Jahresbericht 2019 für

Steuerungsgruppe Nachhaltigkeitsforschung


Präsident/Präsidentin: Prof. Peter Edwards

Von: Gabriela Wülser, gabriela.wuelser@scnat.ch

Zusammenfassung


Die Initiative für Nachhaltigkeitsforschung (Sustainability Research Initiative, SRI) stärkt zusammen mit den Schwesterorganisationen und dem Verbund der Akademien der Wissenschaften Schweiz die Forschung zu Fragen der nachhaltigen Entwicklung.

Die strategischen Ziele der Initiative sind:

a. die Vernetzung der Forscherinnen und Forscher in der Schweiz und international innerhalb der Disziplinen und über die Fachgrenzen hinweg,

b. die Vernetzung der Schweizer Nachhaltigkeitsforschung mit wichtigen Stakeholdern sowie die Förderung ihrer Zusammenarbeit;

c. die Identifizierung gesellschaftsrelevanter Forschungsthemen für die Schweiz und international;

d. die Stärkung der Nachhaltigkeitsforschung bei Forschungsförderern und in der Wissenschaftspolitik;

e. die Mitgestaltung der öffentlichen Debatte zur nachhaltigen Entwicklung.

Formal bildet die Steuerungsgruppe eine Arbeitsgruppe der Plattform Science and Policy. Sie bezieht Kompetenzen der bestehenden Facheinheiten mit ein und nimmt in der Akademie eine Querschnittsfunktion ein. Die Initiative wird durch eine interdisziplinär zusammengesetzte Steuerungsgruppe geführt, präsidiert durch Herrn Prof. Dr. Peter Edwards. Das Gremium fungiert gleichzeitig als Landeskomitee von Future Earth.

KONKRETISIERUNG VON PROFIL UND APPROACH

Um das Profil der 2018 ins Leben gerufenen SRI zu schärfen und den Approach zu konkretisieren, wurden 2019 intensive Beratungen mit den Mitgliedern der Steuerungsgruppe geführt. Ausserdem wurde beraten, wie die Querschnittfunktion, welche die SRI innerhalb Plattform Science and Policy und auch innerhalb der SCNAT einnimmt, konkret ausgestaltet werden kann. Dies im Rahmen der Retraite der SAP Leitenden, 12.2., eines eigens dafür organisierten SCNAT Mitarbeitenden-Workshops, 14.3., sowie der Teilnahme an Sitzungen der Milizgremien einzelner Foren (Forum Genforschung, ProClim, td-net). Darüber hinaus wurden Gespräche mit den Schwesterakademien geführt, um die Zusammenarbeit im Rahmen der SRI zu besprechen. Mit der SAGW konnte die enge Zusammenarbeit gefestigt werden; sie beteiligt sich auch finanziell am Projekt.

2019 wurde unter anderem auch der Auftritt nach aussen gestaltet, eine Webseite aufgebaut und im Rahmen der Publikation des UN Global Sustainable Development Report (GSDR) eine Medienmitteilung veröffentlicht und ein Video zum Projekt «Forschungsagenda» produziert. Die Kommunikation nach innen wurde durch die Durchführung eines Nachhaltigkeits-Cafés lanciert, um mit interessierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Akademien und des Akademienverbunds einen Austausch zu pflegen.

ENTWICKLUNG EINER FORSCHUNGSAGENDA

Die Entwicklung einer Forschungsagenda ist das erste Projekt der SRI. Mit ihr sollen zentrale übergeordnete Fragen benannt werden, die in ihren grösseren Zusammenhängen zu erforschen sind. Anhand der identifizierten Fragen soll auch aufgezeigt werden, welche Forschungs- und Zusammenarbeitsformen (z.B. transdisziplinäre Forschung) am vielversprechendsten sind, um einen möglichst effektiven Beitrag an die nachhaltige Entwicklung zu leisten.

2019 wurden relevante Netzwerke und Akteure aus Wissenschaft und Praxis recherchiert, um sie für die Identifikation der grössten gesellschaftlichen Herausforderungen in Bezug auf eine nachhaltige Entwicklung einzubeziehen. Ein erster Workshop im Rahmen der Séance de Reflexion des SCNAT Vorstandes diente der gemeinsamen Diskussion der Bedeutung zentraler Themen des UN GSDR für die Schweiz. An der zweitägigen Klausur vom 20./21.6. in Baden nahmen auch die Präsidenten bzw. Vertreter der Schwesterakademien und ausgewählte Gäste teil.

Ende August wurden zwei Stakeholderworkshops durchgeführt, um wichtige Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu identifizieren (29.8. an der Universität Lausanne, 31.8. an der Universität Zürich). Auf der Basis dieser breiten Konsultation mit rund 100 Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, NGOs und Wissenschaft wurden fünf prioritäre Themenbereiche identifiziert.

