Jahresbericht 2022 für

Plattform Naturwissenschaften und Region


Präsident/Präsidentin: Prof. Pascal Maeser

Von: Chrstian Preiswerk, christian.preiswerk@scnat.ch

Zusammenfassung


Mit dem Aufheben der Covid-Einschränkungen konnte 2022 wieder ein Grossteil der geplanten Anlässe in Präsenzform durchgeführt werden, wobei ein Stück weit ergänzende digitale Angebote, die sich bewährt haben, aufrecht erhalten werden. 
Das wichtigste von der Plattform geplante Projekt, die Verstärkung der digitalen Zusammenarbeit zwischen den KRG und der SCNAT, kann leider nicht wie geplant realisiert werden. Die Abklärungen mit den einzelnen KRG haben letztlich gezeigt, dass nicht eine genügend grosse Anzahl KRG bereit war, die nötigen Ressourcen und Kompetenzen einzubringen, um damit die erwünschte Wirkung zu erzielen, bzw. für eine Mehrzahl der KRG der mit DIZA verbundene Aufwand den Mehrwert für die eigene Gesellschaft nicht aufwiegt. 
Eine verstärkte Zusammenarbeit soll aber mit einem reduzierte Folgeprojekt trotzdem angestrebt werden, auf der Basis von zwei bis drei gemeinsamen Schwerpunktthemen und ohne die vernetzte Nutzung von Social Media, was letztlich ein Haupttreiber für das Projekt war. 
Der – mittelfristig sicher notwendige - Aufbau von Social Media Kompetenzen wird nun in einzelnen KRG individuell vorangetrieben.
 
Als zweites grösseres Projekt konnten die Überarbeitung der Ziele und Voraussetzungen für die Unterstützung von Publikationen abgeschlossen und in entsprechenden Richtlinien festgehalten werden. Im Rahmen dieser Arbeit wurden sämtliche unterstützten Periodika einer Überprüfung hinsichtlich ihrer konzeptuellen Ausrichtung und ihrer Qualität unterzogen. Die Ergebnisse wurden in einem Bericht festgehalten, der im Vorstand der SCNAT präsentiert wurde.
 
An der Präsidentenkonferenz wurde die Thematik der «False Balance» behandelt, also die Frage, wie weit im Rahmen der Meinungsvielfalt auch Beiträge abseits des Mainstream ihren Platz haben. Eine Frage, die für viele KRG in der Gestaltung ihrer Programme und der Auswahl von Referent:innen relevant ist, auch und gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Drucks, mittels Kontroversen und Spektakel mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. In einem zweiten Teil haben sich die KRG mit den Möglichkeiten zur besseren Interaktion mit ihren Zielgruppen auseinandergesetzt. 
 
Das Präsidium hat eine intensive Diskussion zu den Rollen der KRG und den Zielgruppen im Dialog Wissenschaft-Gesellschaft geführt. Als besondere Stärke der Plattform wird die Verbindung von Wissenschaft mit politisch oder regional aktuellen Themen, und die Befähigung zur Einordnung von wissenschaftlichen Erkenntnissen festgehalten. Auf dieser Basis hat das Präsidium zu Handen der neuen Kommission Wissenschaft und Gesellschaft des Akademienverbundes eine Positionierung der Plattform zu ihrer Rolle und Aufgabe im Dialog Wissenschaft-Gesellschaft verfasst.
Die Aktivitäten der Plattform NWR in den einzelnen Leistungsbereichen werden primär von den Mitgliedgesellschaften erbracht, für Details wird daher auf die Jahresberichte der KRG verwiesen. 



Publikationen


Im Berichtsjahr wurden von der «Plattform NWR» 16 Periodika und eine Einzelpublikation unterstützt. Hervorzuheben sind zwei grosse Synthesepublikationen: von der Naturforschenden Gesellschaft Uri zur naturräumlichen Entwicklung der Talschaft Urseren und von der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zur Artenvielfalt im Kanton St. Gallen. Die Periodika der Mitgliedgesellschaften sind auf dem Organisationsportal der Plattform NWR zugänglich.
Die Retro-Digitalisierung der bestehenden Printprodukte konnte weiter vorangetrieben werden. Für die beiden noch verbleibenden KRG konnte die Retro-Digitalisierung dank finanzieller Unterstützung durch die Plattform aufgegleist werden.



