Jahresbericht 2020 für

Forum Biodiversität Schweiz


Präsident/Präsidentin: Florian Altermatt

Von: Daniela Pauli, Daniela.pauli@scnat.ch

Zusammenfassung


Das Jahr 2020 war geprägt von Corona. Ab März mussten zahlreiche grosse und kleine Anlässe abgesagt werden oder konnten nur per Videokonferenz durchgeführt werden. Nicht alle Erfahrungen daraus sind negativ. So hat sich gezeigt, dass sich vieles per Zoom, Teams, GoTo o.ä. effizienter und ohne Anreise besprechen und entscheiden lässt. Anlässe hingegen, bei denen ein reger persönlicher Austausch und Kreativität gefragt war, fielen weniger befriedigend aus.

Trotz dieser Herausforderungen war 2020 ein sehr erfolgreiches Jahr für das Forum Biodiversität Schweiz. Wir konnten eine Reihe von Produkten publizieren, die oft grosse Wirkung zeigten. Im Folgenden sind die wichtigsten Produkte und Projektfortschritte in den verschiedenen Aufgabenbereichen des Forums Biodiversität zusammengestellt.

  1. Wissen: Stärkung der Forschung und Ausbau der Wissensbasis

World Biodiversity Forum, 23.-28. Februar 2020, Kongresszentrum Davos

Während einer Woche im Februar 2020 fand in Davos das erste World Biodiversity Forum statt. Das Forum Biodiversität Schweiz war an der Gesamtorganisation des Kongresses beteiligt und organisierte zwei Sessions sowie ein Panel. Eine Session war den nationalen Biodiversitätsnetz-werken gewidmet, eine weitere den Sustainable Development Goals (SDGs) und Biodiversität (aus der 2021 ein Faktenblatt resultiert). Während sich in Davos Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Rolle der Wissenschaft bei der Erarbeitung des Post-2020 Global Biodiversity Frameworks austauschten, traf sich in Rom zeitgleich die Vertragsstaaten der Convention on Biological Diversity (CBD), um eben diesen Framework zu verhandeln. Das Forum Biodiversität Schweiz organisierte aus diesem Grund eine Liveschaltung, um den Austausch der beiden Gruppen zu erleichtern. Dabei wurde eifrig getwittert.

Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES)

Das Forum Biodiversität führt die Schweizer Plattform von IPBES. Es identifiziert und nominiert ExpertInnen aus der Schweiz für verschiedene IPBES-Gremien und -Aufgaben: 2020 für den IPBES Workshop «Modelling the Nature Futures Scenarios», den Workshop zu «Biodiversity and Pandemics» (Bericht zum Workshop) und für das Scoping vom neuen Assessement «Business and Biodiversity». In Zusammenarbeit mit anderen nationalen IPBES-Plattformen (Schweden, Belgien, Deutschland, Dänemark, Portugal und Frankreich), dem Open-ended Network of IPBES Stakeholders und IUCN, und der IPBES TSU für Capacity Building organisierte das Forum Biodiversität am 5./6. Oktober 2020 ein IPBES Pan-European Stakeholder-Meeting, das wegen Corona online durchgeführt wurde. Host und technischer Support wurden von der SCNAT gestellt. Der Hauptteil des Treffens widmete sich dem Review des ersten Entwurfs des «Invasive Alien Species Assessments», das ursprünglich als Treffen in Weissrussland geplant war.

Zweimonatlich gehen News von IPBES im IBS (Informationsdienst Biodiversität Schweiz) an ca. 2000 AdressatInnen und bei Aufrufen per IPBES-CH-Rundmails an 1000 AdressatInnen. Die News sind auch auf der Webseite ipbes.ch aufgeschaltet.

An mehreren Anlässen wurden Ergebnisse der wissenschaftlichen Assessments von IPBES und deren Bedeutung präsentiert: Bei Rotary Basel (10.3.2020), an der Universität Basel, Institute of Biomedical Ethics (21.4.2020), bei SwissBiz4Nature (29.4.2020), bei GENeva Environment Network (5.6.2020).

Weitere Tätigkeiten im Bereich «Wissen»

Das Forum Biodiversität beteiligte sich unter der Leitung der Steuerungsgruppe Nachhaltigkeitsforschung der SCNAT an der Erarbeitung von prioritären Themen für die Schweizer Nachhaltigkeitsforschung. Ende November wurde hierzu das SRI White Paperveröffentlicht.

