Jahresbericht 2021 für

Steuerungsgruppe Nachhaltigkeitsforschung


Präsident/Präsidentin: Prof. Dr. Peter Edwards (ETH Zürich)

Von: Gabriela Wülser, gabriela.wuelser@scnat.ch

Zusammenfassung


Die Akademien der Wissenschaften Schweiz haben die nachhaltige Entwicklung zu einer ihrer strategischen Prioritäten erklärt. Unter der Leitung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) haben sie Ende 2018 die Sustainability Research Initiative (SRI) ins Leben gerufen, um die Forschung zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung in der Schweiz zu stärken. Die strategischen Ziele der Initiative sind:

·      Vernetzung von Forschenden untereinander, über Fachbereiche hinweg, international und mit wichtigen Stakeholdern sowie Förderung ihrer Zusammenarbeit

·      Identifizierung gesellschaftsrelevanter Forschungsthemen im nationalen und internationalen Kontext

·      Stärkung der Nachhaltigkeitsforschung bei Forschungsförderern und in der Wissenschaftspolitik

·      Mitgestaltung der öffentlichen Debatte zur nachhaltigen Entwicklung

Die SRI wird durch eine interdisziplinär zusammengesetzte Steuerungsgruppe geführt. Das Gremium fungiert gleichzeitig als Landeskomitee von Future Earth. Die SRI ist eine Arbeitsgruppe der Plattform Science and Policy. Sie bezieht Kompetenzen der verschiedenen Facheinheiten mit ein und nimmt in der Akademie eine Querschnittfunktion ein.

SUSTAINABILITY SCIENCE DIALOGUE VERANSTALTUNGSREIHE: PRIORITÄRE FORSCHUNGSTHEMEN IM SPOTLIGHT VON FORSCHUNGSINSTITUTIONEN

Im 2020 erschienenen Swiss Academies Report «Priority Themes for Swiss Sustainability Research» schlug die SRI thematische Schwerpunkte für die Wissenschaft vor, welche sich am gesellschaftlichen Handlungsbedarf im Rahmen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen orientieren: 

·      Umwelt- und sozialverträgliche Ernährungssysteme

·      «Thriving Spaces»: Nachhaltigkeit und Raumentwicklung

·      Gesellschaft mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen

·      Wirtschafts- und Finanzsysteme, die der nachhaltigen Entwicklung dienen

·      Gemeinsame Werte, Visionen und Wege zur Nachhaltigkeit

·      Umgang mit Synergien, Zielkonflikten und transversalen Fragen

In der 2021 lancierten Veranstaltungsreihe «Sustainability Science Dialogue» stellt sie diese zur Diskussion und regt konkrete, neue Forschungspartnerschaften an. Die Veranstaltungsreihe ist als «Tour de Suisse» konzipiert und richtet sich an öffentliche Forschungsinstitutionen in der Schweiz (Hochschulen und weitere). Sie dient dem Community Building und der weiteren Konkretisierung der Forschungsprioritäten. Mit 17 von über 40 angeschriebenen Institutionen wurden Veranstaltungen ins Auge gefasst, zehn Events wurden bis Ende Jahr konkret geplant und die ersten drei durchgeführt. Mal stand dabei die Migrationsfrage, mal der Klimawandel oder auch eine Institutsgründung im Vordergrund. (vgl. Tagungen/Kurse). Ein neu lancierter Blog berichtet über jeden Anlass und erlaubt es der Community, sich über die einzelnen Anlässe hinaus auszutauschen.

BEKANNTMACHUNG DER PRIORITÄREN FORSCHUNGSTHEMEN IM RAHMEN WEITERER VERANSTALTUNGEN

Die prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung in der Schweiz wurden auch im Rahmen diverser weiterer Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen wurden, zur Diskussion gestellt:  

·      Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Switzerland Assembly, 28. April 2021 (online): Marktstand und Input zu prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung

·      International Sustainable Campus Network (ISCN) Konferenz, 4. Juni 2021 (online): gemeinsamer Workshop mit dem td-net zu transformative Learning

·      Tagung des swissuniversities Netzwerks Nachhaltigkeit, 11. Juni 2021 (online): Keynote zu Konzepten der nachhaltigen Entwicklung (G. Wülser)

·      Workshop der Schweizerischen Gesellschaft für ländliche Geschichte (SGLG) zur Geschichte des ländlichen Raums und den Sustainable Development Goals (SDGs), 12./13. August 2021, Weissenstein: Vortrag zu prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung (G. Wülser)

