Jahresbericht 2022 für

BRYOLICH: Schweizerische Vereinigung für Bryologie und Lichenologie


Präsident/Präsidentin: Ariel Bergamini

Von: Ariel Bergamini, ariel.bergamini@wsl.ch

Zusammenfassung


Nach zwei Jahren mit vielen Corona-bedingten Absagen von Veranstaltungen war das Jahr 2022 endlich wieder ein ‘normales’ Jahr mit vielen, teilweise gut besuchten Veranstaltungen wie den Bryolich Studientagen in Davos oder dem Kurs zu den Torfmoosen (Sphagnum spec.). Besonders hervorzuheben ist die Publikation des über 400 Seiten umfassenden 24. Bandes der Cryptogamica Helvetica «Die Flechten im Kanton Uri des 19. Jahrhunderts dokumentiert von Anton Gisler (1820-1888)» von Michael Dietrich und Walter Brückner.



Publikationen


Ende 2022 erschien der 24. Band der Cryptogamica Helvetica «Die Flechten im Kanton Uri des 19. Jahrhunderts dokumentiert von Anton Gisler (1820-1888)» von Michael Dietrich und Walter Brückner. Auf über 400 Seiten mit gegen 1300 Abbildungen werden der Urner Naturforscher Anton Gisler und insbesondere seine umfangreiche Aufsammlung von Flechten aus dem Kanton Uri dokumentiert und mit der heutigen Flechtenflora verglichen. Mit der flächendeckenden Erforschung Uris konnte Gisler im 19. Jahrhundert fast 1000 Flechtenarten für den Kanton nachweisen und schaffte damit eine wichtige Grundlage für das Verständnis der Vielfalt und der Verbreitung der Flechten sowie deren Wandel seit dem 19. Jahrhundert im gesamten Alpenraum. Die Aufarbeitung von Gislers Flechtenherabrium durch Michael Dietrich und Walter Brückner belegt damit auch die Bedeutung von historischen Sammlungen für die Wissenschaft. Das pdf des Bandes kann gratis heruntergeladen werden (Link).

Das vollständige Zitat lautet:

Dietrich, M. & Brückner, W. 2021. Die Flechten im Kanton Uri des 19. Jahrhunderts dokumentiert von Anton Gisler (1820-1888). Cryptogamica Helvetica 24: 1-413.



Tagungen / Kurse


1.       Die Bryolich-Studientage fanden 2022 vom 1.-4. September in Davos statt du wurden von Helen Küchler organisiert. Bryologisch-lichenologische Exkursionen führten auf das Weissfluhjoch und ins Dischmatal. 27 Bryolichmitglieder sowie StudentInnen der Uni Bern nahmen an den Studientagen teil. Für das gemeinsame Bestimmen der gesammelten Flechten und Moose wurden Mikroskope und Binokulare sowie die dazu nötige Fachliteratur bereitgestellt.

2.       2022 konnten erstmals wieder die Bestimmungsabende für einheimische Moose in Basel durchgeführt werden Es fanden insgesamt 11 Bestimmungsabende statt. Diese wurden in Zusammenarbeit mit dem Botanischen Institut der Universität Basel und der Basler Botanischen Gesellschaft durchgeführt. Geleitet wurden die Abende von Frauke Roloff, Dr. Heiner Lenzin und Niklaus Müller. Die Bestimmungsabende wurden von Einsteiger:innen und Studierenden der Uni Basel besucht.

3.       Vom 22.-25. September 2022 fand ein Kurs zur Flechtengattung Rinodina mit Prof.i.R. Helmut Mayrhofer statt. Der Kurs bestand aus zwei Exkursionstagen (Sustenpass und Reichbachtal) und zwei Kurstagen am Botanischen Institut Bern mit einer Einführung zur Gattung und Bestimmungsübungen. Organisiert wurde der Kurs von Dr. Christine Keller.

4.       Dr. Christine Keller organisierte wiederum Bestimmungsabende für Flechten und Moose am Institut für Systematische und Evolutionäre Botanik der Universität Zürich. Insgesamt wurden acht vierstündige Bestimmungsabende durchgeführt, an denen jeweils zwischen drei und fünf EinsteigerInnen teilnahmen.