Um die qualitativ und quantitativ herausragenden naturhistorischen Sammlungen der Schweiz für die Forschung besser zugänglich zu machen, wurde unter der Leitung der Plattform Biologie (SCNAT) das nationale Programm SwissCollNet lanciert. Dafür sollen vor allem die Digitalisierung der Objekte und die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen vorangetrieben werden. 2020 wurde das Programm als Teil der SBFI-Botschaft von National- und Ständerat gutgeheissen. Das Forum Biodiversität unterstützte das Projekt bis anfangs 2021mit Stellenprozenten. Dabei stand die Fertigstellung des «Handbook on Natural History Collections Management» im Zentrum, das im Frühling 2021 erscheint.

  1. Evidenz: Bereitstellung der bestmöglichen Grundlagen für wirkungsvolle Strategien und Massnahmen

Ökologische Infrastruktur (ÖI)

Die Strategie Biodiversität und der zugehörige Aktionsplan sehen als wichtige Massnahme für die Erhaltung der Biodiversität den Aufbau einer Ökologischen Infrastruktur (ÖI) vor. Für die Kantone erarbeitet der Bund eine Arbeitshilfe, welche die Anforderungen des Bundes an die Kantone formuliert sowie Arbeitsschritte für die Planung aufgezeigt; das Forum Biodiversität unterstützte das BAFU zusammen mit Partnern bei der Erarbeitung dieser Arbeitshilfe. Zudem wurden durch InfoSpecies und andere wichtige Partner Fachgrundlagen für die Zielsetzung und die Planung der ÖI in den Kantonen erarbeitet. Das Forum Biodiversität half bei der Koordination verschiedener Projekte und bei der Plausibilisierung der Ergebnisse von InfoSpecies. Beim Forschungsprojekt valpar.ch «Werte der Ökologischen Infrastruktur in Schweizer Pärken» wirkt das Forum in der BAFU-Begleitgruppe und im Sounding Board mit und beteiligte sich an der Ausarbeitung eines Arbeitspapieres zum Verständnis und der Funktionsfähigkeit der ÖI. Eine wichtige Rolle bei der ÖI nimmt die Fachgruppe «Ökologische Infrastruktur» ein, an der auch das Forum Biodiversität mitwirkt: Sie hat inzwischen eine Website erarbeitet, die unter anderem eine umfassende Definition der ÖI enthält. Zudem hat sie einen Auftrag erteilt, um die Kosten für den Aufbau und den Unterhalt der ÖI zu errechnen.

Fachbericht Insekten

Das Forum Biodiversität Schweiz stellt im Fachbericht Insekten auf Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Grundlagen und ergänzenden Experteneinschätzungen das Wissen über Zustand, Trends und Bedeutung der Insekten in der Schweiz zusammen. Zudem macht der Bericht auf Wissenslücken aufmerksam und zeigt Handlungsoptionen in verschiedenen Sektoren auf. Die Arbeiten werden vom BAFU unterstützt. Sie haben unter anderem wegen Covid-19 mehr Zeit als geplant beansprucht. Im Herbst konnten wir die Projektleitung durch einen Entomologen verstärken. Die Arbeiten schreiten intensiv voran; Ende April 2021 soll eine erste Berichtsversion ans BAFU gehen. Der Bericht wird als Swiss Academies Report erscheinen.

Zusammenarbeit mit der Konferenz der Beauftragten für Natur- und Landschaft KBNL

Mit der KBNL und ihren Mitgliedern pflegt das Forum Biodiversität eine enge Zusammenarbeit. So sind wir in der Projektleitung, welche die regelmässigen Sitzungen der Plattform N+L organisiert und durchführt. Die Sitzung 1/20 zum Thema Ökologische Infrastruktur vom 25. März 2020 musste wegen Covid-19 verschoben werden und wurde am 10. Juni durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass der Informations- und Diskussionsbedarf nach wie vor gross ist. Auch die 2. Sitzung der Plattform N+L vom 25. November 2020 war der Ökologischen Infrastruktur gewidmet; im Zentrum stand der Erfahrungsaustausch zwischen den Kantonen. Der (kaum genutzte) Marktplatz für Fragen zur Naturschutzpraxis liegt hingegen etwas brach; dessen Ausrichtung sollte grundsätzlich überdacht werden. Aus Zeitgründen mussten wir die Neuausrichtung aber vorläufig zurückstellen.

