td-net: Network for Transdisciplinary Research
Das Netzwerk für transdisziplinäre Forschung (td-net) ist ein wissenschaftliches Netzwerk, das von der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) und den Akademien der Wissenschaften Schweiz ins Leben gerufen wurde. Das Netzwerk hat zum Ziel, inter- und transdisziplinäre (ITD) Forschung und Lehre in der Schweiz und international zu verankern. Das td-net ist als Akademienprojekt vollständig in die Governance-Struktur der SCNAT integriert und berichtet jährlich über seine Aktivitäten und Leistungen im Einklang mit den Vorgaben der SCNAT.
Das Jahr 2022 war für das td-net in strategischer, operativer und thematischer Hinsicht äusserst vielfältig. Wir möchten drei Meilensteine hervorheben:
1. Stellungnahme zum Beitragsreglement der Innosuisse als eines der spannenden Förderformate für soziale Innovationen mit potentiell transdisziplinärer Ausrichtung.
2. Mitarbeit in der Formulierung von Vorschlägen für neue Nationale Forschungsprogramme (NFP). NFP bieten eine grosse Chance für transdisziplinäre Projekte, da sie sich per Definition mit gesellschaftlichen Herausforderungen befassen, für die zumeist mono- und interdisziplinär erarbeitete Lösungen zu kurz greifen und sozial- und geisteswissenschaftliche Aspekte mit solchen aus den Natur- und Technikwissenschaften verbunden sind. Wir haben in ad hock Arbeitsgruppen der Akademien zu bestimmten Themen mitgearbeitet und dem Staatssekretariat für Forschung, Bildung und Innovation SBFI empfohlen, bei den von ihnen in die engere Wahl genommenen Vorschlägen von Anfang an einen besonderen Stellenwert auf TD zu legen.
3. Ausrichtung der ersten nationalen ITD-CH Konferenz nach der Pandemie mit dem Ziel, die methodische Kompetenz im Hinblick auf «future Literacy» und TD Forschung in der Schweizer Community voranzutreiben.
Diese drei Meilensteine sind jedoch nur ein kleiner Ausschnitt unserer vielfältigen Aktivitäten und Herausforderungen.
Das td-net startete voller Elan ins neue Jahr. Mit Prof. Dr. Christoph Küffer übernahm ein Präsident der jüngeren Generation das Steuer. Er hatte bereits als Student und später als Doktorand die Entwicklung des td-net miterlebt. Seine erste Amtshandlung widmete er wissenschaftspolitischen Aufgaben. Zudem unterstützte er die Inwertsetzung bisheriger Instrumente und Produkte. Später im Jahr beschloss der Beirat unter seiner Führung die neue strategische Ausrichtung für die unmittelbare Zukunft. Dabei stand im Vordergrund, die Forschungsförderung in der Schweiz proaktiv zu unterstützen und die Bedingungen und die Qualität von TD Forschung zu verstetigen. Ein sehr wichtiger Aspekt für ein Netzwerk der Akademien ist dabei die Beobachtung der Weiterentwicklung der TD-Forschung und die Berücksichtigung einer zunehmenden Vielfalt von (zum Teil) neuen Forschungsfeldern sowie die Nachwuchsförderung. Die thematische Ausweitung umfasst die Künste, Design, Genderstudies und Nachhaltigkeitsforschung im weiteren Sinne. Zu diesem Zweck wurden gezielt neue Kandidat:innen für die Wahl in den Beirat vorgeschlagen. Die Akademien der Wissenschaften der Schweiz haben die Arbeit des td-net aufgegriffen und in ihrer Mehrjahresplanung 2025-2028 veröffentlicht (https://api.swiss-academies.ch/site/assets/files/66140/mehrjahresplanung_2025-2028_akademien_der_wissenschaften_schweiz.pdf, Kapitel 2.6 Seite 20).
