Jahresbericht 2019 für

SGW/SSBF: Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie


Präsident/Präsidentin: Nicole Imesch

Von: Nicole Imesch, nicole.imesch@wildkosmos.ch

Zusammenfassung


Im 2019 war die SGW mit folgenden Anlässen und Projekten aktiv:

 

14. Lysser Wildtiertage

Die Wildtiertage mit dem Thema ?Konfliktart Mensch ? die Bedeutung der Kommunikation im Wildtiermanagement? lockten erneut viele Interessierte nach Lyss. Dem SGW-Vorstand war es ein Anliegen, dieses Thema auszuleuchten, sind doch die Kommunikation und die zwischenmenschlichen Aspekte bei den allermeisten Wildtiermanagement-Projekten zentrale Kriterien, die über den Erfolg eines Projekts entscheiden. Zur Einführung bekamen wir einen Überblick über die verschiedenen Arten von Mensch-Wildtier Konflikten. Die sozialen Konflikte zwischen Menschen sind dabei weitaus häufiger als die tatsächlichen Konflikte mit den Wildtieren. Deshalb braucht es für die Konfliktlösung den Miteinbezug aller Akteure. Nach der Einführung wurde uns anhand verschiedener Praxisbeispiele aufgezeigt, was Partizipation heisst und wie sie erfolgreich umgesetzt werden kann. Auch wurden uns Grundprinzipien der Kommunikation und Methoden aus der Mediation vorgestellt, die auf spielerische Art am Beispiel der Kerngruppe Wolf des Kantons Bern gleich angewendet wurden. Allen Vorträgen gemeinsam war die Botschaft, dass es eminent wichtig sei, aktiv zuzuhören und sich zu trauen, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Es gilt zu akzeptieren, dass es verschiedene Ansichten gibt, aber wenn ein Minimum an Vertrauen und die Bereitschaft vorhanden sind, zusammen weiter zu kommen, dann sind Lösungen möglich. Nebst den anregenden Referaten standen an den Lysser Wildtiertagen wie immer auch der Austausch und die Vernetzung innerhalb der Schweizer Wildbiologie-Szene im Zentrum.

 

Neuer Säugetieratlas der Schweiz und Liechtensteins

Mit dem Projektjahr 2019 endete die Phase der Datenerhebung. Die Basis für die definitiven Karten ist damit gelegt. Mit dem Nachweis der Ginsterkatze im Kanton Genf, fand nochmals eine zusätzliche Art Aufnahme im Atlas. Der Projektschwerpunkt des Jahres 2019 lag jedoch auf den Texten. Gut 70 Autorinnen und Autoren haben seit Mitte 2018 an den 99 Arttexten gearbeitet und zusammen mit der SGW-Arbeitsgruppe Atlas, der Redaktion und der Projektleitung daran gefeilt. Darüber hinaus sind auch die Rahmentexte entstanden, in denen die Arttexte eingebettet sein werden. Auch die aufwändige Übersetzungsarbeit hat bereits begonnen. Der neue Atlas wird zudem reich bebildert sein. Ein wesentlicher Teil der dafür benötigten Bilder konnte bis Ende Jahr beschafft werden. Nach wie vor ist die Publikation des Atlas auf das Frühjahr 2021 geplant. An dieser Stelle auch einen besonderen Dank an die Vorstandsmitglieder und Projektleiter Roland Graf und Claude Fischer sowie an das ganze Atlas-Team für ihren unermüdlichen Einsatz für dieses fast schon Jahrhundertprojekt.

 

Aus- und Weiterbildung

Säugercamps: Es konnten im Jahr 2019 zwei Kleinsäugercamps durchgeführt werden, eines auf der Lombachalp (Kanton BE) und eines in der Region des Mont Vully (FR). Die Teilnehmenden erhielten einen Einblick in die Kleinsäugerfauna der Schweiz und in die Feldmethodik für den Lebendfang von Kleinsäugern, die Verwendung von Spurentunneln und von Fotofallen. Im Gebiet der Lombachalp konnte anhand eines Lebendfangs sogar der Erstnachweis von Kleinwühlmäusen (Microtus subterraneus) erbracht werden.