Magazin HOTSPOT

In der Ausgabe 41/20 der Zeitschrift HOTSPOT vom April 2020 zeigte das Forum Biodiversität Schweiz auf, welche wissenschaftlich begründeten Argumente dafür sprechen, der biologischen Vielfalt Sorge zu tragen. Diese HOTSPOT-Ausgabe ging anfangs der Sommersession 2020 mit einem Begleitbrief an alle National- und StänderätInnen. Neben dem Magazin haben wir auch eine PowerPoint-Präsentation zum Argumentarium erarbeitet, die kostenlos heruntergeladen und weiterverwendet werden kann.

Mit HOTSPOT-Ausgabe 42/20 richtete das Forum Biodiversität den Blick auf jenen Teil der Biodiversität, der dem Auge normalerweise verborgen bleibt. Es geht um Organismen, die mikroskopisch klein sind, Arten, die an schwierig zugänglichen Stellen leben oder bisher übersehen wurden und Taxa, denen die Wissenschaft erst durch neue genetische Methoden nach und nach auf die Spur kommt. Je mehr sich die Geheimnisse rund um diese noch weitgehend unbekannten Seiten der Biodiversität lüften, desto deutlicher wird, dass der Grossteil der biologischen Vielfalt durch winzige Organismen gestellt wird. Was uns so wichtig erscheint – Blumen, Bäume, Schmetterlinge, Vögel, Säugetiere – ist in Bezug auf die Artenvielfalt nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Mit der Ausgabe 42/20 wechselten wir auf das Format A4 und gestalteten die Zeitschrift im neuen CD der SCNAT.

Informationsdienst Biodiversitätsforschung Schweiz IBS

2020 hat das Forum Biodiversität Schweiz acht elektronische Newsletter mit Aktuellem aus der Biodiversitätsforschung an über 2000 Abonnentinnen und Abonnenten verschickt. Sämtliche Ausgaben sind archiviert und einsehbar.

  1. Mainstreaming: Integration des Themas Biodiversität innerhalb und zwischen Sektoren und in neue Bereiche

Biodiversitätsschädigende Subventionen

Mit der Ratifizierung der Biodiversitätskonvention hat sich die Schweiz international verpflichtet, biodiversitätsschädigende Subventionen bis 2020 zu beseitigen, schrittweise abzubauen oder umzugestalten. Der Bundesrat bestätigte diese Absicht im Aktionsplan zur Strategie Biodiversität von 2017. Im August 2020 legten die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL und das Forum Biodiversität erstmals eine umfassende Zusammenstellung der biodiversitätsschädigenden Subventionen für die Schweiz vor. Sie identifizierten in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verkehr, Energieproduktion und -konsum, Siedlungsentwicklung, Tourismus, Abwasserentsorgung und Hochwasserschutz gut 160 Subventionen, die eine schädigende Wirkung auf Biodiversität haben (können). Die Ergebnisse erschienen als ausführlicher Technischer Bericht und als Swiss Academies Factsheet. Mit 80 Artikeln und Beiträgen hat die Pressekonferenz vom 24. August zu einer ausserordentlich breiten Resonanz in den Medien geführt. Die Ergebnisse konnten in verschiedenen politischen Gremien präsentiert werden. Seither wurden zahlreiche politische Vorstösse auf nationaler und kantonaler Ebene eingereicht, die darauf zielen, biodiversitätsschädigende Subventionen umzulenken oder abzuschaffen.

Siedlungsnatur gemeinsam gestalten

Mit dem Projekt «Siedlungsnatur gemeinsam gestalten» will das Forum Biodiversität gemeinsam mit Projektpartnern die Voraussetzungen schaffen, dass Organisationen und Akteure im Bereich Immobilien die Biodiversität langfristig und nachhaltig in ihren Tätigkeiten fördern. Dafür arbeiten wir mit Pilotpartnern zusammen, welche private und öffentliche Grünräume aufwerten wollen – und zwar bezüglich Biodiversität, Klimawandel und Aufenthaltsqualität. Zu Beginn unterziehen wir die Grünräume einer integralen Analyse. Basierend auf der Analyse schätzen wir die Potenziale der Grünräume in Bezug auf Biodiversität und Hitzeminderung ein und schlagen entsprechende Aufwertungsmassnahmen vor. Das weitere Vorgehen wird jeweils gemeinsam mit den Pilotpartnern festgelegt. Die Erkenntnisse aus den Pilotprojekten fliessen in die Erarbeitung akteurspezifischer Werkzeugkästen ein. Sie zeigen, dass Biodiversität gefördert werden kann, wenn organisationsinterne Prozesse und Schnittstellen geklärt sind, Biodiversität mit anderen Themen verknüpft (z.B. Klima, Gesundheit) sowie das Wissen zu Biodiversität gestärkt wird und die Bedürfnisse der Nutzenden ernst genommen werden.

