Jahresbericht 2021 für

Plattform NWR: Plattform Naturwissenschaften und Region


Präsident/Präsidentin: Pascal Maeser

Von: Christian Preiswerk, christian.preiswerk@scnat.ch

Zusammenfassung


Auch das Jahr 2021 war für die Plattform NWR wiederum stark von der Covid-Pandemie geprägt. Ein Teil der KRG hat ihre Vortrags- und Konferenztätigkeit auf digitale Kanäle umgestellt, auch das Life-Streaming oder die Aufzeichnung der Vorträge hat zugenommen. Die Plattform konnte subsidiär Unterstützung leisten, die Initiative dafür verbleibt aber bei den KRG. Ein erster Austausch zu den Erfahrungen mit dieser Umstellung fand an der Präsidentenkonferenz statt. Welche Formen in Zukunft erfolgreich sind, wird sich weisen. Auch die Präsidentenkonferenz selbst fand, aufgeteilt auf zwei kürzere Anlässe, virtuell bzw. hybrid statt. Am zweiten Anlass wurde die Diskussion zu den Zielen der Periodika-Unterstützung angegangen. Im Vordergrund stand die geplante Einführung der Open Access Pflicht für unterstützte Periodika. Die neue Regelung wurde – mit der Möglichkeit von begründeten Ausnahmen - von den KRG einhellig gutgeheissen und ist in den allermeisten Fällen auch schon umgesetzt. Der grössere Brocken, die Überarbeitung der Ziele und Voraussetzungen für die Unterstützung von Publikationen, steht für das nächste Jahr an.
 
Das wichtigste Projekt der Plattform ist, ausgehend vom Bedürfnis der KRG für ein besseres Marketing ihrer Angebote, eine engere digitale Zusammenarbeit zwischen den KRG und der SCNAT. Damit soll die digitale Präsenz der KRG vor allem in den Social Media gestärkt und die vielfältigen regionalen Angebote der KRG gesamtheitlich besser in Wert gesetzt werden. Der Entscheid zur Realisierung ist für 2022 vorgesehen, sofern sich genügend interessierte KRG finden.

Mit einer corona-bedingten Verspätung konnte das Citizen Science Projekt der NAGON zu den Wildrosen abgeschlossen werden. Die Plattform beteiligte sich an der nationalen Vernehmlassungen zu den „10 Prinzipien von Citizen Science“.

Gleich sechs KRG wurden 2021 für ihre Vermittlungstätigkeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ausgezeichnet: Die Innerschweizer KRG wurden mit dem Umweltpreis der Albert Köchlin Stiftung geehrt, die KRG Aargau und Winterthur erhielten den Cogito Preis zugesprochen. 



Publikationen


Im Berichtsjahr wurden von der «Plattform NWR» 19 Periodika und eine Einzelpublikation unterstützt. Die Periodika der Mitgliedgesellschaften sind auf dem Organisationsportal der Plattform NWR zugänglich. Speziell hinweisen möchten wir auf zwei grosse wissenschaftliche Themenbände zu den Kastanienhainen im Tessin (Società ticinese di scienze naturali) und zur Geologie des französisch-schweizerischen Jura (Société Neuchateloise des Sciences Naturelles).

Die Retro-Digitalisierung der bestehenden Printprodukte konnte weiter vorangetrieben werden. Mittlerweile sind mit wenigen Ausnahmen die Publikationen der KRG elektronisch greifbar. Bei den noch verbleibenden KRG sollte die Retro-Digitalisierung dank finanzieller Unterstützung durch die Plattform in ein bis zwei Jahren ebenfalls realisiert werden können.



Tagungen / Kurse


Coronabedingt musste leider auch 2021 ein Teil der Tagungen und Kurse abgesagt oder verschoben werden, einzelne Tagungen konnten in virtueller Form durchgeführt werden.

Das Citicen Science Projekt der Naturforschende Gesellschaft Obwalden und Nidwalden (NAGON) zur Bestimmung und Kartierung der Wildrosenvorkommen im Kanton konnte mit einer coronabedingten Verspätung erfolgreich abgeschlossen, ein öffentlicher Anlass konnte in angepasster Form durchgeführt werden.