Tagungen / Kurse


Mit dem Ende der Covid-Einschränkungen konnte ein Grossteil der geplanten Tagungen und Kurse wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden.
Das Citizen Science Projekt der Naturforschende Gesellschaft Obwalden und Nidwalden (NAGON) zur Bestimmung und Kartierung der Wildrosenvorkommen im Kanton konnte mit einer coronabedingten Verspätung erfolgreich abgeschlossen und ein öffentlicher Anlass in angepasster Form durchgeführt werden.



Nachwuchsförderung


Die Plattform unterstützt die Nachwuchsförderungs-Aktivitäten der Gesellschaften, die stark vom Milizengagement und dem jeweiligen lokalen Beziehungsnetz ihrer Akteure geprägt sind. Finanziell beansprucht die Nachwuchsförderung zwar nur 12% der Transferbeiträge, sie bildet aber eine wichtige Aktivität zur Sichtbarkeit der KRG in den Regionen.
Sieben KRG vergaben Preise für die besten Maturaarbeiten aus der Region. Die Preisverleihungen sind in der Regel mit öffentlichen Anlässen verbunden. Drei weitere Preise honorieren themenspezifische Forschungsarbeiten oder besonderes Engagement von jungen Forschenden für die naturwissenschaftliche Forschung in den Regionen.
Das Schulprojekt der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft ANG für die Sekundarstufe sowie das Projekt „TechEcole“ in Neuenburg wurden weitergeführt. Die beliebte Kinder-Universität in Winterthur konnte 2022 nun wieder durchgeführt werden, ebenso das Kinderlabor Abenteuer Physik, welches deutlich ausgebaut werden konnte. Die Naturkunde-Workshops für PrimarschülerInnen der Waadtländer Naturforschenden Gesellschaft sowie die «Vacanze scientifica» für Schüler im Tessin erfreuen sich weiterhin grosser Beliebtheit. Für den Schaffhauser Tag der Naturwissenschaften erwies sich die Vorbereitungszeit aufgrund der zu Jahresbeginn noch unklaren Pandemie-Situation als zu kurzfristig, der Anlass wurde daher auf 2023 verschoben.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