Das vergangene Jahr bot zwei herausragende Highlights des td-net: Bei der ersten Veranstaltung handelt es sich um den «Sustainable University Day 2022», der zum ersten Mal in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen in der italienisch sprachigen Schweiz stattfand und zum Thema: «Hochschulen und die Agenda 2030: Welche Rolle spielen soziale Herausforderungen, der Dialog mit dem Umfeld und das Engagement der Studierenden?» eine hohe Besucherzahl verzeichnen konnte. Die zweite Veranstaltung, die ITD-CH 22, beschäftigte sich mit dem Thema «future Literacy» und diskutierte, wie Zukunftsbilder entwickelt und reflektiert werden können. Hierbei wurde explizit die Rolle der TD-Forschung diskutiert und wie sie gesellschaftliche Vorstellungsräume aufweiten kann. Das Tagesprogramm spannte daher den Bogen von der nationalen Forschungsförderung, die ihre Fördergefässe kontinuierlich anpasst und Anforderungen an die künftigen Herausforderungen aufnimmt über das Erleben von unterschiedlichen Methoden hin zu persönlichen Forschungsbezügen und Beiträgen zu methodischen Herausforderungen. Zum Schluss der Tagung wurde hervorgehoben, dass professionelles Nicht-Verstehen, die Wahrnehmung von Umgebung und Momenten (sensorial roots of knowledge production) sowie Methoden, bei denen prägnante Fragen vermeintlich objektive Forschungsanliegen entlarven helfen, die Gesellschaft zukunftsfähiger machen kann.
Natürlich ist TD selten ein isoliertes Thema, sondern meistens in andere Fragestellungen eingebettet. Aus diesem Grund war das td-net auch bei anderen Veranstaltungen aktiv vertreten, wie zum Beispiel dem 3. Landschaftskongress, der SAGUF-Jahrestagung und dem Sustainability Science Forum 2022 – Shaping Research for our Future. Durch den Schwerpunkt auf Methoden ergaben sich zahlreiche Interaktionsmöglichkeiten innerhalb der Akademien, der Schweizer Community sowie international. Wir konnten unser gesammeltes Wissen weitergeben und dabei auch viel von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern lernen, die in ihren Projekten mit Reallaboren, Dialogforen, Roundtables, Research Sprints und vielen anderen spannenden Formaten unterwegs sind.
Das td-net engagiert sich nach wie vor international aktiv im Leadership Board der Global Alliance for Inter- and Transdisciplinarity sowie in deren Working Group «Toolkits & Methods». Ausserdem ist das td-net Teil des «Partner*innenkreises der tdAcademy», mit der zusammen ein Eckpunktepapier erarbeitet wurde, das sich an die deutsche Politik richtet. Dieses Dokument wird 2023 in der Zeitschrift GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society (https://gaia.oekom.de/) veröffentlicht und sollte somit von einem breiten Publikum im D-A-CH-Raum wahrgenommen werden.
Zu Beginn des Jahres übernahm Prof. Christoph Küffer die Leitung des Wissenschaftlichen Beirats. Als Professor für Siedlungsökologie der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil sowie Privatdozent für Plant and Global Change Ecology (Pflanzenökologie und Ökologie des globalen Wandels) trat er mit grossem Elan und Respekt vor den Errungenschaften des td-net sein Amt an und stellte es unter das Motto «Erfolge feiern, Bewährtes fortsetzen und neue Schwerpunkte ausloten». In seinen Augen bestehen die Hauptaufgaben des td-net in der heutigen Zeit komplexer und kontroverser Herausforderungen darin, die Kompetenzen zu verbessern und anzupassen, um Prozesse an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis durch Methoden und kritische Reflexion zu stärken. Ausserdem sollen sich Fachhochschulen und Universitäten untereinander besser vernetzen und der Austausch zwischen Hochschulen, Zivilgesellschaft, Unternehmen der Privatwirtschaft und Kultur gefördert werden.
Unter diesem Motto eruierte der Wissenschaftliche Beirat seinen Handlungsbedarf, gab Inputs bei der Erstellung der Mehrjahresplanung der Akademien, beteiligte sich mit anderen Foren der SCNAT an der Stellungnahme zum Entwurf der Verordnung des Verwaltungsrats der Innosuisse über ihre Fördermassnahmen sowie an der Erstellung von Themenvorschlägen für neue nationale Forschungsprogramme NFP. Nach dem Erwachen aus der Pandemie arbeitete der Beirat auch im Jahr 2022 zunächst vorwiegend online zusammen, bis im Herbst eine strategische Auslegeordnung mit folgenreichen Konsequenzen für die kommenden Jahre stattfand. Ein strategisches Ziel, nämlich der Diversität transdisziplinärer Zugänge mehr Rechnung zu tragen, konnte im Herbst angegangen werden und aus einem breiten Spektrum transdisziplinärer Fachbereiche konnten neue Personen gewonnen und zur Wahl vorgeschlagen werden.
