Jahresbericht 2019 für

Euler-Kommission der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz


Präsident/Präsidentin: Hanspeter Kraft

Von: Hanspeter Kraft, hanspeter.kraft@unibas.ch

Zusammenfassung


Im Berichtsjahr ist wieder ein Band der Opera Omnia von Leonhard Euler erschienen, diesmal der Werkband II/26 mit dem Titel Commentationes Astronomicae ad theoriam perturbationum pertinentes, herausgegeben von PD Dr. Andreas Verdun (Redaktion: Hans-Christoph Im Hof und Thomas Steiner). 

Das Erscheinen dieses Bandes wurde in einem gemeinsamen Kolloquium der Departemente Mathematik und Physik und dem Bernoulli-Euler-Zentrum an der Universität Basel mit einem Vortrag von PD. Dr. Andreas Verdun gefeiert.

Es ist der zweite Band zur Eulerschen Himmelsmechank. Der dritte und letzte Band zu diesem Thema (vol. II/27) wird im kommenden Herbst 2020 erscheinen und damit die gedruckte Edition von Eulers Opera mit total 85 Bänden beenden. Der Abschluss dieses Jahrhundertprojekts soll - auf ausdrücklichen Wunsch der SCNAT - mit einer würdigen Feier im November 2020 begangen werden.

Die Mitglieder der Euler-Kommission haben sich in verschiedenen Treffen intensiv mit der Zukunft der Editionen der Werke, Briefe und Schriften von Euler, den Bernoulli und deren Umfeld befasst. Im Zentrum steht die virtuelle Forschungsumgebung Bernoulli-Euler OnLine (BEOL) für die Edition und Dokumentation von Quellen zu den exakten Naturwissenschaften der frühen Neuzeit. Es ist unverständlich und bedauerlich, dass der SNF eine weitere Unterstützung für dieses zukunftsträchtige Projekt abgelehnt hat. 

 



Publikationen


Andreas Verdun: Commentationes Astronomicae ad theoriam perturbationum pertinentes, Leonhardi Euleri Opera Omnia, vol. II/26. Birkhäuser Basel, 2019. (Redaktion: Hans-Christoph Im Hof und Thomas Steiner)



Tagungen / Kurse


Kolloquium anlässlich der Vernissage des Bandes II/26 der Opera Omnia von Leonhard Euler

Eine gemeinsame Veranstaltung der Departemente Physik, Mathematik und Informatik und des Bernoulli-Euler-Zentrums an der Universität Basel

Freitag, 22. November 2019, 15.15-17.15 Uhr, Departement Physik, Grosser Hörsaal, St. Johanns-Ring 25, Basel

Vortrag von PD Dr. Andreas Verdun (Universität Bern): Leonhard Euler's methods of celestial mechanics 

16:15 Uhr Apéro mit Präsentation eines neuen Bandes der Euler-Edition

Leonhardi Euleri Opera Omnia, Bd. II/26: Commentationes Astronomicae ad theoriam perturbationum pertinentes. Herausgegeben von Andreas Verdun / Redaktion: Hans-Christoph Im Hof und Thomas Steiner

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Vortrag

Hanspeter Kraft, (MAP-Plenum Meeting am 14. November 2019): The digital Bernoulli-Euler-OnLine Platform (BEOL)



Internationale Aktivitäten


Internationales Redaktionskomitee 

Am 20. Juni 2019 traf sich das Internationale Redaktionskomitee der Series IVA zu einer Sitzung, an der die Pläne für die Herausgabe des letzten ausstehenden Briefbandes und für die Fortsetzung der Edition der Euler-Korrespondenz in digitaler Form aktualisiert wurden.

PS. An der Sitzung der Euler-Kommission im Januar 2020 wurde entschieden, dass der letzte noch geplante Briefband IVA/9 (Eulers Briefwechsel mit Martin Knutzen und anderen Gelehrten aus Königsberg. Bearbeiter: Antonio Moretto und Mitarbeiter) nur in digitaler Form auf BEOL erscheinen wird.



Nachwuchsförderung


Führungen für Schulen und Lehrkräfte am Bernoulli-Euler-Zentrum durch Martin Mattmüller

Einleitung von studentischen Hilfskräften in historische Tätigkeiten im Zusammenhang mit Editionen auf elektronischen Plattformen (Bernoulli-Euler-OnLine).