Innerhalb des Projekts «Siedlungsnatur gemeinsam gestalten» wurde ein Tool für die akteursspezifische Kommunikation zusammen mit dem Tomorrowbox-Studio aus Potsdam entwickelt. Das entwickelte «Zukunftsböxli» hilft zu verstehen, welche Massnahmen ergriffen werden können, um die Pflanzen- und Tiervielfalt zu erhöhen, aber auch Krisensicherheit, Gesundheit und Begegnungen in Siedlungsgrünflächen zu verbessern. Das «Zukunftsböxli» wird als Workshop-Werkzeug eingesetzt. Wegen der Pandemie konnte der Prototyp nur eingeschränkt getestet werden, erste Erfahrungen sind aber vielversprechend.

Die Kosten und vor allem der Nutzen von Massnahmen zur Erhöhung der Biodiversität im Siedlungsraum wurden bisher wenig thematisiert und nicht umfassend qualitativ und ökonomisch bewertet. Deshalb werden sie bei Bau-, Erneuerungs- und Umgebungsgestaltungsprojekten kaum in die Planungen mit einbezogen. Die fehlende Monetarisierung des Nutzens stellt insbesondere bei Entwicklern, Investoren, Eigentümern und Generalplanern ein besonderes Hemmnis dar. Im Rahmen des Projektes «Siedlungsnatur gemeinsam gestalten» wurde deshalb eine Vorstudie erarbeitet, um die Datenlage zu analysieren und um mögliche Methoden zur Analyse der Kosten und Nutzen von Massnahmen zur Förderung der Biodiversität im Siedlungsraum zu eruieren. Die Vorstudie machte zum einen deutlich, dass grosse empirische, auf die Schweiz bezogene Lücken zu den Kosten und Nutzen der Biodiversität im Siedlungsraum bestehen und zum anderen, dass verschiedene methodische Grundlagen zur Verfügung stehen, um den Nutzen ökonomisch zu bewerten. Inzwischen wurde eine Projektskizze für eine Vertiefungsstudie und Handlungsinstrumente zur Kosten-Nutzen-Abschätzung biodiversitätsfördernder Massnahmen im Siedlungsraum erarbeitet.

Biodiversitätsfördernde Strukturen im Landwirtschaftsgebiet

Strukturen sind unerlässlich für die Erhaltung und Förderung zahlreicher Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Flechten und Moosen im Landwirtschaftsgebiet. Gemeinsam mit Fachleuten und der Unterstützung des BLW hat das Forum Biodiversität das Wissen zur Bedeutung von Strukturen für die Biodiversität und deren Entwicklung in einem umfangreichen Bericht zusammengetragen sowie Defizite und Handlungsbedarf identifiziert. Des Weiteren werden im Bericht rund 60 Massnahmen zur Förderung von Strukturen vorgeschlagen, die hinsichtlich Wirksamkeit, Vollzugstauglichkeit sowie Akzeptanz bei Landwirtinnen und Landwirten beurteilt wurden. Die Ergebnisse konnten in diversen Medien mit unterschiedlichen Zielpublika präsentiert werden.

SWIFCOB 20 «In Biodiversität investieren»

Am 17. Januar 2020 fand die jährliche Tagung des Forums Biodiversität Schweiz statt. Rund 230 Wissenschaftlerinnen, Vertreter der Finanz- und Versicherungsbranche, Fachleute aus Verwaltung, Büros und NGOs diskutierten anlässlich der Tagung darüber, wie Finanzierungs- und Investitionsentscheide so gestaltet werden können, dass sie der Natur zugutekommen. Es stellte sich heraus, dass Biodiversitätsaspekte in der Finanzbranche bislang kaum berücksichtigt werden. Doch der Druck von Seiten der EU und der nationalen Politik steigt, dieses Thema mit hoher Dringlichkeit anzugehen. Nötig sind unter anderem eine wissenschaftlich fundierte Erfassung der Wirkung von Finanzierungs- und Investitionsentscheiden auf die Biodiversität sowie der mit dem Verlust von Biodiversität und Ökosystemleistungen verbundenen Risiken für Anlegerinnen und Anleger. Alle Referate sowie der Bericht zur Tagung sind auf unserer Website zugänglich.