2022 engagierten sich folgende Personen im td-net Beirat:
Wissenschaftlicher Beirat
Prof. Dr. Christoph Küffer (OST), Präsident seit 2022
Prof. Dr. Frédéric Darbellay (Université de Genève)
Prof. Dr. Janet Hering (EAWAG)
Prof. Dr. Christian Pohl (ETH Zürich)
Prof. Dr. Stephan Rist (Universität Bern)
Prof. Dr. Jan C. Schmidt (Hochschule Darmstadt (D))
Prof. Dr. Ulrike Sturm (Hochschule Luzern)
Prof. Dr. Susan Thieme (Universität Bern)
ex officio Mitglieder
Dr. Karin Ammon, SCNAT
Dr. Elisabeth Ehrensperger, TA-Swiss
Dr. Daniel Marti, SBFI
Dr. Laetitia Philippe, SNF
akademien-schweiz, vacant
SAGW wird ab 2023 wieder besetzt
Am Ende des Jahres werden zwei langjährige Mitglieder des Beirats verabschiedet. Professor Dr. Jan C. Schmidt von der Hochschule Darmstadt vertrat vor allem philosophische Aspekte und ermöglichte wichtige Verbindungen zur Community der deutschsprachigen und internationalen Technologiefolgenabschätzung. Seine Motivation für die angestrebte Vernetzung war es, dass beide Communities methodisch zwar eine starke Überschneidung haben, aber immer noch selten miteinander kommunizieren, was vor allem bei internationalen Konferenzen sichtbar wird.
Professor Dr. Stephan Rist von der Universität Bern bedankte sich in der letzten Sitzung herzlich für die produktive Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren und betonte noch einmal die Bedeutung dieses Netzwerks. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Transdisziplinarität einen Beitrag zur kritischen Nachhaltigkeit leistet und die Rolle der Wissenschaft in der Gesellschaft mitgestaltet. Dabei sollte keinesfalls ein Konsens angestrebt werden, da gerade Kontroversen die Wissenschaft weiterbringen. Schliesslich hofft er, dass das Netzwerk einen wesentlichen Beitrag zur Integration der vielen losen Wissensbestände zu den grossen Fragen der Gesellschaft leisten kann.
Das td-net führt im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI das Programm «U Change – Studentische Initiativen für eine nachhaltige Entwicklung». Dem Programm steht ein eigenes Leitungsgremium vor, dessen Mitglieder von swissuniversities bzw. dem VSS|UNES|USU (Verband der Schweizer Studierendenschaften) gewählt werden. Das Gremium setzt sich aus Delegierten von Fachhochschulen, pädagogischen und universitären Hochschulen sowie Studierenden (über den VSS) zusammen. Im Jahr 2022 waren folgende Personen Mitglieder des Gremiums:
- Christian Pohl, ETH Zürich (Vorsitzender des Leitungsgremiums)
- Dominik Allenspach, Pädagogische Hochschule Zürich
- Manuel Fischer, Berner Fachhochschule
- Nico Frommherz, Vertreter der Studierenden der Fachhochschulen (ZHAW)
-Benoît Frund, Université de Lausanne
- Chiara Guasso, Vertreterin der Studierenden der pädagogischen Hochschulen (PH LU)
- Yaël Kälin, Studierendenvertreterin universitäre Hochschulen (ab Mai 2021)
- Christine Künzli, Pädagogische Hochschule FHNW
- Alessandro Maranta, Zürcher Fachhochschule
- Arne Menn, Universität Basel
- Alain Pache, haute école pédagogique du canton de Vaud
- Silvia Schroer, Universität Bern
- Rémi Vuichard, haute école spécialisée de Suisse occidentale
- Annuscha Wassmann, Focus Sustainability (ohne Stimmrecht)
Der achte «Sustainable University Day» (SUD 22) hatte den Titel «Hochschulen und die Agenda 2030: Welche Rolle spielen soziale Herausforderungen, der Dialog mit dem Umfeld und das Engagement der Studierenden?» und wurde erstmals in der italienischsprachigen Schweiz, in Mendrisio, in Zusammenarbeit mit der Università della Svizzera italiana (USI) und der Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (SUPSI) durchgeführt. Es gab ein besonders grosses Interesse an der Veranstaltung, was wir an der hohen Beteiligung (erstmals über 200 Personen) ablesen konnten. Im Anschluss wurden die Veranstaltung und die Diskussionen positiv bewertet und es gab sehr konstruktive Rückmeldungen.
