Jahresbericht 2021 für

SESN: Engadiner Naturforschende Gesellschaft


Präsident/Präsidentin: David Jenny

Von: David Jenny, jenny.d@compunet.ch

Zusammenfassung


Coronabedingt musste die Veranstaltungsreihe im Dienst der Naturwissenschaften stark reduziert werden. Insgesamt wurden 2021 sieben öffentliche Events durchgeführt, worunter 3 Exkursionen und zwei besondere Anlässe. Einer davon war ein Symposium zum Thema Mikroplastik in der Region Engadin. Dieser Anlass war besonders gut besucht und fand breiten Niederschlag in der Presse. Neben der Vermittlung von naturwissenschaftlichen Inhalten über die Problematik der Verunreinigung von teilweise sehr hoch gelegenen Gewässern wurde auch die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Institutionen wie SESN, FORUM ENGADIN, der ETH und privaten Unterstützern eindrücklich dokumentiert. Ausserdem wurde bei  Exkursionen im Engadin der Fokus auf die reichhaltige und teilweise bedrohte Biodiversität gerichtet. Diese Anlässe fanden ebenfalls grossen Anklang.        



Tagungen / Kurse


25.07.2021 Symposium zum Thema Mikroplastik in hochgelegenen Gewässern des Engadins. 

11.11.2021 Podiumsdiskussion zum Thema Eis, Schnee und Wasser im Engadin. In Kooperation mit der Academia Raetica.

 



Dialog mit der Gesellschaft


Die öffentliche Veranstaltungsreihe wurde (coronabedingt) erst im Sommer 2021 aufgenommen. Sie beagnn am 4. Juli 2021 mit einer Exkursion in die unbekannte Val Lavinuoz im Unterengadin. Regula Bücheler und Jürg Wirth zeigten die Schönheiten im Tal und der Geologe Matthias Merz erläuterte vor Ort die Geschehnisse rund um den Felssturz vom Juli 2018 am Piz Linard Pitschen. Das vermittelte Expertenwissen führte zu ausgiebigen Diskussionen und Fragen bei den zahlreichen Teilnehmern. Derartige Felsstürze sind künftig tendenziell vermehrt zu erwarten. Am 25. Juli 2021 präsentierte eine Studentengruppe der ETH Zürich unter der Leitung von Dr. Roman Lehner und mit Anna Sidonia Marugg die Nachfolgestudie zum Thema Mikroplastik im Oberengadin. Auch das FORUM ENGADIN engagierte sich aktiv bei der Organisation dieses Anlasses. Anschaulich erklärten die StudentInnen an Posten die Ziele der Studie, zeigten die Gerätschaften und die Methodik und diskutierten mit den Besuchern über die Problematik der Umweltbelastung durch den allgegenwärtigen Kunststoff. Das Engagement der Jungforscher in der Thematik war eindrücklich und trug wesentlich – auch dank eines ausführlichen Pressebericht - zu einer Sensibilisierung bei. Eine ganz besonderer Ausflug führte am 21. August nach Muottas Muragl. Zusammen mit Pro Natura Graubünden engagierte die SESN Christian Roesti für eine Exkursion über die Welt der Heuschrecken. Der Topkenner dieser Artengruppe eröffnete mit seinem enormen Wissen den Zugang zu einer eher wenig bekannten aber faszinierenden Welt; derjenigen der Heugümper. Highlight war der Nachweis der Alpen-Keulenschrecke, welche nur an wenigen Orten der Schweiz, oberhalb 2400 m Höhe vorkommt. Am 28. August wurde eine weitere naturkundliche Exkursion durchgeführt. Diesmal ging es um die Biodiversität in einem wenig bekannten aber reichhaltigen Lebensraum am Hangfuss der Crasta Mora bei Bever. Angelika Abderhalden, Peter Müller, Ralf Fluor und David Jenny zeigten und bestimmten mit den Gästen viele Pflanzen- und Tierarten. Auch Romedi Reinalter und Nicolina Marugg bereicherten die zahlreichen Inputs mit ihrem Fachwissen. Insbesondere wurden Pflanzen der Trockenwiesen, Weiden und Erlen, Schnecken, Heuschrecken und Tagfalter genau angeschaut und bestimmt. Der Anlass wurde zusammen mit der Pro Terra Engiadina und dem FORUM ENGADIN / Stiftung Terrafina organisiert und hatte die Sensibilisierung für wertvolle Moorlebensräume im Oberengadin zum Hauptziel. Anlässlich der Jahresversammlung vom 23. September 2021 referierte der renommierte Infektiologe und wissenschaftliche Berater des BAG, Prof. Hugo Sax über die Hintergründe der Pandemie. Neben vielen Fragen über naturwissenschaftliche Fakten zur Epidemiologie des Coronavirus, dem Impfen und Testen, ging Sax auch auf brennende Fragen zum Umgang mit der Kontroverse zwischen Imfpgegnern und -befürwortern ein. Sein Appell zum Dialog und gegenseitigen Respekt war eindrücklich. Duri Bezzola stellte in einem Vortrag am 5. Oktober 2021 das Leben und Wirken seines Grossonkels Eduard Campell vor, der Gründungspräsident der SESN war. Campell war Kreisförster und hervorragender Naturbeobachter, der für verschiedene Entdeckungen und Erneuerungen im Umgang mit Wäldern, der Natur allgemein und der Archäologie stand. Seine pionierhafte Arbeit ist bis heute Vorbild für vernetztes Denken. Als Gründungspräsident verdient seine Biographie, die nun von Duri Bezzola in verdankenswerter Weise aufgearbeitet und dokumentiert wurde, eine würdige Stellung in den Annalen der SESN. Am 11. November 2021 fand – bereits zum dritten Mal – ein Podium in Kooperation mit der Academia Raetica statt. Diesmal ging es um die Thematik ‘Wasser, Schnee und Eis im Engadin’. Barbara Haller-Rupf moderierte in der erstmals am Lyceum Alpinum durchgeführten Diskussion. Dabei kamen Vertreter aus den Bereichen Glaziologie (F. Keller), Naturgefahren (M. Keiser), Schnee- und Lawinenforschung (Ch. Marty), Wasserforschung (K. Lanz) und Politik (A. Gilli) zur Sprache. Dank der heute breiten Anerkennung des Problems ‘Klimawandel’ waren die Ausführungen geprägt von der Besorgnis über die Verknappung der Ressource Wasser.