Die Themen drehen sich um Fragen des Ernährungssystems, des Umgangs mit unserem Raum, der Dekarbonisierung, der sozialen Werte und Visionen, der ökonomischen Systeme, sowie um ihre wechselseitigen Abhängigkeiten und Gemeinsamkeiten. Sie sollen 2020 näher beschrieben und noch einmal zur Diskussion gestellt werden, bevor schliesslich die detaillierte Ausarbeitung erfolgt. Mit der Forschungsagenda will die SCNAT der Wissenschaft eine Orientierung bieten und neue Förderprogramme anregen.

VERNETZUNG MIT WICHTIGEN STAKEHOLDERN

Zur Vernetzung mit wichtigen Stakeholdern wurden wichtige Kontakte geknüpft und gepflegt. Sie dienten in erster Linie der Abklärung von Interessen an der SRI und ihren Tätigkeiten. Vertreterinnen und Vertreter des SNF, von swissuniversities, innosuisse, Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen wurden zu den Workshops eingeladen. Mit den Delegierten des Bundes für die Agenda 2030, Verantwortlichen für übergreifende Ressortforschung zur Agenda 2030 und dem Sustainable Development Solutions Network Schweiz wurde ein bilateraler Austausch gepflegt.

SCHWERPUNKT NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DES AKADEMIENVERBUNDS

Der Akademien haben für 2021-24 Nachhaltige Entwicklung zu einem ihrer Schwerpunkte gemacht. In diesem Zusammenhang hat die SRI die Aktivitäten der einzelnen Organisationen und Einheiten mit Bezug zu den Sustainable Development Goals zusammengestellt (Umfrage) und der Geschäftsleitung des Verbunds vorgestellt. Sie war auch Teil einer ad hoc Arbeitsgruppe, welche die Ausgestaltung des Schwerpunkts nun weiterverfolgt. Als Grundlage hat sie ein erstes Strategiepapier verfasst, welches vom a+ Vorstand gutgeheissen wurde.



Internationale Aktivitäten


Um wissenschaftliche Beiträge an eine nachhaltige Entwicklung auf prioritäre Fragen und gesellschaftliche Bedürfnisse abstimmen zu können, braucht es integrative Ansätze und eine Zusammenarbeit mit Akteuren aus der Praxis. International hat sich dies das auf zehn Jahre angelegte Programm Future Earth zum Ziel gesetzt. Es bündelt diverse Forschungsnetzwerke mit Schwerpunkt globale Umweltveränderungen um zu einer nachhaltigen Entwicklung im Allgemeinen, und zur Umsetzung der UN Sustainable Development Goals (SDGs) im Speziellen beizutragen.

Eine wichtige wissenschaftliche Basis bilden die Future Earth Global Research Projects (GRP). Vier dieser internationalen Netzwerke haben ihre Büros in der Schweiz: BioDISCOVERY, GMBA, GLP und PAGES. Schweizer Forschende sind massgeblich in diesen Netzwerken engagiert. Die Initiative für Nachhaltigkeitsforschung bildet das Bindeglied zwischen der Schweizer Forschungscommunity und den Aktivitäten auf globaler Ebene. Auch 2019 wurde ein regelmässiger Austausch mit dem globalen Sekretariat und den Global Research Projects mit Büro in der Schweiz gepflegt.

Konkrete gemeinsame Aktivitäten umfassten zum einen die Weiterführung des Austausches mit den vier Future Earth Global Research Projects mit Sitz in der Schweiz sowie der Mountain Research Initiative MRI. In dem Rahmen wurden namentlich ein Workshop zur Identifikation ähnlicher Ziele durchgeführt (28.6. in Bern), sowie zusammen mit SDSN Schweiz eine gemeinsame Session zu SDG Interrelations für das World Biodiversity Forum 2020 in Davos entwickelt.

Zum zweiten wurden Abklärungen und Vorgespräche für eine Beteiligung am Future Earth Projekt „Science-Based Pathways for Sustainability“ getroffen.

Drittens fand im Rahmen der Teilnahme am Beirätedialog 2019 zum Thema Agenda 2030 am 23.5. in Berlin ein Austausch mit dem SDSN Germany, den neuen Verantwortlichen von Future Earth Germany sowie der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 statt.



Früherkennung


Erstes Projekt der Initiative für Nachhaltigkeitsforschung ist die Entwicklung einer Agenda für die Nachhaltigkeitsforschung in der Schweiz. Ausgerichtet auf den gesellschaftlichen Handlungsbedarf und die Uno-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sollen Fragen für die Wissenschaft identifiziert werden. Diese sollen prioritäre Themen aufnehmen, Wechselwirkungen zwischen Einzelproblemen berücksichtigen und auf die Zukunft ausgerichtet sein. Die Agenda soll gemeinsam mit Akteuren aus Politik, öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft, NGOs und Wissenschaft entwickelt werden und Forschenden sowie Forschungsförderern eine Orientierung für ihre Arbeit geben.