Die erfolgreiche Tagung schloss mit einer Podiumsdiskussion, an dem Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen sowie Studierende teilnahmen. In der Diskussion wurden mögliche Kooperationsmöglichkeiten und relevante Handlungsfelder identifiziert, die Hochschulen bei ihrer Rolle als Förderer einer nachhaltigen Politik unterstützen sollen. Die Schlussfolgerung aus dieser Diskussion ist ein Aufruf an alle Mitglieder der Hochschulen – Studierende, Lehrende sowie Verwaltungspersonal – gemeinsam an einer Kultur der Nachhaltigkeit zu arbeiten. Hierfür sind Begegnungen auf Augenhöhe, Wertschätzung und eine Vernetzung über Departements-, Hochschul- und Sprachgrenzen hinweg notwendig. Zum Abschluss wurde der Appell formuliert: «Lasst uns unsere Energie für den Wandel bündeln, mit der notwendigen Bescheidenheit, Entschlossenheit und manchmal auch einer gesunden Naivität!» Das Ereignis wurde von Studierenden fotografisch und filmisch dokumentiert (Dokumentation: https://u-change.ch/de/sud/2022/).
Im Jahr 2022 hat U Change seine Aktivitäten in Vernetzung und Kommunikation weiter ausgebaut. Die ersten Ergebnisse sind bereits sichtbar: eine Medienmitteilung in Deutsch, Französisch und Italienisch, Verbesserungen auf der Website und ein neuer Instagram-Account, um näher an den Studierenden und ihren Vereinen zu sein. Die neue Kommunikationsstrategie soll dazu beitragen, dass abgeschlossene U Change -Projekte besser zur Geltung kommen und eine Vorbildfunktion erhalten. Darüber hinaus wurde ein Set mit gebrauchsfertigen Kommunikationsmaterialien für die U Change -Angebote erstellt, das den Hochschulen zur freien Verfügung steht.
Ebenfalls war die Zusammenarbeit mit Multimedia-Studierenden der Fachhochschule Graubünden erfolgreich. Im Rahmen eines Praxismoduls mit Fokus auf Nachhaltigkeitskommunikation haben sie für U Change verschiedene Projekte besucht und Projektporträts sowie ein Motivationsvideo für Studierende gedreht.
U Change hat sich auch international präsentiert. Im März 2022 nahm das Programm am Weltkongress für Umweltbildung (World Environmental Education Congress, WEEC) in Prag teil und war auch beim European Open Science Forum (ESOF) vertreten. Das präsentierte Poster am ESOF 2022 in Leiden wurde sehr positiv aufgenommen und der Programmkoordinator von U Change , Yves Gärtner, daraufhin von der Plattform scientifyRESEARCH zu einem Interview über die Förderstrategie von U Change eingeladen.
Schliesslich hat das Programm im Jahr 2022 erneut zwei Ausschreibungen gestartet und aus insgesamt 48 Einreichungen 21 Projekte genehmigt. Die aktuelle Liste der laufenden Projekte ist auf der Website des Programms zu finden.
Die vielfältigen Projekte wurden in der Fachstelle des td-net von folgenden Personen geleitet und begleitet:
- Theres Paulsen, MSc ETH Umwelt-Natw., Leiterin td-net
- Sibylle Studer, Dr., Projektleiterin Schwerpunkt «Methoden» und «Capacity Building»
- Yves Gärtner, BSc Umw.Ing., Projektleiter «U Change»
- Lucrezia Oberli, MA ScS, Wissenschaftliche Mitarbeiterin U Change
- Elena Paganoni, Assistentin der Geschäftsstelle und Kommunikation bis 31.7.2022
- Nives Ramisberger, Assistentin der Geschäftsstelle und Kommunikation bis 31.10.2022
- Samuel Rhomberg, Assistent der Geschäftsstelle und Kommunikation seit 25.07.2022
- Noé Balsiger, Assistent der Geschäftsstelle und Kommunikation seit 1.11.2022
Elena Paganoni (bis Juli) und Nives Ramisberger (bis Oktober) verliessen nach erfolgreich abgeschlossenem Masterstudium das td-net. Die Berufspraxis, die sie im td-net erwerben konnten, werden ihnen im Einstieg ins Erwerbsleben dienlich sein. An ihre Stelle traten Samuel Rhomberg (ab August) er studiert Sozialanthropologie und Sozialwissenschaften an der Universität Bern und Noé Balsiger (ab November), er studiert Geographie und Geschichte an der Universität Bern.
