Jahresbericht 2020 für

KFPE : Kommission für Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern


Präsident/Präsidentin: Thomas Breu

Von: Fabian Käser , Fabian.kaeser@scnat.ch

Zusammenfassung


Im Jahr 2020 hat die COVID-19 Pandemie die Nord-Süd Forschung vor neue Heraus-forderungen gestellt, aber auch ihre Möglichkeiten und Stärken aufgezeigt. Innert kürzester Zeit mussten Forschungsprojekte an die neuen Umstände angepasst werden. Anstelle von internationalen Reisen für Treffen, Feldbesuche oder Konferenzen wurden verschiedene Formen der digitalen Zusammenarbeit intensiviert. Viele Forschungs-projekte konnten dank langjährigen Partnerschaften fortgeführt werden und auch die Folgen der Pandemie berücksichtigen. Dies zeigt, dass langjährige faire Forschungspartnerschaften die Weiterführung von Forschung auch unter erschwerten Bedingungen ermöglichen und dabei helfen mit aktuellen und längerfristigen globalen Krisen umzugehen.

Bei der KFPE gab es in diesem Jahr einen Wechsel in der Geschäftsstelle. Jon-Andri Lys, der langjährige Leiter der KFPE, wurde pensioniert. Seit Mai 2020 ist Fabian Käser neuer Leiter der KFPE. Die Unterstützungsbeiträge der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) wurden neu ausgehandelt. Zudem wurden verschiedene Projekte mit interessanten Publikationen abgeschlossen. Der inspirierende Bericht zur Geschichte der KFPE erlaubte uns auf das 25-jährige Bestehen der KFPE und auch das Wirken von Jon-Andri Lys zurückzublicken.

Im Hinblick auf die Aushandlung der Unterstützungsbeiträge hat die KFPE im Sommer ihre neue Strategie und den Mehrjahresplan für die nächsten vier Jahre diskutiert. Die neue Strategie ermöglicht der KFPE differenzierter gegen aussen aufzutreten und interne Prozesse gezielter auszurichten. Damit wird das Profil der KFPE geschärft und deren Rolle innerhalb der Forschungslandschaft Schweiz gefestigt. Die neue Strategie ist auf der Webseite der KFPE aufgeschaltet. Die Verhandlungen für die Unterstützungsbeiträge sind erfolgreich verlaufen und die Verträge mit DEZA, SNF und SCNAT wurden bereits unterzeichnet oder stehen kurz davor.

Ein ausführlicher Jahresbericht findet sich auf der Webseite der KFPE.



Publikationen


A Short History of the KFPE 1994-2019, Alexandra Hofmänner, Swiss Academies Communications 16 (1), 2020.

Der Bericht gibt einen umfassenden Überblick zu den Aktivitäten der KFPE, er beschreibt aber auch die verschiedenen Epochen der Nord-Süd Forschungsförderung der Schweiz. Diese Analyse beschreibt den Erfolg der verschiedenen Förderinstrumente der Schweiz. Sie deckt aber auch auf, dass eine langfristige strategische Förderung partnerschaftlicher Forschung in der Forschungspolitik der Schweiz bislang fehlt.

Der Bericht kann unter folgendem Link https://kfpe.scnat.ch/de/id/4u4zm?embed=mzS92 heruntergeladen werden.

 

Combining Research and Services at Swiss Research Institutions to Accelerate Sustainable Development, Jasmina Saric, SwissTPH Policy Brief, 2021

Für eine Transformation hin zu nachhaltiger Entwicklung müssen wissenschaftliche Erkenntnisse in die Entwicklungspraxis umgesetzt und praktische Herausforderungen wissenschaftlich analysiert werden. Dazu braucht es Personen und Institutionen die beide Bereiche kennen. Jasmina Saric vom SwissTPH hat für die KFPE Forschende und Leitende von Forschungsinstitutionen dazu befragt, wie sie Synergien zwischen diesen beiden Bereichen nutzen und was es dafür braucht. Ihre Analyse zeigt, dass Personen und Institutionen, die in beiden Bereichen tätig sind besser befähigt sind, Synergien aus diesen beiden Bereichen zu nutzen, Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen und sich bei Forschungsvorhaben durch die Entwicklungspraxis inspirieren zu lassen. Die Arbeit zwischen diesen beiden Bereichen birgt jedoch auch Schwierigkeiten. Unterschiedliche Anforderungen aus Forschung und Entwicklungspraxis können dazu führen, dass Anforderungen des einen oder anderen Bereichs zu wenig genüge getan wird. Zudem fehlen Karrieremöglichkeiten für Personen, die in beiden Bereichen tätig sind. Diese Erkenntnisse werden in einem Anfang 2021 publizierten Policy Brief des SwissTPH beschrieben. Ein Link zum Policy Brief findet sich auf der Webseite der KFPE.