·      HES-SO Journée de la recherche du domaine économie et services, 7. September 2021 (Fribourg): Podium «The future of applied research in business schools: focus on sustainability» (G. Wülser)

·      SNF Retraite des Präsidiums des Forschungsrats, 15./16. September 2021, Bern: Vortrag «Promoting research for sustainable development» (P. Edwards)

PRIORITÄRE THEMEN KONKRETISIEREN 

Um die Forschung zu den prioritären Themen voranzutreiben, wurde ausgelotet, ob und wie welche Schwerpunktthemen zu namhaften, innovativen und integrativen Forschungsfeldern entwickelt werden könnten. Akademien-intern wurden dazu mit den verschiedenen relevanten Einheiten (insbesondere Plattform Science and Policy der SCNAT, sowie SAGW) gemeinsame Inhalte und Ziele ausgelotet, und Ideen entwickelt, wie die Forschungsprioritäten gemeinsam weiterentwickelt werden könnten. Im Anschluss wurden gemeinsam mit den Leitenden der SRI Working Groups die nächsten Schritte beraten. Sie sehen zu jedem prioritären Thema anders aus, da die Vernetzung der angesprochenen Fachgebiete nicht überall gleich fortgeschritten ist und die gezielte Förderung der Themen unterschiedlich stark existiert. Eine erste, erweiterte, informelle Arbeitsgruppe entstand in Zusammenarbeit mit dem Forum Alpen, Landschaft, Pärke und mit dem Forum Biodiversität zum Thema «Thriving Spaces».

JAHRESTAGUNG «SUSTAINABILITY SCIENCE FORUM» ERFOLGREICH LANCIERT

Mit dem «Sustainability Science Forum» wurde ein neuer Treffpunkt für Fachpersonen aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft, NGOs mit einem gemeinsamen Interesse geschaffen: der Forschung für nachhaltige Entwicklung. Das erste Forum widmete sich dem Thema «Accelerating Transformation». Im Zentrum stand die Frage, wie die Wissenschaft die Beschleunigung des gesellschaftlichen Wandels hin zu mehr Nachhaltigkeit stärker und direkter unterstützen kann. Ein besonderer Fokus der lebhaften Debatten lag auf der effektiveren Nutzung bestehenden Wissens, der Entwicklung konkreter Handlungspfade vor dem Hintergrund der gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen Nachhaltigkeitszielen und der Stärkung kollaborativer Forschung, insbesondere zu den im Whitepaper "Prioritäre Themen für die Schweizer Nachhaltigkeitsforschung" der Akademien der Wissenschaften Schweiz identifizierten drängenden offenen Fragen. Der Anlass fand am 30. November 2021 im Eventforum Bern statt und konnte physisch mit Livestream durchgeführt werden (vgl. Tagungen/Kurse). Auf dem Web wurde ein ausführlicher Veranstaltungsbericht veröffentlicht.

DIALOG MIT FORSCHUNGSFÖRDERERN

Nach der Teilnahme des Schweizerischen Nationalfonds an der Lancierung des Reports zu prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung Ende 2020 wurde der Dialog mit Forschungsförderern im 2021 weitergeführt. Im Rahmen der Retraite des Präsidiums des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds fand ein vertiefter Austausch statt (15./16. September 2021). Am Sustainability Science Forum engagierte sich neben dem SNF auch Innosuisse mit einer Teilnahme an der Podiumsdiskussion zu «Science for change». Ziel ist, gemeinsam mit allen relevanten Playern die Forschung für nachhaltige Entwicklung – von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung – mit ihren Rahmenbedingungen bestmöglich zu stärken.

Der Austausch mit einer Gruppe von Vertreterinnen und Vertretern der Bundesämter mit Ressortforschung wurde weiter gepflegt. Dies mit dem Ziel, wichtige ressortübergreifende Forschungsthemen zu Themen der nachhaltigen Entwicklung bzw. der Umsetzung der Agenda 2030 zu identifizieren um auch auf dieser Ebene die nötigen wissenschaftlichen Beiträge zu ermöglichen. Zur Stärkung Abteilungs- und Ressort-übergreifender Forschungsförderung innerhalb des BAFU wurde ein Workshop zum Thema Umwelt und Gesundheit durchgeführt.