Das td-net versteht sich als Netzwerk im Dienste aller Wissenschaftsbereiche und nicht nur der Naturwissenschaften. Unsere Informationen werden in der Regel im Auftritt der Akademien der Wissenschaften Schweiz veröffentlicht. Im Jahr 2022 haben wir an verschiedenen Artikeln und Buchkapiteln gearbeitet, die im Jahr 2023 veröffentlicht werden. Im «Handbook of Transdisciplinarity: Global Perspective», das von Roderick Lawrence (Professor emeritus an der Universität Genf und langjähriges Beiratsmitglied) herausgegeben wird, wird das td-net in drei Kapiteln vertreten sein: Internationale Netzwerke (Global ITD Alliance), Methoden und Toolkits sowie Aus- und Weiterbildung am Beispiel des tdMOOCs.
Des Weiteren ist T. Paulsen und S. Studers Text «Transdisziplinäre Ko-Produktion von Wissen - das Potential einer Perspektive Pluri» erschienen, welcher wie folgt zu zitieren ist:
Paulsen, T. & S. Studer (2022): Transdisziplinäre Ko-produktion von Wissen – das Potential einer Perspektive Pluri / Transdisciplinární tvorba znalostí –potenciál tzv. pluriperspektivy. In: Weber, T. & H. Böhm (eds) Wissenskommunikation unter Bedingungen von Mehrsprachigkeit: 259 - 280. https://www.peterlang.com/document/1248609
Das td-net führt pro Jahr mehrere Veranstaltungen und Kurse durch. Einige davon aufgrund expliziter Nachfrage aus der Community zumeist mit einem besonderen Anliegen an TD Methoden.
– «Wissensgemeinschaft Landschaftskultur», online Kick-off Workshop organisiert für das Forum Landschaft, Alpen Pärke, 21.01.2022, ca. 15 Teilnehmende
– «Connecter des perspectives – le td-net et sa boîte à outil», séminaire en distanciel du Groupe de Travail sur la transdisciplinarité (GT3) au sein du Réseau des Zones Ateliers, des , rund 30 Teilnehmende, 01.02.2022
– Methoden am Montag, Veranstaltungsreihe co-organisiert mit der PWA, 07.02.2022 Einführung, 07.03.2022 Erzähl deine Geschichte anhand eines Objektes, 04.04.2022 But Why Technique, 02.05.2022 Szenario Integration, 13.06.2022 Most Significant Change Technique, > 50 Teilnehmende
– «td-net & its toolbox», Input to the Seminar: Co-Creation and Co-Production of Knowledge in the Social Sciences, 02.03.2022, rund 30 Teilnehmende
– Kompakt, einfach, attraktiv: Eine ko-kreative Toolbox-Entwicklung für die Schweizer Energieforschung, zusammen mit Astrid Björnsen und Anna Roschewitz, tF-Symposium: Lösungen entwickeln und erproben,17.03.2022, rund 30 Teilnehmende
– Mentoring Workshop 2 «lmpact analysis and generation» im Rahmen des RESPONSE Annual Meeting 2022, Zurich-Basel Plant Science Center, 18.03.2022, rund 20 Personen
– Sustainable University Day 2022 (SUD22) «Hochschulen und die Agenda 2030: Welche Rolle spielen soziale Herausforderungen, der Dialog mit dem Umfeld und das Engagement der Studierenden?», 29.4.2022, über 200 Teilnehmende
– Pilotprogramm Anpassung an den Klimawandel, Organisation in Zusammenarbeit mit dem Forum für Klimawandel ProClim im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU: Site Visit Wohlen «Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen vom Wassermanagement bis zur Siedlungsentwicklung», 3.5.2022, ca. 50 Teilnehmende
– Digitale tools geschickt einsetzen, Workshop im Rahmen eines Austauschformats des B’VM beratung, 16.05.2022, 12 Teilnehmende
– ITD Toolkits Workshop- tdMOOC, td-net toolbox and SHAPE-ID toolkit, International Science of TeamScience Conference, 01.08.2022, rund 30 Teilnehmende
– Inter-and Transdisciplinarity Conference Switzerland 2022 (ITD-CH22) «Zukunftsbilderentwickeln und reflektieren – Wie kann TD-Forschung helfen, gesellschaftliche Vorstellungsräume zu erweitern?», 7.9.2022, ca. 60 Teilnehmende
