Jahresbericht 2018 für

Plattform Biologie


Präsident/Präsidentin: Patrick Linder

Von: Pia Stieger, biologie@scnat.ch

Zusammenfassung


Neben der alljährlichen Organisation des Rigi-Workshops für Doktorierende und der Summer School für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten hat sich die Plattform Biologie stark mit dem Projekt "naturwissenschaftliche Sammlungen" befasst und einen academies report und ein factsheet zu diesem Thema publiziert, sowie einen Projektplan über vier Jahre entworfen. 

Als Folgeaktivität des Rigi-Workshops zum Thema Wissenschaftskommunikation mit dem Medium Film wurde ein Workshop am Locarno Film Festival für Doktorierende durchgeführt.



Publikationen


Nationale Bedeutung naturwissenschaftlicher Sammlungen in der Schweiz

Die naturwissenschaftlichen Sammlungen der Schweiz mit geschätzten 61 Millionen Objekten bilden einen nationalen Schatz, der einen Reichtum von gespeicherter Informationen für Wissenschaft und Gesellschaft enthält. Funde von Tieren, Pflanzen, Pilzen, Steinen, Bodenproben und Versteinerungen lagern in Museen, botanischen Gärten und Hochschulen. Rund 20 Millionen Objekte dokumentieren den Wandel der Natur der Schweiz, die übrigen stammen aus der ganzen Welt. Von besonderer Bedeutung sind die über 190'000 Belegexemplare von Arten und ihren Untereinheiten, so etwas wie die Urkilogramme der Biologie.

Für die Forschung in Themen wie Klima, Landwirtschaft, übertragbare Krankheiten, Biodiversität oder Nutzung des Untergrundes enthalten Sammlungen teils einzigartige Daten. Gerade Umweltveränderungen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg können oft nur über Sammlungsobjekte nachgewiesen werden. Mit Analysen des Erbgutes oder der chemischen Zusammensetzung, mit Scannern und anderen modernen Methoden gewinnen Forschende stets neue Erkenntnisse.

Die Bedeutung der naturwissenschaftlichen Sammlungen und die Herausforderungen und Massnahmen, welche anstehen, um die Sammlungen in der Schweiz für die Forschung optimal nutzbar zu machen sind in einem Bericht und einem Faktenblatt zusammengefasst.

Swiss Academies of Arts and Sciences (2019) National significance of natural history collections in Switzerland. Swiss Academies Reports 14 (2).

Akademien der Wissenschaften Schweiz (2019) Nationale Bedeutung naturwissenschaftlicher Sammlungen der Schweiz. Swiss Academies Factsheet 14 (1).

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/scientific_collections

Stellungnahme zur Diskussion, die Nutzung digitaler Sequenzinformationen genetischer Ressourcen zukünftig im Rahmen des Nagoya-Protokolls und der Konvention über die biologische Vielfalt einzuschränken. 

Die Plattform Biologie hat sich an der Stellungnahme beteiligt.

https://naturwissenschaften.ch/organisations/scnat/publications/statements/105488-stellungnahme-der-akademien-schweiz-zu-digitalen-gensequenzen-und-nagoya-protokoll 



Tagungen / Kurse


Rigi-Workshop 2018: ?Networks and interactions - from species to communities?

Die teilnehmenden Doktorierenden und Masterstudierenden haben verschiedene Hintergründe mitgebracht: Oekologie, Mikrobiologie, Materialwissenschaften, kulturelle Anthropologie und weitere. Gemeinsam war, dass ihre Forschung sich mit Interaktionen und Netzwerken befasst.

Es wurden fünf Referate von Dozierenden aus der Biologie und der Sozialwissenschaften gehalten und die Studierenden haben die Inputs der Experten zusammen mit ihrem Wissen in Gruppenarbeiten verwertet. Sie haben Netzwerk- und Interaktionsmodelle entworfen und die Resultate sowie ihre eigenen Forschungsarbeiten den anderen Teilnehmenden vorgestellt.

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/events/rigi_workshop/90848-rigi-workshop-2018-networks-and-interactions---from-species-to-communities

 

Film und Wissenschaft: ?Storytelling & Storyboarding Science at Locarno Festival?

In Zusammenarbeit mit dem Biologen und Filmemacher Samer Angelone wurde der Workshop ?Storytelling & Storyboarding Science at Locarno Festival? durchgeführt.  

Entdeckungen und Erfahrungen aus der Wissenschaft können durch das Medium Film, durch "Storytelling" spannend und verständlich an ein breites Publikum vermittelt werden. Die Zusammenarbeit von Filmemachenden und Forschenden verlangt, dass Forschende die grundlegenden Techniken von "Storytelling und Storyboarding" kennen, damit sie ihre Forschung in elegante und überzeugende cinematographische Geschichten übersetzen und Filmmachende diese Geschichten leichter in spannende Filme verwandeln können. Im Workshop wurden 16 Doktorierende aus der Biologie in die grundlegenden Techniken von Storytelling & Storyboarding eingeführt. Sie haben Filme analysiert, die am Locarno Festival gezeigt wurden, Regisseure interviewt und in Gruppenarbeiten einen Kurzfilm produziert. Zudem haben sie die Forschung einzelner Mitglieder mit den gelernten Techniken in einem Abstract zusammengefasst.