VERNETZUNG MIT WICHTIGEN AKTEUREN UND SCHWERPUNKT NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM AKADEMIENVERBUND

2021 wurde die SCNAT Partner des Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Switzerland. Sie brachte sich als Wissenschaftspartner für die neu lancierte parlamentarische Gruppe SDGs in Spiel und wohnte auch dem Gründungsanlass bei (J. Pfister). Intern wurde weiter ein enger Austausch mit der SAGW gepflegt. Die Überlegungen zu einem Netzwerkanlass zum strategischen Schwerpunkt Nachhaltige Entwicklung 2021-24 des Verbunds wurden aufgrund der Covid 19 Pandemie noch nicht wieder aufgenommen. Im internationalen Kontext wurde insbesondere der Austausch mit Future Earth gepflegt (s.u.).

DRITTMITTEL

Die SRI erhielt 2021 finanzielle Unterstützung durch das BAFU. 



Publikationen


Online Publikationen: 

·      Veröffentlichung einer online Zusammenstellung von existierenden, spezifischen Förderinstrumenten für Nachhaltigkeitsforschung (SRI Webseite)

·      Veröffentlichung eines online Blogs zur Sustainability Science Dialogue Veranstaltungsreihe (wird laufend ergänzt)

·      Veröffentlichung eines online Berichts zum Sustainability Science Forum 2021



Tagungen / Kurse


·      9, 8, 7, … #CountdownAgenda2030: es braucht vernetzte Lösungen, jetzt. Virtuelle SCNAT Veranstaltung, 28. Mai 2021, organisiert von der SRI, führte mit der Frage nach konkreten Ansätzen zur Lösung der Zielkonflikte zwischen Energiebedarf, Biodiversitätserhalt und nachhaltigen Ernährungssystemen Gedanken aus dem SRI Whitepaper weiter

·      Sustainability Science Dialogue: Sustainable mitigation and adaptation to climate change, 28. September 2021, in Partnerschaft mit und an der Université de Neuchâtel

·      Sustainability Science Dialogue – A migration perspective on visions of a sustainable future. 26. Oktober 2021, virtueller Anlass in Partnerschaft mit Swisspeace und KFPE

·      Sustainability Science Dialogue + Opening event of the UniFR_ESH Institute, 18. November 2021, in Partnerschaft mit und an der Université de Fribourg

·      Sustainability Science Forum «Accelerating Transformation», 30. November 2021, Eventforum Bern

·      Workshop in Zusammenarbeit mit dem BAFU «Umwelt & Gesundheit: Polyexposition gegenüber Umwelteinflüssen», 3. November 2021, Ittigen bei Bern



Internationale Aktivitäten


Auf internationaler Ebene bildet die Initiative für Nachhaltigkeitsforschung als nationale Vertretung von Future Earth das Bindeglied zwischen der Schweizer Forschungscommunity und den Aktivitäten auf globaler Ebene. 2021 drehte sich der Austausch sowohl auf nationaler wie auch auf europäischer und internationaler Ebene um Fragen zur neuen Governance-Struktur von Future Earth. Im Rahmen der Umsetzung der neuen globalen Organisationsform wählte und gründete Future Earth 2021 eine «General Assembly». Als Vertretende der nationalen Ebene aus der Schweiz wurden Prof. Janet Hering und Prof. Peter Edwards (beide Mitglieder der Steuerungsgruppe bzw. Präsident der SRI) nominiert und gewählt.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Zur Unterstützung der Forschungscommunity und Anregung neuer Funding Gefässe wurden existierende, spezifische Förderinstrumente zusammengestellt und auf dem Web veröffentlicht. 



Früherkennung


Die SRI identifiziert thematische Schwerpunkte für die Wissenschaft, welche sich am gesellschaftlichen Handlungsbedarf und an der Agenda 2030 der Vereinten Nationen orientieren. Damit möchte sie Forscherinnen und Forschungsförderern Inspiration und Orientierung für ihre Arbeit bieten. 



Dialog mit der Gesellschaft


Die SRI erarbeitete 2021 für die Akademien der Wissenschaften Schweiz eine Stellungnahme zur Strategie Nachhaltige Entwicklung 2030 des Bundes. Im Rahmen eines Mandates beriet sie die Berner Fachhochschule in der Erarbeitung eines Zielbildes Nachhaltige Entwicklung auf der Basis der von den Akademien vorgeschlagenen prioritären Themen für die Nachhaltigkeitsforschung. G. Wülser engagierte sich auf Einladung im Reviewboard des Geneva Science-Policy Interface und für das Museum für Kommunikation in Bern im Beirat für die Entwicklung einer Ausstellung zum Thema Nachhaltige Entwicklung.