– Introduction to the td-net and the td-net Toolbox, Input and Exchange Session with the Mentors of the Edgelands Research Sprint, 06.10.2022, 3 Teilnehmende
– Methoden am Montag, Veranstaltungsreihe co-organisiert mit der PWA, 07.11.2022 Einführung, 05.12.2022 Idea Tree, 09.01.2023 Nomadic Concept, 06.02.2023 Emancipatory Boundary Critique, 06.03.2023 Peer-to-Peer Austausch, 03.04.2023 Evaluation H
– «Do we need more toolkits for interdisciplinarity? Creating a federated knowledge bank of interdisciplinary tools and methods», together with the ITD Alliance Working Group on Toolkits and Methods, 12.11.2022, ca. 40 Teilnehmende (international)
– Koproduktion von Wissen in inter- und transdisziplinären Teams, Workshop für Wissenschaftliches Personal an der WU Wien, 30.11.2022-01.12.2022, knapp 10 Teilnehmende
– «Rethinking paradigms for societal transformation» mit der Schweizer Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW und der Schweizer Akademischen Gesellschaft für Umweltforschung und Ökologie SAGUF am Sustainability Science Forum 2022 - Shaping Research for our Future, 3.11.2022, rund 20 Teilnehmende
Weitere:
– Das td-net präsentierte sich zudem am vom Programm U Change organisierten Sustainable University Day mit allgemeinen Informationen zu TD, Methoden und dem td-net.
– Wir gestalteten Infostände mit Schwerpunkt Methoden, U Change und dem Ausbildungskurs (tdMOOC) und präsentierten diese am 3. Landschaftskongress im September in Rapperswil sowie in ähnlichem Format
– Ende September an der Jubiläumsveranstaltung der Schweizerischen Akademische Gesellschaft für Umweltforschung und Ökologie (saguf)
– Vortrag mit dem Titel: «Grundlagenforschung – angewandte Forschung – transdisziplinäre Forschung? – Komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen können wir nur mit diversen Ansätzen stellen» an der HSLU, eine Veranstaltung zusammen mit dem «Deutschen Hochschulkonsortium für internationale Kooperation DHIK» zum Thema «Internationale Kooperationen für angewandte Forschung». Über 100 Teilnehmende.
Institutionelle Zusammenarbeit:
– Aktive Mitarbeit im Leadership Board der Global Alliance of Inter- and Transdisciplinarity (ITD Alliance.org)
– Koordination und Organisation der synchronen wie asynchronen Zusammenarbeit innerhalb der ITD Alliance Working Group Toolkits & Methods (https://itd-alliance.org/working-groups/toolkits_methods/)
– Mandat im Partner*innenkreis der tdAcademy (D): https://td-academy.org/tdacademy/kooperationen2/
Der Massive Open Online Course (MOOC) on Transdisciplinary Research wurde erneut durchgeführt und dabei von verschiedenen Tutor:innen betreut. Ende des Jahres wurde er für die dritte Durchführung nochmals leicht überarbeitet. Der Kurs ist ein Schweizer Kooperationsprojekt von den Swiss Academies of Arts and Sciences, td-net (Co-Creator), Swiss Academies of Sciences, KFPE (Content Provider), Swiss Tropical and Public Health Institute, University of Basel (Content Provider), University of Bern, cde and giub (Content Provider), ETHZ USYS Td Lab (Content Provider), Université de Genève (Content Provider) und der Lucerne University of Applied Sciences and Arts (Content Provider). Der Kurs wurde in Zusammenarbeit mit dem New Media Center der Universität Basel produziert und umfasst zahlreiche Videos, Artikel und Infografiken für die MOOC-Plattform FutureLearn. Lehrverantwortliche an Schweizer Hochschulinstituten wurden darüber informiert, wie sie den MOOC in ihre eigenen Lehrveranstaltungen integrieren können. Die Erfahrungen mit dem MOOC werden 2023 auch in einem Kapitel im Handbook of Transdiciplinarity: Global Perspectives (herausgegeben von Roderick J. Lawrence, Edward Elgar Publishing, ISBN: 978 1 80220 782 8) beschrieben.