  1. Information von Politik und Bevölkerung: Massgeschneiderte Aufbereitung von wissenschaftlichen Fakten, Aufzeigen von Handlungsoptionen und deren Konsequenzen, Verbesserung der Handlungsbereitschaft

Buch «Arten vor dem Aus. Zu Besuch bei aussterbenden Tieren und Pflanzen der Schweiz»

Still und leise verschwinden in der Schweiz unzählige Tier- und Pflanzenarten. Im Auftrag des Forums Biodiversität Schweiz begleiteten die Journalisten Gregor Klaus und Nicolas Gattlen mit dem Fotografen Tomas Wüthrich Artenforscherinnen und Artenforscher auf der Suche nach den letzten Überlebenden von elf Spezies. Entstanden sind Geschichten über faszinierende Pflanzen und Tiere und über die Menschen, die sich für deren Rettung einsetzen. Die Reportagen sind im Buch «Arten vor dem Aus»erschienen, welches das Forum Biodiversität im August 2020 im Haupt Verlag herausgegeben hat. Es ist im Handel erhältlich – auch als E-Book. An einer stimmigen Vernissage im Tierpark Dählhölzli, an dem auch alle Mitwirkenden eingeladen waren, wurde das Werk ausgiebig gewürdigt.

ParlamentarierInnentreffen vom 11. März 2020 zum Thema Insekten

In der letzten Woche vor dem grossen Lockdown luden wir zusammen mit der Parlamentarischen Gruppe Biodiversität und Artenschutz zum ParlamentarierInnentreffen ein. Thema: Insektensterben. Referenten waren Florian Altermatt, Präsident Forum Biodiversität Schweiz, und Yves Gonseth, Direktor Info Fauna Neuchâtel. Mit 15 anwesenden National- und StänderätInnen war das Treffen sehr gut besucht; zudem konnten wir im Vorfeld unser Faktenblatt vom Frühling 2019 «Insektenschwund in der Schweiz und mögliche Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft» an alle National- und StänderätInnen verteilen.

Politische Stellungnahmen

2020 beteiligte sich das Forum an folgenden Stellungnahmen der Akademien der Wissenschaften Schweiz:

  • Vorentwurf zur Parlamentarischen Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» (Lead: Forum Biodiversität Schweiz)
  • Mobilität und Raum 2050: Anhörung zum Sachplan Verkehr, Teil Programm (Lead: Forum Landschaft Alpen Pärke FoLAP)
  • Revision Energiegesetz (Lead: Energiekommission der Akademien der Wissenschaften Schweiz)
  • Relevanz der IPBES-Handlungsoptionen für die Schweiz

    Vom BAFU haben wir für 2020 den Auftrag erhalten, die Handlungsoptionen, die im globalen und im europäisch-zentralasiatischen IPBES-Bericht aufgeführt sind, auf ihre Relevanz für verschiedene Sektoren in der Schweiz zu prüfen. Sind sie bereits umgesetzt, erst eingeleitet oder noch gar nicht aufgenommen? Basierend darauf und dem Handlungsbedarf in der Schweiz formulierten wir in Zusammenarbeit mit dem Büro Interface Politikstudien konkretisierte sektorspezifische und übergeordnete Handlungsempfehlungen für die Schweiz. Ende 2020 lieferten wir den finalisierten Schlussbericht mit einer dazugehörigen Kommunikationsskizze ab. Um die weitere Verwendung der Ergebnisse als Basis für den Dialog mit verschiedenen Akteuren, die entsprechend ausgerichtete Kommunikation der Ergebnisse sowie die Weiterverwendung der Ergebnisse zu diskutieren, ist für 2021 ein Austausch zwischen BAFU und Forum Biodiversität vorgesehen.