Nachwuchsförderung


Die Plattform unterstützt die Nachwuchsförderungs-Aktivitäten der Gesellschaften, die stark vom Milizengagement und dem jeweiligen lokalen Beziehungsnetze ihrer Akteure geprägt sind.
Sechs KRG vergaben Preise für die besten Maturaarbeiten aus der Region. Die öffentlichen Preisverleihungen tragen zur Sichtbarkeit der KRG in der Region bei. Vier weitere Preise honorieren themenspezifische Forschungsarbeiten oder besonderes Engagement von jungen Forschenden für die naturwissenschaftliche Forschung in den Regionen.

Das Schulprojekt der Aargauischen Naturforschenden Gesellschaft ANG für die Sekundarstufe sowie das Projekt „TechEcole“ in Neuenburg wurden weitergeführt. Die beliebte Kinder-Universität in Winterthur konnte wegen Corona leider nicht durchgeführt bzw. musste verschoben werden. Neu aufgebaut wird in Winterthur das Kinderlabor Abenteuer Physik. Die Waadtländer Naturforschende Gesellschaft organisiert neu Naturkunde-Workshops für PrimarschülerInnen. Ebenfalls zu einem beliebten Angebot entwickelt haben sich die «Vacanze scientifica» für Schüler im Tessin.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


In dieser Rubrik wird über die Tätigkeiten der Geschäftsstelle informiert, die zum Grundbetrieb gehören. Dies umfasste 2021
·     Die Durchführung von 4 Präsidiums-Sitzungen (alle per zoom), an denen sowohl die Projekte des Präsidiums bearbeitet wie auch die zyklischen Geschäfte wie die Behandlung der Beitragsgesuche der Mitgliedgesellschaften und Budgetierung erledigt wurden.
·     Ein wichtiges Thema für das Präsidium war die Frage, welche Ziele wir mit der Unterstützung von Publikationen der KRG erreichen möchten, bzw. welche Arten von Publikationen wir in Zukunft fördern möchten, und wie die Nutzung und die Qualität der KRG Publikationen adäquat beurteilt werden soll.
·     Im Vordergrund stand 2021 die Erarbeitung von Massnahmen für ein wirksameres digitales Marketing der KRG bzw. die generell die Verstärkung der digitalen Zusammenarbeit zwischen den KRG und der SCNAT. Dazu wurde einer spezialisierten Agentur ein Mandat erteilt zur Erarbeitung eines Konzepts und Prüfung geeigneter Instrumente. Eine Schlussfolgerung aus diesem Auftrag war, dass für die Plattform NWR als Dach der Kantonalen und Regionalen Gesellschaften die Entwicklung einer Dachmarkenstrategie produktiv sein könnte. Die Diskussionen im Präsidium und in der Geschäftsleitung ergaben, dass über reine Marketingmassnahmen hinaus eine Zusammenarbeit zwischen den KRG und der SCNAT zur digitalen Nutzung von vorhandenen Inhalten aufgebaut sowie zentrale Dienstleistungen im Bereich Social Media angeboten werden sollen. Die an den Diskussionen beteiligten KRG betrachten die digitale Entwicklung grundsätzlich als Chance, befürchten aber, im Milizsystem nicht die nötigen Zeitressourcen bereitstellen zu können. Ende Jahr wurden die Anforderungen und die nötigen Commitments seitens der KRG für die Umsetzung festgelegt. Im Frühjahr 2022 soll das Projekt den KRG präsentiert werden, um die nötige Anzahl an beteiligten KRG zu gewinnen. Mit diesem Projekt verbunden ist ein Kulturwandel in den Gesellschaften hin zu einem Selbstverständnis, das sich stärker als Teil eines nationalen Netzwerkes versteht und demzufolge KRG dann auch zu gewissen Koordinationsarbeiten bereit sind.
·     Im Anschluss an den Informationstag zum Einsatz von Social Media nimmt die Anzahl KRG, die dort aktiv werden, langsam zu. Entscheidend ist, dass es in den KRG Personen gibt, die über die nötigen Kompetenzen und Zeitressourcen verfügen. Für die KRG stehen als geeignete Kanäle Facebook und Instagram im Vordergrund.