Sibylle Studer bietet einige Methodenworkshops auf der Grundlage der Toolbox an, um Nachwuchsforschende mit Methoden der TD-Forschung vertraut zu machen.
Das td-net leitet das Förderprogramm für Studierendenprojekte für nachhaltige Entwicklung, U Change, und ermöglicht dadurch auch transdisziplinäre Projektarbeit.
Theres Paulsen vertritt das td-net als gewähltes Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Jungen Akademie Schweiz. Der wissenschaftliche Beirat hat sich bei dem Start des Mentoringprogramms der Jungen Akademie aktiv beteiligt.
Schliesslich hat der td-net Beirat in der Strategiesitzung am Ende des Jahres auch junge Forschende für die Wahl in den wissenschaftlichen Beirat vorgeschlagen, um der jungen Generation eine Stimme und die Möglichkeit des Engagements in einem Milizgremium zu geben.
Das td-net unterstützt die Forschenden neben den obengenannten Ressourcen insbesondere mit der td-net Toolbox (www.transdisciplinarity.ch/toolbox): Diese online Methodensammlung bietet detaillierte Steckbriefe und Erfahrungsberichte zu verschiedenen Methoden und Tools und gibt einen Überblick zu verwandten sowie ergänzenden online Methodensammlungen. Sibylle Studer setzt die Toolbox um und trägt damit zur Qualität der transdisziplinären Forschung und der Verbreitung von Erfahrungswissen bei. 2022 fanden wieder mehrere Treffen zur Qualitätssicherung im internationalen Herausgebergremium statt. Folgende Personen wurden vom td-net Beirat in diese Funktion gewählt:
- Antonietta Di Giulio (Universität Basel)
- Kerstin Hemström (Gothenburg Centre for Sustainable Development)
- Martina Schäfer (Technische Universität Berlin)
- Jan C. Schmidt (Hochschule Darmstadt); bis Dezember 2021
- Susan Thieme (Universität Bern); seit Dezember 2021
- Theres Paulsen (Akademien der Wissenschaften Schweiz, td-net, Editor in Chief)
- Christian Pohl (ETHZürich, USYS TdLab, Founding member)
Das Projekt wurde zuhanden der Hauptgeldgeberin, der Stiftung Mercator Schweiz im November 2022 abgeschlossen. Im Schlussbericht hält das td-net fest:
– Im Austausch mit anderen Toolbox Verantwortlichen im Rahmen der ITD Alliance wurde mehrmals hervorgehoben, dass die ‘kleine, aber feine’ Auswahl von Tools im td-net Webportal geschätzt wird. Diese Konzentration auf Tools, die mit überschaubarem Aufwand (ohne spezifische Ausbildung) und ohne kostenpflichtige oder aufwändige technische Hilfsmittel umgesetzt werden können, bedeutet aber auch, dass verschiedene interessante Ansätze nicht sichtbar gemacht werden können. So beispielsweise Ansätze aus der Kunst und Kultur (z.B. Image Theater, the Art of Making), zu transformativem Lernen, indigenen Wissenssystemen und Ideensprints. Einige dieser Ansätze sind nun auf der Unterseite «Applying td methods thoughtfully» erwähnt.
– Es bleibt eine Herausforderung, in Forschungsanträgen bereits die Methoden zu identifizieren, die dann im Projekt zur Anwendung kommen sollen. Wir verstehen, dass Forschungsfördergremien oft Schwierigkeiten haben, den vorgeschlagenen pragmatischen situativen Einsatz von Methoden auf seine Qualität zu beurteilen. Das td-net wird die Förderung von TD Forschung in den kommenden Jahren erneut vertieft diskutieren.
– Durch Beiträge in internationalen Handbüchern und einem Reader konnte die td-net Toolbox in ‘Standartwerke’ verankert werden. Im Austausch mit Forschungsförderern (SNF) und der Bundesverwaltung (BFE) konnten die td-net Toolbox einem erweiterten Publikum zugänglich gemacht werden.