 

Fair Research Contracting. A Self-Assessment Tool for Institutions, Gerasimos Comninos, Jon-Andri Lys, Carel IJsselmuiden, COHRED, 2020

Die KFPE hat zusammen mit dem Council on Health Research for Development (COHRED) einen Leitfaden veröffentlicht, um Forschungsinstitutionen zu unterstützen faire Forschungsvereinbarungen zu entwickeln. Bei grenzüberschreitenden Forschungspartnerschaften sind die Fähigkeiten für die Verhandlung solcher Vereinbarungen oft ungleich verteilt. Forschungsinstitutionen aus Ländern mit tiefem und mittlerem Einkommen haben oftmals kaum Zugang zu rechtlicher Expertise für solche Verhandlungen. Der Leitfaden bietet eine einfache Schritt-für-Schritt Anleitung, was zu beachten ist um auch bei ungleichem Zugang zu rechtlicher Expertise faire Forschungsvereinbarungen auszuhandeln. Darüber hinaus stärkt der Leitfaden Forschungsinstitutionen mit limitierter rechtlicher Beratung bei der Aushandlung von Forschungsvereinbarungen.

Der Leitfaden kann mit folgendem Link heruntergeladen werden.

 

Kleiner Staat, grosse Unternehmen. Regeln für die wirtschaftliche Globalisierung und die Rolle der Schweiz, Alex Gertschen, Elisabeth Bürgi Bonanomi, Swiss Academies Factsheet 15 (2), 2020.

Kleiner Staat, grosse Unternehmen: Die Schweiz in der Ordnung der Globalisierung, Alex Gertschen, Elisabeth Bürgi Bonanomi, Swiss Academies Communications 15 (7), 2020

Das im April 2020 publizierte Grundlagenpapier und das entsprechende Faktenblatt zeigen, wie die Schweiz als Sitz vieler multinationaler Unternehmen die wirtschaftliche Globalisierung mitgestalten kann. Diese Publikationen entstanden als Produkt aus einem längeren Austauschprozess mit verschiedenen Teilnehmenden aus der Verwaltung und Wissenschaft. Das Faktenblatt zeigt auf, welchen Handlungsspielraum das Recht bietet, um multinationale Unternehmen in der Schweiz zur Sorgfalt zu verpflichten und tragfähige Lösungen für transnationale Regelwerke im Bereich der Unternehmensverantwortung zu etablieren. Als kleines Land mit globaler Wirtschaftsmacht kann die Schweiz einen wichtigen Beitrag zum Aufbau transnationaler Regelwerke leisten. Grundsätzlich kommt eine transnationale Gouvernanz, die den globalen Markt gemäss westlichen Vorstellungen legitimiert und eine globale nachhaltige Entwicklung fördert, auch wieder der Schweiz zugute. Wissenschaftliche Grundlagen zur Akzeptanz und Wirksamkeit von transnationalen Regelwerken helfen den politischen Diskurs zu versachlichen und unterschiedliche Perspektiven, auch aus dem Globalen Süden, zu berücksichtigen. Die beiden Publikationen sind auf der Webseite der KFPE aufgeschaltet.

 

Vielfalt ist die Quelle des Lebens. Herausforderungen und Handlungsbedarf für die Förderung der Agrobiodiversität, Stephan Rist, Elisabeth Bürgi Bonanomi, Markus Giger, Cornelia Hett, Bettina Scharrer, Johanna Jacobi, Anu Lannen, Swiss Academies Factsheet 15 (1), 2020.

Jahrtausende lang wurde die Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit des Menschen durch Tausende von Kulturpflanzensorten, Dutzenden von Haustierarten sowie der indirekt genutzten Biodiversität, gewährleistet. Die starke Ausweitung der agroindustriellen Landwirtschaft führte zu globalen, standardisierten Nahrungssystemen. Damit einher ging eine drastische Verringerung der Vielfalt von Pflanzensorten und Tierrassen in der Landwirtschaft. Die Wiederherstellung der Agrobiodiversität – die Vielfalt dessen, was wir anbauen, züchten, konsumieren und in freier Wildbahn erhalten – ist von entscheidender Bedeutung, um widerstandsfähige Nahrungssysteme vor dem Hintergrund des Klimawandels sicherzustellen. Dabei gilt es, den Lebensunterhalt der «Hütern der Agrobiodiversität» - die rund 500 Millionen kleinen Landwirtschaftsbetriebe auf der ganzen Welt, vor allem im globalen Süden - zu sichern. Ein von der KFPE publiziertes Faktenblatt beschreibt Ursachen und Folgen des Agrobiodiversitätsverlusts, und zeigt auf, welche Wege Politik und Forschung einschlagen könnten. Dieses kann auf der Webseite der KFPE heruntergeladen werden.

