellschaften.

Durch die Etablierung eines Sekretariats, das nach einem Auswahlprozess von der Universität Saarland gestellt wird, kann die akademische Arbeit, Vernetzung und Durchführung von ECTMIH j spürbar unterstützt werden. Die Delegierte der SGTP konnte auch hier bei der Wahl die Interessen der SGTP vertreten.



Nachwuchsförderung


Der Young Investigator Award ging im 2023 an Dr. Dennis Imhof vom Institut für Parasitologie Bern für seine herausragende PhD-thesis “Vaccine and chemotherapy strategies for the control of toxoplasmosis and neosporosis”.

Im 2023 erhielten folgende «Early Career Researchers» Unterstützung für die Teilnahme an internationalen Kongressen (https://www.sstmp.ch/awards/travel-award/):

·        David Hug – Institut für Parasitologie Zürich. Präsentation an der Konferenz: 22nd European Society for Vector Ecology conference in Sofia, Bulgaria, Okt. 11-14, 2023.

·        Philipp Kronenberg – Institut für Parasitologie Zürich / Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Präsentation an der Konferenz: ‘XXIX World Congress on Echinococcosis’ in Bishkek, Kyrgyzstan, Aug. 28-20, 2023.

·        Matías Preza – Institut für Parasitologie Bern. Präsentation an der Konferenz: ‘XXIX World Congress on Echinococcosis’ in Bishkek, Kyrgyzstan, Aug. 28-20, 2023.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


-



Früherkennung


-



Ethik


-



Dialog mit der Gesellschaft


Seit November 2023 ging der Revisionsprozess des Schweizer Epidemiegesetzes in die nächste Runde. Die eingeladenen Stakeholder, zu denen auch die SGTP zählt, wurden aufgefordert, den Revisionsvorschlag zu kommentieren. Innerhalb der SGTP wurde dieser Prozess wurde durch die Public Health Working Group unter der Leitung von Dr. Helena Greter begleitet.

Im Jahr 2023 war die SGTP Teil der wissenschaftlichen Publikation in Trends in Parasitology «Herminthology: promoting gender equity in science and parasitology» von N. E. D. Calvani et al.