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/science_film/workshops_for_students/95802-storytelling-storyboarding-science



Nachwuchsförderung


Summer School: ?Biogeochemischer Cocktail Piora: Umweltmikrobiologie in den Alpen!?

An der diesjährigen Summer School haben 20 GymnasiastInnen aus der ganzen Schweiz im Centro Biologia Alpina am Cadagno See nach dem Motto ?Ein Tag ? ein Oekosystem? während einer Woche die Biodiversität der alpinen Mikroorganismen sowie die Biogeochemie von alpinen Habitaten entdeckt. Nach einem einführenden Spaziergang entlang dem Lernpfad haben die Schülerinnen und Schüler die Biodiversität von Mikroorganismen aus dem Cadagnosee, von Plankton aus weiteren Seen mit verschiedenem geologischen Untergrund, von Bakterien aus Mooren und von Flechten auf verschiedenen Oberflächen entdeckt und kennengelernt. Zudem haben sie von Mikroorganismen produzierte Farben und makroskopische Strukturen in verschiedenen Habitaten des Pioratals beobachtet. Sauerstoff, Säuregrad und Temperatur haben sie im Feld und See bestimmt, im Labor haben sie Proben chemisch analysiert und Mikroorganismen und Flechten unter dem Mikroskop angeschaut und bestimmt. Zudem haben sie die Käserei besucht und selber Bier gebraut.

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/events/summer_school/2018_

Prix Schläfli in Biologie

Wer sich auskennt im Nachtleben, trägt in manchen Lokalen gern weiss ? im UV-Licht strahlt man dann umso schöner. Dass auch die Pflanzen ein ganz ähnliches «Nachtleben» haben, war Forschenden lange nicht aufgefallen: Wie sich Blütenfärbung und die Attraktion von bestäubenden Insekten oder Vögeln gegenseitig beeinflussen, war zwar schon lange ein wichtiges Forschungsfeld, doch waren die Forschenden ? den üblichen Arbeitszeiten geschuldet ? allein von der Situation am Tag ausgegangen, von bunt leuchtenden Blüten also und auf Farben spezialisierte Augen. Hester Sheehan dagegen nahm sich in ihrer Forschungsarbeit die Nachtseite des Phänomens vor: Langweilig weisse Petunien, die aber im UV-Spektrum auffällig schwarz aussehen. Ein Blickfang für nachtaktive Motten auf der Suche nach Nektar.

Hester Sheehan wurde von der Akademie der Naturwissenschaften mit dem Prix Schläfli 2018 in Biologie ausgezeichnet für den Artikel «MYB-FL controls gain and loss of floral UV absorbance,a key trait affecting pollinator preference and reproductive isolation», den Sie im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Bern publiziert hat. Sie forscht nun an der Universität

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/events/prix_schl_fli/101967-prix-schlaefli-2018-biologie-hester-sheehan



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Naturwissenschaftliche Sammlungen für die Forschung

Die Plattform Biologie leitet und koordiniert das Projekt "Naturwissenschaftliche Sammlungen. Das grosse Potenzial der naturwissenschaftlichen Sammlungen für die Forschung liegt in der Schweiz in weiten Teilen brach. Der Erhalt von Expertenwissen und eine virtuelle Infrastruktur zur Vernetzung der Objektsammlungen und Datenbanken sind für die föderal organisierte Schweiz notwendig, um den Wissenschaftsplatz und Innovationsstandort nachhaltig zu stützen. Die SCNAT hat sich mit dem Verband der naturwissenschaftlichen Museen und Sammlungen der Schweiz und Lichtenstein (musnatcoll), der Swiss Systematics Society (SSS), dem Schweizerischen Informationszentrums für Arten (Info Species) und der Global Biodiversity Information Facility (GBIF) zum Netzwerk ?Swiss Natural History Collections Network - SwissCollNet? zusammengeschlossen. Eine vereinbarte Strategie und identifizierte Forschungsprioritäten auf nationaler Ebene werden eine flüssige und stetige Zusammenarbeit aller Institutionen mit naturwissenschaftlichen Sammlungen in der Schweiz ermöglichen. Dieser nationale Ansatz wird eine international kompatible Forschungsinfrastruktur schaffen, welche unter Berücksichtigung von regionalen und dezentralen Voraussetzungen und Bedürfnissen die Wirkung für die Forschung, Politik und Gesellschaft maximiert. Die dafür notwendigen Gelder werden im Rahmen der Planung der BFI-Botschaft 2021 -2024 beantragt. Dazu hat die Projektgruppe einen "Business Case" ausgearbeitet. 

https://naturwissenschaften.ch/organisations/bio/scientific_collections