In dieser Rubrik wird über die Tätigkeiten der Geschäftsstelle informiert, die zum Grundbetrieb gehören. Dies umfasste 2022
·     Die Durchführung von 4 Präsidiums-Sitzungen (Präsenz, hybrid und per zoom), an denen sowohl die Projekte des Präsidiums bearbeitet wie auch die zyklischen Geschäfte wie die Behandlung der Beitragsgesuche der Mitgliedgesellschaften und Budgetierung erledigt wurden.
·     Ende Jahr konnten, auf Basis der Arbeiten aus dem Vorjahr, die neuen Richtlinien für die Unterstützung von Publikationen der KRG fertiggestellt werden. Vorausgegangen war eine Überprüfung von allen von den KRG herausgegebene Periodika-Titeln im Hinblick auf die Anforderungen bezüglich Zielgruppen, konzeptueller Kohärenz und der Qualität durch die Mitglieder des Präsidiums. Ein grosser Dank an dieser Stelle für den Sommereinsatz der Präsidiums-Mitglieder. Die Ergebnisse dieser Überprüfung wurden an der September-Sitzung ausführlich diskutiert und in einem Argumentarium sowie einem Bericht festgehalten, der im Dezember im SCNAT Vorstand vorgestellt wurde. Der Vorstand sprach sich, mit dieser Grundlage, für eine Weiterführung der Periodika-Unterstützung aus und begrüsst die Aktualisierung der entsprechenden Richtlinien durch das Präsidium. Die neuen Richtlinien sollen an der Präsidentenkonferenz 2023 vorgestellt und verabschiedet werden. Parallel dazu sind Begleitgespräche mit den Redaktor:innen der KRG-Periodika vorgesehen, um die Vorstellungen des Präsidium bezüglich Qualität und die Implementierung der neuen Richtlinien bilateral zu erörtern.
·     Aufbauend auf den Ergebnissen eines Auftrags an eine spezialisierte Agentur zur Erarbeitung von Massnahmen für ein wirksameres digitales Marketing der KRG hat die Plattform zusammen mit der Kommunikationsstelle der SCNAT eine Projektskizze erstellt zur Verbesserung der digitalen Zusammenarbeit zwischen den KRG und der SCNAT (DIZA). Das Projekt sah Massnahmen für ein verstärkte digitale Nutzung von vorhandenen Inhalten sowie zentrale Dienstleistungen im Bereich Social Media vor. Obwohl das Projekt bei der Präsentation an der Präsident:innenkonferenz grundsätzlich auf Interesse stiess, fanden sich in den nachfolgenden Sondierungsgespräche trotz einem grossen Informationsaufwand seitens der Geschäftsstelle nicht genügend KRG, die bereits waren, sich auch tatsächlich auf eine Beteiligung einzulassen. Die meisten KRG äusserten die Befürchtung, nicht genügend Zeit und/oder Kompetenzen für den Einsatz von Social Media aufbringen zu können, bzw. dass der Aufwand im Vergleich zum Mehrnutzen momentan zu hoch ist. Mit dem Projekt verbunden wäre auch ein Kulturwandel in den Gesellschaften hin zu einem Selbstverständnis, das eine KRG als Teil eines nationalen Netzwerkes versteht. Das Präsidium musste daher beschliessen, das Projekt nicht in der geplanten Form durchzuführen. Stattdessen wurde das Element der Sozialen Medien gestrichen und das Projekt reduziert auf ein Angebot für eine allgemeine stärkere Zusammenarbeit der SCNAT mit den KRG in ausgewählten Schwerpunktthemen, die bei einer Vielzahl von KRG von Interesse sind. Ein erster Koordinationsanlass zur Festlegung dieser Schwerpunktthemen und zur Diskussion der passenden Planungsabläufe ist im ersten Quartal 2023 geplant.
Fallweise kann die Kommunikationsstelle der SCNAT jedoch einzelne Social Media Aktivitäten der KRG unterstützen.
·     Der seitens a+ im Anschluss an die Evaluation aufgebrachte Vorschlag, die Plattformen Wissenschaft und Politik und Wissenschaft und Gesellschaft von der SCNAT in die Verantwortung des Verbundes überzuführen, wurde - zur Erleichterung der Plattform NWR – wieder fallengelassen. Stattdessen setzt der Verbund eine Kommission Wissenschaft und Gesellschaft zum Dialog in Akademien-übergreifenden Themen und Projekten ein. Das Präsidium NWR hat im Dezember zu Handen dieser Kommission eine Positionierung der Plattform zu ihren Dialog-Aktivitäten verfasst.
·     Die Präsidentenkonferenz wurde hybrid durchgeführt, wie bisher vor der DV der SCNAT. Behandelt wurde die Thematik der «False Balance», also die Frage, wie weit in der Tätigkeit der KRG im Rahmen der Meinungsvielfalt auch Beiträgen abseits des Mainstream ihren Platz haben, d.h. wo im Sinne der wissenschaftlichen Korrektheit allenfalls auch Grenzen zu ziehen sind. Unter anderem referierte der erfahrene Wissenschaftsjournalist Dr. Thomas Häusler über „Die Kunst der richtigen Balance zwischen False Balance und Mainstream“.
Als zweites Thema konnten sich die teilnehmenden Präsidentinnen und Präsidenten im Format des «World Café» - auf regionaler Ebene – zu aktuellen und künftigen Formen der Interaktion in den KRG und mit ihren Zielpublika austauschen.
Die Teilnehmerzahlen an der Präsident:innenkonferenz erreichte leider noch nicht das Vor-Corona Niveau.
·     Im Rahmen der Zwecküberprüfung von Fonds und Legaten der SCNAT soll unter anderem der «Fonds Pilatuskarte» aufgelöst werden, da der ursprüngliche Stiftungszweck erfüllt ist. Das Präsidium hat einen Vorschlag zu einer zwecknahen Verwendung der Restmittel eingebracht, der vom Vorstand SCNAT gutgeheissen wurde
·     Der Austausch mit einigen KRG aus Hochschul-Kantonen hat gezeigt, dass diese KRG durch den Ausbau zielähnlicher Aktivitäten an den Hochschulen besonders gefordert sind. Daher soll zu diesen Fragen 2023 ein spezieller Anlass für die Hochschul-KRG organisiert werden.
·     Als Nachfolger von Sophia Pantasis wurde Alois Zwyssig ins Plattform-Präsidium gewählt.
·     Der Plattformleiter vertritt die Plattform NWR in der Begleitgruppe des SCNAT-Projektes zur Transformationsforschung.
·     Die Plattform NWR beteiligt sich am Citizen Science-Netzwerk von Science&Cité und bietet die Verbindung mit entsprechenden Engagements und Projekten ihrer Mitglieder (z.B. die Kartierung der Wildrosen-Vorkommen in den Kantonen Nid- und Obwalden, die 2022 abgeschlossen werden konnte.