5.       Am 23. Oktober wurde in Zusammenarbeit mit mit dem Daten- und Informationszentrum Swissbryophytes ein Kurs zur Gattung Sphagnum (Torfmoose) unter der Leitung von Dr. Norbert Schnyder, Niklaus Müller und Senta Stix durchgeführt. Kurs bestand aus einer halbtägigen Exkursion ins Robenhauser Riet bei Wetzikon (Kanton ZH) und einem ganztägigen Kurs mit Präsentationen und Bestimmungen einheimischer Arten. Mit 22 Teilnehmenden war der Kurs sehr gut besucht.

6.       Am Naturmuseum Luzern wurden zwei Flechtenkurse durchgeführt, nämlich am 20.2. ein Kurs zur Flechtengattung Umbilicaria und der Leitung von Dr. Christian Vonarburg und am 20.3. 2022 ein Kurs zu kleinen, erdbewohnenden Cyanoflechten unter der Leitung von Dr. Christine Keller und Gesa von Hirschheydt.



Internationale Aktivitäten


Wissenschaftliche Zusammenarbeit:

- Einsitz im Vorstand des European Committee for Conservation of Bryophytes (ECCB, Norbert Schnyder).

- Red List Authority Coordinator in der Bryophyte Specialist Group der World Conservation Union IUCN (Ariel Bergamini).

- Red List Authority Coordinator der Lichen Specialist Group der World Conservation Union IUCN (Christoph Scheidegger).



Nachwuchsförderung


Im Jahr 2022 wurden keine Gesuche von Doktorierenden an Bryolich gestellt.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


- Meylania: 2022 wurden die Ausgaben 69 und 70 mit 52 bzw. 62 Seiten unserer Zeitschrift Meylania publiziert mit teilweise umfangreichen Beiträgen zu seltenen oder besonderen Moosen, Flechten sowie lichenicolen Pilzen. 

- Austausch der Zeitschrift Meylania: Bryolich tauscht mit 17 Kryptogamenvereinigungen aus der ganzen Welt ihre Zeitschrift Meylania gegen die entsprechenden Publikationsorgane. Diese Publikationen stehen der Öffentlichkeit in der Bibliothek des Conservatoire et Jardin Botaniques de la Ville de Genève zur Verfügung.

- Vereinsbibliothek: Die Bücher von Bryolich sind der Öffentlichkeit in der Bibliothek der Botanischen Institute der Universität Zürich (Bryologie) und der WSL (Lichenologie) zugänglich.

- Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT): Die Bryolich engagiert sich aktiv in der SCNAT. Christoph Scheidegger, Mitglied im Bryolich-Vorstand und ehemaliger Präsident von Bryolich, amtete seit dem 1. 1. 2019 als Präsident der Plattform Biologie. Auf den 31.12.2022 ist er von seinem Amt als Plattform Präsident zurückgetreten.



Dialog mit der Gesellschaft


Bryolich pflegt den Dialog mit der Öffentlichkeit über die Publikation der Zeitschrift Meylania sowie der Zeitschriftenreihe Cryptogamica Helvetica. Die Bände der Meylania (http://www.bryolich.ch/meylania/inhalt_de.html) und der Cryptogamica Helvetica (Band 1-21: https://www.e-periodica.ch/digbib/volumes?UID=cry-002; ab Band 22: https://mitglied.scnat.ch/bryolich/cryptogamica_helvetica_main) sind frei zugänglich. Zudem unterhält die Gesellschaft eine Webseite, die laufend aktualisiert wird, führt Fachbibliotheken, hält Vorträge, und organisiert Exkursionen, Workshops, Bestimmungskurse und Studientage. Bryolich informiert vier Mal pro Jahr via Newsletter, der per E-Mail an 146 Personen verschickt wird, über laufende Aktivitäten. Bryolich ist zudem auf Facebook und seit September 2018 auf Instagram vertreten (aktuell 627 Follower; Links dazu auf www.bryolich.ch). Die von der Bryolich organisierten Veranstaltungen stehen allen Interessierten offen.