    Faktenblatt zu übermässigen Stickstoff- und Phosphoreinträgen in die Umwelt

    In der Schweiz gelangen nach wie vor zu viel Stickstoff und Phosphor in die Umwelt. Kritische Belastungsgrenzen für Stickstoffeinträge in die Umwelt sind vielerorts deutlich überschritten. Vor allem die Stickstoff- und Phosphorüberschüsse der Landwirtschaft und die Stickstoffemissionen des Verkehrs belasten die Umwelt und wirken sich negativ auf die Biodiversität, die Luft, die Gewässer- und Trinkwasserqualität sowie die Waldfunktionen aus. Zudem verstärken sie den Klimawandel und beeinträchtigen die menschliche Gesundheit. Ursachen wie auch Auswirkungen der übermässigen Einträge sind wissenschaftlich seit Jahrzehnten gut dokumentiert. Noch ist kaum eines der diesbezüglichen vom Bundesrat verabschiedeten Reduktionsziele erreicht. Sollen die negativen Effekte auf die Biodiversität und Ökosystemleistungen verringert werden, sind die Ursachen für die übermässigen Einträge dringend anzugehen. Das Faktenblatt «Übermässige Stickstoff- und Phosphoreinträge schädigen Biodiversität, Wald und Gewässer» des Forums Biodiversität vom November 2020 zeigt hierzu Handlungsansätze auf.

    Das Faktenblatt hat zu einer Interpellation (Nr. 20.4661) geführt, die Nationalrat Christophe Clivaz (Grüne Partei) eingereicht hat. Sie fordert endlich griffige Massnahmen.

    Internationale Politik: Biodiversitätskonvention und zielverwandte Abkommen

    Das Forum Biodiversität Schweiz unterstützt das BAFU von wissenschaftlicher Seite in der CH-Delegation bei SBSTTA/COP zur CBD und bei zielverwandten Konventionen bei der Entwicklung und Überprüfung der Post-2020 Targets. So sind wir im Post-2020 Workstream 2 miteingebunden und überprüften für die OEWG-2 Verhandlungen in Rom (Februar 2020) die vorgeschlagenen Indikatoren für den Post-2020 Global Biodiversity Framework. Im Sommer wurde das «Draft monitoring framework» einem Review unterzogen, wo das Forum in der Indikatorengruppe des BAFU mitgearbeitet hat.

    Zudem war das Forum wesentlich an einem ScienceWorkshop in Davos im Februar 2020 beteiligt (Mitorganisation im Vorfeld mit Future Earth und der Earth Commission und Mitarbeit am Workshop und der Publikation), der zum Ziel hatte, die übergeordneten Ziele (goals) im Post-2020 Global Biodiversity Framework wissenschaftlich zu bewerten, zusammen mit 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Die Ergebnisse wurden im Oktober in Science publiziert (DOI: 10.1126/science.abe1530). Sie zeigen, dass nur die ehrgeizigsten Ziele das Potenzial haben, zu einer Erholung der Biodiversität bis 2050 zu führen. Und auch das nur, wenn sie konzertiert umgesetzt werden. Unter den Mitautorinnen und Mitautoren sind auch Mitglieder des Forums Biodiversität Schweiz. Am 15. Oktober konnten wir eine erste Einschätzung des «0.5 Drafts des Post-2020 GBF» mit dem BAFU diskutieren und im Vorfeld die Ziele präzisieren bzw. mit konkreten Prozentangaben quantifizieren.

    1. Sichtbarkeit: Verstärkung des Netzwerks, der Sichtbarkeit und der Wirkung des Forums Biodiversität

    Webauftritt

    2020 überarbeitete die SCNAT ihren Webauftritt. Die Informationen des Forums Biodiversität sind seither über verschiedene Portale zugänglich: das Organisationsportal, das Themenportal «Biodiversität erklärt» sowie das «Dossier Biodiversität». 2021 sollen insbesondere die Informationen auf dem Themenportal aktualisiert und gestrafft werden.

    Netzwerk Schweiz und International

    Kuratorium und Plenum

    Die geplanten Anlässe von Plenum und Kuratorium des Forums Biodiversität wurden 2020 fast ausschliesslich per Videokonferenz durchgeführt. Der 2-tägige Anlass mit Workshop wurde vom April auf den Oktober 2020 verschoben, konnte dann aber ebenfalls nicht durchgeführt werden. Die Sitzungen von Kuratorium (3x) und Plenum (2x) fanden wie geplant statt: Das Plenum tagte am 6.4. und am 22.10.20, das Kuratorium am 6.4., 1.9. (live in Bern!) und am 22.10.2020.

    Seit 2020 tagt das Kuratorium in seiner neuen Zusammensetzung und umfasste vorübergehend 10 Mitglieder, Ende 2020 trat wie angekündigt Yves Leuzinger zurück. Die aktuelle Zusammensetzung von Kuratorium und Plenum ist auf unserem Organisationsportalersichtlich.

    Infomail

    Das Infomail informiert über die wichtigen Aktivitäten des Forums Biodiversität. Es geht an gut 200 Personen im näheren Umfeld des Forums und wurde 2020 3x verschickt.