– Auch die Stiftung Mercator Schweiz findet das Projekt gelungen und empfiehlt die Toolbox oder die Zusammenarbeit mit dem td-net bei Förderpartnern weiter.
In Zusammenarbeit mit dem Edgelands Institute hat sich das td-net mit den Themen Digitalisierung, Überwachung und ihren Auswirkungen auf den «social contract» von Städten auseinandergesetzt, wobei das Fallbeispiel Genf untersucht wurde. Das td-net konnte teilnehmend beobachten, wie das Edgelands Institute öffentliche Debatten zu diesen Themen anregt. Für diese Zusammenarbeit wurde das td-net direkt von der Stiftung Mercator Schweiz angefragt.
Die Projektarbeit von Sibylle Studer zum Thema «Chancen der Digitalisierung nutzen für die mehrsprachige synchrone Zusammenarbeit in temporär zusammengestellten Gruppen: Anwendungsfälle für die SCNAT und das td-net» wurde im Rahmen des CAS zu Digitaler Transformation angenommen und als sehr gut bewertet. Die Ergebnisse wurden unter anderem mit dem Leadership Board der ITD Alliance sowie im Rahmen einer Bereichssitzung der Platform Science and Policy geteilt.
Die Projektleitung von U Change , Yves Gärtner, hat sich im Rahmen eines CAS zu «Wirkungsmanagement in NPO» auf die Evaluation zum Programmende 2024 vorbereitet. Dabei muss die Evaluation die unterschiedlichen Erwartungen der verschiedenen Zielgruppen abdecken. In der Abschlussarbeit wurde anhand einer Stakeholderanalyse und unter Berücksichtigung der Wirkungsbox ein Impact-Modell erstellt, das die Schwerpunkte der Evaluation explizit für U Change definiert.
Obwohl Ethik nicht direkt im Leistungsauftrag des td-net verankert ist, bildet sie dennoch einen integralen Kern der transdisziplinären Forschung. Daher wird der ethischen Dimension gesellschaftsrelevanter Forschungsprojekte in allen Schulungen ein spezielles Kapitel gewidmet, das jeweils auf den konkreten Kontext abgestimmt ist. Auch im Methodenprojekt und im tdMOOC wird die Thematik behandelt.
Im Rahmen des Aufbaus der ITD Alliance sind insbesondere Diversität und Dekolonialisierung der Wissenschaft wichtige Diskussionsthemen. Dabei geht es auch darum zu erörtern, wie Wissenschaftler:innen ihre ethisch-soziale Verantwortung erkennen und übernehmen können.
Soziale Innovationen beinhalten ebenfalls ethische Dimensionen und werden vom td-net bei Forschungsförderagenturen thematisiert. Bei der Evaluation neuer Projekte für die Projektgebundenen Beiträge (PgB) von swissuniversities bringt sich das td-net aktiv mit Hinweis auf soziale Nachhaltigkeit, soziale Innovationen und Chancengleichheit ein.
In TD-Projekten und -Prozessen stellen sich den Beteiligten spezifische Anliegen im Hinblick auf die wissenschaftliche Integrität, insbesondere bei der Zusammenarbeit und dem fairen Ausweisen der Beiträge (auch ausserwissenschaftlicher) Partner. Das td-net unterstützt die Beteiligten dabei, diese Anliegen zu berücksichtigen und umzusetzen.
Die Hauptzielgruppe des td-net sind Forschende und Forschungsfördernde. Der direkte Austausch und Dialog mit der Gesellschaft steht nicht im Vordergrund, vielmehr geht es darum, die Befähigung zur Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zu unterstützen. Der Dialog mit der Gesellschaft geschieht daher eher indirekt im Rahmen der Zusammenarbeit in Projekten und Programmen.
Dabei weist das td-net aktiv darauf hin, dass der Dialog mit der Gesellschaft ein wichtiger Teil des Forschungsprozesses ist und dass transdisziplinäre Forschung nicht auf den klassischen, einseitigen Wissenstransfer beschränkt sein sollte. Der Wissensaustausch und die gemeinsame Wissensgenerierung finden daher häufig auf verschiedenen Ebenen im Dialog mit der Gesellschaft statt.