·     Die Präsidentenkonferenz wurde 2021 auf 2 Anlässe aufgeteilt: da die DV der SCNAT nur virtuell durchgeführt wurde, fand auch die Präsidentenkonferenz, vor der DV nur als reduzierter Anlass per zoom statt. Der ersten Anlass im Mai war vor allem dem Erfahrungsaustausch zu den – coronabedingten - alternativen digitalen Formen der KRG Aktivitäten und deren Auswirkungen gewidmet. 
Am zweiten Anlass Ende Oktober wurde die Diskussion zu den Zielen der Periodika-Unterstützung angegangen. Im Vordergrund stand bei diesem hybriden Anlass die geplante Einführung der Open Access Pflicht für alle von der SCNAT finanziell unterstützten Periodika. Es zeigt sich, dass sich die veränderten Finanzierungsmodelle für wissenschaftliche Publikationen eigentlich nicht auf die KRG Publikationen übertragen lassen. Dennoch wurde die Open Access Pflicht von den KRG gutgeheissen und ist in den allermeisten Fällen auch schon umgesetzt. Auf Wunsch der Plattform NWR hat der Vorstand der SCNAT in speziellen Fällen Ausnahmen für KRG Publikationen zugelassen.
Im Vergleich zu vor Corona nahmen leider weniger KRG an den beiden Konferenzen teil. Um das geeignete Format für die Durchführung zu finden, werden die Erfahrungen über die nächsten paar Jahre auszuwerten sein.

·     Als Nachfolger von Alain Morard wurde Francois Felber ins Plattform-Präsidium gewählt.
·     Der Plattformleiter vertritt die Plattform in der Begleitgruppe des SCNAT-Projektes zur Transformationsforschung, da Nachhaltigkeit auch für die KRG ein wichtiges Thema ist.
·     Die Plattform NWR beteiligt sich am Citizen Science-Netzwerk von Science&Cité und bietet die Verbindung mit entsprechenden Engagements und Projekten ihrer Mitglieder. Das Präsidium hat sich an der Vernehmlassungen zum Papier „10 Prinzipien von  Citizen Science“ beteiligt und eine Stellungnahme abgegeben.



Dialog mit der Gesellschaft


Der Dialog mit der Gesellschaft ist die Kernaktivität der Plattform NWR, wobei die Aktivitäten primär von den einzelnen Gesellschaften getragen werden. Die Plattform NWR hat in den meisten kantonalen und regionalen Gesellschaften ein sehr vielseitiges Angebot von Vortragsreihen, Exkursionen, öffentlichen Anlässen und Wissenschafts-Cafés unterstützt. Coronabedingt musste leider auch 2021 viele dieser Anlässe abgesagt oder verschoben werden, so auch eine geplante Ausstellungen zur wissenschaftlichen Photographie der Murithienne im Wallis. Erfreulicherweise habe einige KRG ihre Vortragsangebot verstärkt auf digitale Formate umgestellt und bieten ein Streaming oder zumindest eine Aufzeichnung auf youtube oder anderen Kanälen an. Dies bringt vermehrt auch ein Publikum ausserhalb der bisherigen Einzugsgebiete. Allerdings schlägt sich diese Öffnung bislang noch nicht in den Mitgliederzahlen nieder. Noch wenig eingesetzt werden hybride Formate, diese bedingen einen deutlich grösseren technischen Aufwand.
Zu den dadurch resultierenden Veränderungen gibt es verschiedene Beobachtungen: Die Technik ist mittlerweile mehrheitlich gut eingeführt, einige KRG verzeichnen deutlich höhere Teilnehmerzahlen (bis zu einer Verdoppelung!), anderseits gibt es auch Absagen, da Referenten nicht per zoom auftreten möchten oder sich gewisse Anlässe nicht gut digital durchführen lassen.
Noch wenig genutzt werden die Möglichkeiten zur Interaktion über digitale Kanäle, hier liegt noch Potential, das im Kontext des Projekts «Digitale Zusammenarbeit» aufgegriffen werden soll.

Neu eröffnet wurde der Eiszeitweg in Winterthur, der von der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Winterthur initiiert wurde.

Die vier Innerschweizer KRG wurden 2021 mit dem Umweltpreis 2021 der Albert Köchlin Stiftung ausgezeichnet. Der Preis würdigt die Arbeit der KRG für ihre zeitgemässe Vermittlungsarbeit zwischen Wissenschaft und Bevölkerung. Die Naturwissenschaftlichen Gesellschaften Winterthur und Aarau wurden für ihr Engagement für das Bauen von Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft mit dem cogito Preis 2021 geehrt.
Als grosser Publikumsanlass konnte im September wiederum der Nachhaltigkeitstag in Bellinzona erfolgreich durchgeführt werden.

Im Weiteren verweisen wir bezüglich Dialogaktivitäten auf die Jahresberichte der einzelnen Gesellschaften.