 

Guidelines to Conflict Sensitive Research, Ursina Bentele, Swiss Academies Communications 15 (5), 2020

Forschung in konfliktbehafteten Kontexten zu betreiben ist wichtig. Aber wie führt man am besten Forschung in konfliktbetroffenen Kontexten durch? Dieser Leitfaden richtet sich an Forschende auf alle Ebenen - von Studierenden bis hin zu Professoren - die in einem konfliktbehafteten Umfeld forschen.

Der Leitfaden findet sich auf der Webseite der KFPE.



Tagungen / Kurse


MOOC zu Transdisziplinarität

Mit dem Transdisziplinaritäts-Netz (td-net) der Akademien und sieben involvierten Hochschulen beteiligte sich die KFPE an einem Massive Open Online Course (MOOC) zu Transdisziplinarität. Darin hat die KFPE im Rahmen der interkulturellen Forschungszusammenarbeit ethische Aspekte diskutiert und den KFPE Leitfaden vorgestellt. Dieser Kurs ging Ende März 2020 erstmals online.

Link zum TD-MOOC

KFPE Jahreskonferenz: Transformative Research – The New Imperative in Science?

Die Jahreskonferenz der KFPE zu transformativer Forschung wurde aufgrund der Versammlungsbeschränkungen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie von November 2020 auf den 7. Mai 2021 verschoben. Weitere Informationen zur Konferenz finden sich auf der Webseite der KFPE.



Internationale Aktivitäten


Am virtuellen International Research Development Funders Forum Ende Oktober 2020 hat Fabian Käser in der Session von UKCDE zu Equitable Partnerhsips den KFPE Leitfaden vorgestellt. Neben den KFPE Guidelines wurden auch die Fair Research Initiative von COHRED und die Equitable Research Partnerships von EDCTP präsentiert. An der Session haben ca. 30 Forschungsförderorganisationen aus Europa teilgenommen.

An einer virtuellen Podiumsdiskussion zu Research Ethics and Fairness in Collaborations with Regard to Innovations an einer Konferenz von eNubia zu Research Commercialization in Africa im November 2020 hat Fabian Käser die Ansichten der KFPE zu fairen Forschungspartnerschaften vertreten. Der KFPE Leitfaden ist bei den anderen Diskussionsteilnehmenden und den über 60 Zuhörerinnen und Zuhörern auf grosses Interesse gestossen.

Zudem hat ein vertiefter bilateraler Austausch zwischen der KFPE und den international operierenden Organisationen COHRED, Global Development Network, ICCA, inasp, SFIAR, SGAS und UKCDR stattgefunden.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Für die Kommunikation hat die KFPE im vergangenen Jahr mehrere Newsletter verschickt, sowie die Webseite der KFPE und zwei Kanäle auf sozialen Medien betrieben. Die Auftritte der KFPE auf der eigenen Webseite, den beiden aktiv betriebenen Kanäle auf den sozialen Medien und der Newsletter der KFPE erweisen sich als wichtiges Instrument für die Kommunikation und ermöglichen es regelmässig ein breites Publikum zu erreichen und Neuigkeiten der assoziierten Institutionen zu verbreiten.



Dialog mit der Gesellschaft


Wissenschaftscafé zu Globaler Verantwortung

Die KFPE unterstützte das Wissenschaftscafé von Science et Cité am 2. März zu Globaler Verantwortung. Rund 45 Teilnehmende verfolgten die Ausführungen von Stephanie Moser, Eva Schmassmann und Angela Stienen zu Verantwortung bei Konflikten, Umweltzerstörung, Ausbeutung, Menschenrechtsverletzungen und dem Fortbestehen des Nord-Südgefälles. Zudem diskutierten sie, was Staatengemeinschaften, die Zivilgesellschaft und das Individuum leisten können. Die erfreulichen Besucherinnen- und Besucherzahlen haben den Mehraufwand für COVID-19 Schutzmassnahmen belohnt.