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Im Jahr 2020 wird die gedruckte Edition von Eulers Opera mit 81 Bänden (von denen vier in je zwei Teilbände aufgeteilt sind) mit dem letzten Band II/27 abgeschlossen. Damit kommt die seit über einem Jahrhundert laufende Tätigkeit der Euler-Kommission zu einem Ende, und die Euler-Edition tritt in eine neue Phase mit veränderter, web-basierter Publikationsform.

Im Zentrum der Planung - und damit auch der weiteren Bemühungen um Eulers Lebenswerk - steht die virtuelle Forschungsumgebung Bernoulli-Euler OnLine (BEOL) für die Edition und Dokumentation von Quellen zu den exakten Naturwissenschaften der frühen Neuzeit.

Diese modular aufgebaute Plattform soll die Vorteile der digitalen Präsentation nutzen: zunächst bezüglich der universellen, kostengünstigen Verfügbarkeit, dann aber auch mit erweiterten Recherchemöglichkeiten, übergreifenden Indices, flexiblen Darstellungsformen, internen und externen Vernetzungen und Angeboten zur weltweiten Kooperation mit Experten verschiedenster Fachgebiete.

Die erste Phase der Umsetzung dieses Grossprojekts, welches das Bernoulli-Euler-Zentrum (BEZ) zusammen mit dem Digital Humanities Lab (DHLab) der Universität Basel betreibt, hat im Berichtsjahr ihren Abschluss gefunden. Seit 2018 ist die Plattform unter der Adresse https://beol.dasch.swiss/ als beta release aufgeschaltet und seitdem im Lichte der internen und externen Rückmeldungen mehrmals ergänzt und aufdatiert worden.

In Anbetracht der beschränkten personellen Ressourcen bei DHLab und BEZ ist hier zwar schon einiges geleistet; es ist aber unbestreitbar, dass die oben formulierten Perspektiven bezüglich Darstellungsmöglichkeiten, intuitivem und niederschwelligem Zugang zur Benutzeroberfläche, Übernahme vorhandener Daten und Erzeugung nutzerfreundlicher Output-Versionen erst in Teilen realisiert sind. Es ist deshalb sehr zu bedauern, dass der Schweizerische Nationalfonds ein Fortsetzungsgesuch von DHLab und BEZ, das die Weiterentwicklung von BEOL zum Ziel hatte, abgelehnt hat.

Die Euler-Kommission bemüht sich in ihrem Teilbereich der Verantwortung und der Gestaltungs- möglichkeiten weiterhin darum, in einem konstruktiven Dialog nächste Schritte in die Wege zu leiten. Für die Planung und Realisierung der weiteren Entwicklung der Plattform ? unter anderem zu einer Präsentation des gesamten Briefwechsels von Leonhard Euler ? wurde im Berichtsjahr durch die BEG, die seit 2018 Mitgliedsgesellschaft der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) ist, eine neue Leitungsgruppe unter dem vorläufigen Namen ?Bernoulli-Euler-Kommission? berufen, welche die nötige Expertise zu solchen digitalen Editionsprojekten einbringt.

Die Modalitäten für den Abschluss der Arbeit der Euler-Kommission sind im Berichtsjahr mit der SCNAT vereinbart worden: Sobald ihre verbleibenden Verpflichtungen erfüllt sind, wird die Kommission im laufe des Jahres 2021 einen finanziellen und einen wissenschaftlichen Schlussbericht vorlegen. Nach deren Genehmigung durch die SCNAT wird die 1907 von der damaligen Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft berufene Euler-Kommission offiziell aufgelöst. Der Abschluss dieses Jahrhundertprojekts zur Edition von Leonhard Eulers Werken und Briefwechseln soll - auf ausdrücklichen Wunsch der SCNAT - mit einer würdigen Feier im Herbst 2020 begangen werden.



Dialog mit der Gesellschaft


Die Arbeit am Bernoulli-Euler-Zentrum (BEZ) konnte im bisherigen Rahmen weitergeführt und mit dem Engagement weiterer studentischer Hilfskräfte sogar intensiviert werden. Als Geschäftsführer des BEZ wirkte weiterhin Martin Mattmüller, der neben der Edition von Jacob Bernoullis Meditationes für die Begleitung der übrigen Aktivitäten am BEZ, für Öffentlichkeitsarbeit und Administration tätig ist. Es fanden wieder mehrere Führungen für Schulen und Lehrkräfte statt, und auch Ideen für Matura-Arbeiten wurden ausgetauscht.