Dialog mit der Gesellschaft


Der Dialog mit der Gesellschaft ist die Kernaktivität der Plattform NWR, wobei die Aktivitäten primär von den einzelnen Gesellschaften getragen werden. Die Plattform NWR hat in den meisten kantonalen und regionalen Gesellschaften ein sehr vielseitiges Angebot von Vortragsreihen, Exkursionen, öffentlichen Anlässen und Wissenschafts-Cafés unterstützt. Mit dem Ende der Covid-Einschränkungen konnte ein Grossteil der geplanten Dialog-Anlässe wieder als Präsenzveranstaltung durchgeführt werden.
In Anbetracht der sich verändernden Akteurslandschaft im Bereich Dialog Wissenschaft – Gesellschaft hat das Präsidium eine intensive – und teilweise auch divergierende – Diskussion zu den Rollen der KRG und den Zielgruppen in diesem Feld geführt. Als besondere Stärke der Plattform wird die Verbindung von Wissenschaft mit politisch oder regional aktuellen Themen, und die Befähigung zur Einordnung von wissenschaftsbezogenen Themen für Interessierte festgehalten. 
An einer Mitarbeitendenversammlung der SCNAT konnte der Leiter  der Plattform über die Rolle der KRG im Dialog Wissenschaft-Gesellschaft informieren. Ein wichtiges Element dabei ist das Vertrauen in die Wissenschaft. Hier können die KRG einen wichtigen Beitrag leisten.
Das Präsidum NWR hat beschlossen, die App Science Guide Ende Jahr einzustellen, da teure technische Anpassungen bei den Schnittstellen nötig wären und die Suchmöglichkeiten mit der mobilefähigen Webseite mittlerweile fast gleichwertig sind. 
Die SCNAT hat einen Teil der coronabedingt nicht ausgeschöpften Kredite für zusätzliche Gesuche der Mitgliedgesellschaften zur Verfügung gestellt. Erfreulicherweise konnten einige KRG dazu erfolgreiche Gesuche zum Ausbau ihres digitalen bzw. hybriden Angebotes einreichen. Eine erste grobe Auswertung zum Streaming bzw. Aufzeichnung von Anlässen auf youtube hat gezeigt, dass die Teilnehmendenzahlen dadurch zwar erhöht werden, die Interaktion mit dem Publikum aber nicht wesentlich verbessert wird.
Nebst den klassischen Formaten wie Vorträge, Tagungen und Exkursionen organisieren die KRG vermehrt auch Podien zu aktuellen gesellschaftlichen Themen. Im Vordergrund standen im Berichtsjahr neben dem Klimawandel auch die Themen Ernährung und Landwirtschaft.
Noch wenig genutzt werden die Möglichkeiten zur Interaktion über digitale Kanäle. Mit der Unterstützung von ersten Pilotprojekten zur Nutzung von Social Media in zwei Gesellschaften soll auch getestet werden, welche Möglichkeiten sich dadurch ergeben.
Nebst Aarau und Winterthur wurde auch in Zürich die Produktion von Podcast zu aktuellen naturwissenschaftlichen Themen gestartet.
Der 2021 eröffnete Eiszeitweg in Winterthur konnte mit Unterstützung der Plattform mit neuen Elementen ergänzt werden, ebenso konnte in Aarau der beliebte Auen-Audiopfad vollständig erneuert werden.
Der Nachhaltigkeitstag («GreenDay») in Bellinzona hat sich mittlerweile als grosses, erfolgreiches Festival etabliert, mit dem gleichzeitig aber auch die Grenzen eines in Milizarbeit organisierbaren Events erreicht werden. Die federführende Gesellschaft STSN prüft Möglichkeiten zur Entlastung der involvierten Personen.
Im Weiteren verweisen wir bezüglich Dialogaktivitäten auf die Jahresberichte der einzelnen Gesellschaften.