 

CAS-Säugetiere: Der fünfte Durchgang konnte im Herbst 2019 an der ZHAW in Wädenswil erfolgreich abgeschlossen werden. Für den nächsten Durchgang, der im Herbst 2020 startet, ist die Hälfte der Studien-Plätze bereits wieder belegt.

Bei der Aus- und Weiterbildung für Forschungs- und Managementprojekte mit Wildtierfängen hat sich die SGW als Partnerin für das BAFU und BLV etabliert. Zusammen mit weiteren Organisationen (Vogelwarte, Karch, KOF) hat die SGW ein Konzept für eine einheitliche Aus- und Weiterbildung entworfen, die einerseits den Vorgaben der Tierschutzgesetzgebung entspricht, andererseits aber verhindern soll, dass wichtige Projekte mit Wildtieren durch bürokratische Hürden längerfristig verunmöglicht werden. Das Konzept wurde im 2019 von BAFU, BLV, JFK und KBNL gut geheissen und die Haldimann-Stiftung hat uns die Finanzierung für die Entwicklung der Ausbildung zugesichert. Das Programm und die Stundenpläne stehen und müssen nun durch das BLV bewilligt werden und dem Sinne der Tierschutzausbildungs-Verordnung entsprechen. So können Projektleiter und ?durchführende von Artenmanagement- sowie Forschungsprojekten zukünftig die notwendige Grundausbildung absolvieren ? nicht mehr im Tierlabor sondern sinnvollerweise auf Wildtiere zugeschnitten, inkl. artengruppenspezifischer Module. Diese für Wildtiere zugeschnittene Ausbildung soll im 2020 ein erstes Mal in der Deutschschweiz durchgeführt werden.

 

Arbeitsgruppen

AG Kleinsäuger

Die im 2017 gegründete Arbeitsgruppe war in diesem Jahr wieder aktiv mit der Organisation und Durchführung von zwei Kleinsäugercamps (siehe Seite 4) und einem Anlass zum Erfahrungsaustausch im Bereich Kleinsäugermonitoring. Dabei ging es um methodische Fragen, um die Artbestimmung anhand der Genetik oder anhand morphologischer Merkmale sowie um die Bewilligungspraxis bei Fangprojekten.

 

AG Wildhuftiere

Die neue AG Wildhuftiere wurde am 28. Januar 2019 gegründet und besteht momentan aus einem guten Dutzend auf Wildhuftiere spezialisierten WildbiologInnen. Ein Hauptziel der AG soll der Erfahrungsaustausch sein, idealerweise mit fachlich fundierten und gleichzeitig praxisorientierten Outputs. Die Erarbeitung eines ersten Produkts der AG ? ein Merkblatt bezüglich Monitoring und Datenauswertung ? wurde im 2019 lanciert.

 

JSG-Revision

Das Jahr 2019 war auch geprägt durch die Diskussionen in unseren Fachkreisen und der breiten Öffentlichkeit zur Jagdgesetz-Revision bzw. zum Referendum der Natur- und Tierschutzorganisationen, das im Mai 2020 zur Abstimmung kommt. Die SGW ist eine fachlich und nicht politisch agierende Fachgesellschaft. Mit einer Übersicht zeigten wir deshalb aus Sicht der Wildtierbiologie die positiven und negativen Aspekte des neuen Jagdgesetzes auf, ohne die einzelnen Aspekte zu gewichten und ohne zur gesamten Teilrevision Stellung zu nehmen. Es war uns ein Anliegen, unseren Mitgliedern und allen an Fakten Interessierten eine Grundlage zu bieten, um sich eine fachlich fundierte Meinung zu bilden.

Stellungnahme der SGW:

www.naturwissenschaften.ch/organisations/sgw-ssbf/projects/statements

 

Vorstand

Der Vorstand der SGW hat sich 2019 zu drei Sitzungen und der jährlichen, zweitägigen Retraite getroffen. Die Vorstandsmitglieder der SGW engagierten sich massgeblich in den Aktivitäten der SGW, gestalteten die Lysser Wildtiertage und vertraten die SGW in anderen Gesellschaften wie der Schweizerischen Vogelwarte, des Schweizerischen Forstvereins, der Arbeitsgemeinschaft für den Wald, der International Union of Game Biologists IUGB und der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften SCNAT.