Jahresbericht 2020 für

KTVE: Kommission für Tierversuchsethik


Präsident/Präsidentin: Prof. Hanno Würbel

Von: Sibylle Ackermann, Geschäftsführerin KTVE, s.ackermann@samw.ch

Zusammenfassung


Die Kommission für Tierversuchsethik (KTVE) ist eine gemeinsame Kommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT). Die Kommission ist als Expertise- und Beratungsorgan im Bereich «Tierversuche» angelegt und besteht aus Fachleuten aus Forschung (Durchführende von Tierversuchen), Vollzug, Tierschutz und Ethik.

Die Kommission wird präsidiert von Prof. Hanno Würbel, Professor für Tierschutz an der Vetsuisse-Fakultät Bern. Im Jahr 2020 fanden vier Sitzungen statt, aufgrund der Pandemie-Situation und entsprechenden behördlichen Vorschriften ab März 2020 per Videokonferenzen.

Im Jahr 2020 liefen die Vorbereitungen für eine nationale Tagung zu Tiermodellen und einen Roundtable mit Forscherinnen und Forschern, den kantonalen und nationalen Behörden sowie den kantonalen Tierversuchskommissionen und Vertreter/-innen der Ethik zum Thema Genehmigungsverfahren. Aufgrund der Pandemiesituation können diese Veranstaltungen erst 2021 durchgeführt werden.

Der Teil-Lockdown vom Frühling 2020 hatte auch Folgen für die Zucht und Haltung von Versuchstieren und die Durchführung von Tierversuchen. Dies nahm die KTVE zum Anlass, in einer Stellungnahme einen Problemaufriss aus ethischer Sicht und Denkanstösse für künftig ähnliche Situationen zu formulieren.



Publikationen


Der Teil-Lockdown vom Frühling 2020 hatte beträchtliche Folgen für die Zucht und Haltung von Versuchstieren und die Durchführung von Tierversuchen an den Hochschulen. Dabei zeigte sich, dass sowohl in der Konzeption wie auch in der Umsetzung der Notfallpläne teilweise Lücken bestehen. Der Ausbruch der Corona-Pandemie legte offen, dass die verschiedenen Institutionen mit Versuchstieren in der Schweiz unterschiedlich auf eine solche Situation vorbereitet waren, und auch unterschiedlich darauf reagiert haben. Die KTVE erarbeitete eine Stellungnahme mit grundsätzlichen ethischen Überlegungen zu Katastrophenplänen für Tierversuchseinrichtungen und entsprechenden Empfehlungen für eine Pandemie- oder Krisensituation. Die Stellungnahme wurde am 2. Dezember 2020 verabschiedet und ist auf der Webseite der KTVE in deutsch und französisch publiziert. Die Erarbeitung des Papiers basiert nicht auf einer systematischen Datenerhebung. Die KTVE würde die Bereitstellung aussagekräftiger Daten zu diesem Thema sehr begrüssen und ist mit den zuständigen Stellen in Kontakt getreten.



Tagungen / Kurse


Corona-bedingt mussten folgende Veranstaltungen der KTVE im Jahr 2020 abgesagt bzw. verschoben werden:

Welche ethischen und wissenschaftlichen Überlegungen stellen Forschende bei der Auswahl von Tiermodellen für ihre Forschungsarbeit an? Wie gehen die Forscher/-innen mit der impliziten moralischen Hierarchie unter Tieren um, mit Primaten an der Spitze und Fischen am Ende? Scheuen sie die Verwendung «höherer» Tierarten aus moralischen Gründen, wegen des bürokratischen Aufwands oder aus Angst vor öffentlichem Widerstand?

Die Wahl von Tiermodellen ist aus wissenschaftlicher wie tierethischer Sicht von grosser Bedeutung. Die KTVE organisierte für 2020 eine Tagung mit dem Ziel, für dieses Thema zu sensibilisieren, Wissen zum Thema Tiermodelle zu vermitteln, Anhaltspunkte zu vermitteln, um ungeeignete Tiermodelle zu erkennen, die Beurteilung der Konstrukt- bzw. Modellvalidität zu erläutern und Hilfestellung zu bieten bei der Wahl des besten Tiermodells.

Die KTVE entschied, die Veranstaltung in der 1. Jahreshälfte 2021 online durchzuführen.

 

Die KTVE wird immer wieder darüber informiert, dass rund um die Genehmigungsverfahren von Tierversuchen viel Unzufriedenheit herrscht auf beiden Seiten: Forscher empfinden die Verfahren als übermässig bürokratisch, Kommission-Mitglieder und Behördenvertreter monieren die unzureichenden Grundlagen zur Beurteilung der Güterabwägung.

Die KTVE plädiert für einen Ansatz von mehr Selbstverantwortung der Forschungsgemeinschaft mit dem Ziel eines wirksamen, gesetzeskonformen und effizienten Genehmigungsverfahren für Tierversuche. Die KTVE hat für 2020 Stakeholder aus Forschung, Genehmigungsbehörden, kantonalen Kommissionen, Tierschutz und Ethik an einen runden Tisch zum Gespräch eingeladen.

Aufgrund der Pandemie musste der geplante Anlass abgesagt werden. Der Round Table wurde auf den Spätsommer 2021 verschoben



Ethik


Hauptaufgabe der KTVE ist die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen im Bereich von Tierversuchen und deren Aufbereitung für die Forschergemeinschaft sowie für die Entscheidungsträger.

Anfang 2019 lancierten der Verein Forschung für Leben (FfL) und die Universität Zürich die Idee eines Swiss Transparency Agreement on Animal Research (STAAR) für die Schweiz. Die Akademien haben sich im Sommer 2019 bereit erklärt, den Aufbau von STAAR voranzutreiben, da sie vom Mehrwert von STAAR für eine wissenschaftlich fundierte und ethisch verantwortbare Forschung mit Tieren überzeugt sind. Entsprechend wurden alle potentiellen STAAR-Unterzeichner angeschrieben und mit Unterlagen versorgt. Die Auswertung lief über den Winter 2020, die mehrheitlich grundsätzlich positiven Rückmeldungen wurden gesammelt und die eingegangenen Anregungen und Fragen gesammelt. Es wurden Konzepte erarbeitet für ein mögliches Reglement und die Stellenausschreibung für die Geschäftsführung einer STAAR-Geschäftsstelle skizziert.

Im Sommer 2020 wurde auf Anregen der Rektorenkonferenz beschlossen, STAAR beim Swiss Animal Facilities Network (SAFN) von Swissuniversities anzugliedern. Die KTVE hofft, dass diese Angliederung der STAAR-Geschäftsstelle bei Swissuniversities die Vernetzung der verschiedenen Akteure fördert und das Anliegen umsetzen kann, im Bereich Tierversuche transparent zu kommunizieren. Die KTVE bietet gerne weiterhin Hand, die Umsetzung von STAAR so zu gestalten, dass das Agreement verknüpft wird mit dem Ziel, im Bereich Tierversuche wissenschaftlich aussagekräftigeund ethisch verantwortungsvolle Forschung zu fördern



Dialog mit der Gesellschaft


Im Jahr 2020 waren aufgrund der Pandemie-Situation keine Publikumsveranstaltungen möglich. Die KTVE informiert auf ihrer Homepage (samw.ch/tierversuche) in 3 Sprachen über ihre Aktivitäten.