Jahresbericht 2018 für

SESN: Engadiner Naturforschende Gesellschaft


Präsident/Präsidentin: David Jenny

Von: David Jenny, jenny.d@compunet.ch

Zusammenfassung


Im vergangenen Jahr 2018 organisierte die SESN 5 Referate, 4 Exkursionen und eine Podiumsdiskussion. Die Inhalte waren weit gefächert, Schwerpunkte lagen bei wildtierbiologischen und naturkundlichen Themen aus der Region und beim Landschafts- und Naturschutz. 

Im Rahmen des 15. Naturwissenschaftlichen Forums der Academia Engiadina hielt Dr. Tomaz Einfalt am 15. Januar einen Vortrag über die Nanowissenschaften. Im auch von Schülern der Academia Engiadina besuchten Referat ging es um die Ziele dieses modernen Wissenschaftszweiges und um die Ausbildungsmöglichkeiten für interessierte Studenten. Am 20. Februar zeigte Martin Keiser vom Amt für Wald und Naturgefahren auf, wie heute mittels Naturgefahren-Management mit den natürlichen Risiken für Bewohner und Gäste im Gebirge umgegangen wird. Am Beispiel des Bergsturzes bei Bondo erläuterte er die komplexen Aufgaben der Behörden und Institutionen, die in der Bewältigung und Vorsorge solcher Ereignisse geleistet werden müssen.Der Fischereibiologe Marcel Michel vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden stellte am 10. April die Hintergründe zur Fischbiologie und der Fischerei im Engadin vor. Das aufgezeigte, umfassende und differenzierte Bild der Fisch-Biologie unserer Gewässer relativierte oft gehörte Aussagen zur Seesaiblingskrise, zum Rückgang der Fangstatistiken und zum Zustand der Gewässer im Oberengadin. Zusammen mit der Schutzorganisation Pro Lej da Segl führten Jost Falett und David Jenny am 16. Juni eine Gruppe über die Anhöhen Splüga und Blaunca mit Aussichten auf die Oberengadiner Seenlandschaft. Diese gilt als landschaftliche Perle und kann auf eine reichhaltige Landschaftsschutz-Geschichte zurückschauen - bis in die heutige Zeit. Bei Zernez leitete Prof. Christoph Scheidegger, exzellenter Flechten-Kenner, am 24. Juni eine Exkursion zum Thema Flechten - wundersame Lebewesen am Wegesrand. So unscheinbar die genügsamen Organismen sind, so erstaunlich und faszinierend sind deren mannigfaltige Anpassungsleistungen. Regula Bücheler führte am 18. Juli eine stattliche Gruppe zu den Macunseen und ermöglichte spannende Einblicke in die Naturgeschichte dieser einmaligen Seenplatte. Die Rückkehr des Bibers ins Oberengadin wurde am 3. August unter fachkundiger Leitung von Biberexperte Christoph Angst und Wildhüter Thomas Wehrli vor Ort bei Samedan veranschaulicht. Die differenzierte Deutung der vielen Biberspuren am Inn ermöglichte es, sich in den sonderbaren und sympathischen Grossnager hineinzudenken. Auch der Fischotter kommt im Oberengadin wieder vor - eine eigentliche Sensation. Darüber berichtete die Geschäftsführerin der Stiftung Pro Lutra Irene Weinberger am 18. September in einem packenden Referat.  

Eine Podiumsdiskussion zur Rückkehr der Wildtiere ins Engadin wurde am 22. November zusammen mit der Academia Raetica im Caférama in Zuoz organisiert. Beim gut besuchten Anlass diskutierten der Amtsleiter des Amts für Jagd und Fischerei Graubünden Adrian Arquint, Nationalparkdirektor Heinrich Haller, WWF GR Geschäftsführerin Anita Mazzetta und David Jenny, moderiert von Duri Bezzola. Das Engadin erwies sich in Sachen Grosswildtiere als einmaliger Lebensraum, in welchen heute sämtliche 8 ehemals ausgerotteten Arten wieder zurückgekehrt sind: Steinbock, Reh, Braunbär, Wolf, Luchs, Bartgeier, Biber, Fischotter. Damit verbunden sei auch eine besondere Verantwortung, diesen Lebensraum so zu erhalten. Christine Levy referierte am 5. Dezember über Neuigkeiten von der Gletscherfront. Mit vielen Luftaufnahmen aus dem Segelflugzeug gelang ihr eine einmalige Dokumentation über die Veränderungen der Oberengadiner Gletscher, die sie auch in ihrem kürzlich erschienen Buch darlegte.   

Die SESN unterstützte die Erhebung eines Flechten-Inventars auf der Halbinsel Chasté durch Gregor Bachmann mit 750 SFr. Ernst Dubler setzte die Kartierung des Engadiner Bärs im Oberengadin fort. Die SESN beteiligte sich am 50jährigen Jubiläum des Archäologischen Diensts Graubünden mit dem Kauf von 150 Jubiläumsschriften zu Handen unserer Mitglieder. Zudem unterstützte die SESN das Buch von Erwin Bundi über die Oberengadiner Seenlandschaft mit 2000 SFr., das im Dezember 2017 herauskam.                                                     



Dialog mit der Gesellschaft


15. Januar 2018: Die Nanowissenschaften - Grundlegendes und Aktuelles. Dr. Tomaz Einfalt, Swiss Nanoscience Institute, Uni Basel

 20. Februar 2018:  Integrales Naturgefahrenmanagement am Beispiel Val Bondasca. Martin Keiser, Amt für Wald und Naturgefahren, Voritzender der Gefahrenkommission des Kantons Graubünden

 10. April 2018: Das Engadin aus der fischereilichen Perspektive. Dr. Marcel Michel, Fischereibiologe, Amt für Jagd und Fischerei Graubündeno

 16. Juni 2018: Aussichten und Einsichten zur Oberengadiner Seenlandschaft. Exkursion in Kooperation mit der Pro Lej da Segl. Jost Falett und Dr. David Jenny, Präsident PLS und Präsident SESN

 24. Juni 2018: Flechten - wundersame Lebewesen am Wegesrand. Exkursion im Raum Zernez.  Prof. Dr. Christoph Scheidegger, Flechtenspezialist, WSL Birmensdorf.

 18. Juli 2018: Lais da Macun - interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der Gebirgsseenlandschaft  Macun. Exkursion in einen wenig bekannten Teil des Nationalparks. Regula Bücheler (Geologie), Norbert Schnyder (Moose), Mitarbeitende des SNP und weitere Fachpersonen.

 3. August 2018: Auf den Spuren des Bibers. Abendexkursion am Inn bei Samedan, Bever. Christoph Angst, Biberfachstelle Schweiz, Thomas Wehrli, Wildhüter Pontresina

 18. September 2018: Der Inn, der Fischotter und der Rest der Schweiz. Irene Weinberger, Geschäftsführerin Pro Lutra.

 22. November 2018: Rückkehr der Wildtiere ins Engadin - Il retuorn da la sulvaschina. Wissenschaftscafé in Kooperation mit der Academia Raetica. Prof. Dr. Heinrich Haller, Dr. Adrian Arquint, Anita Mazzetta, Dr. David Jenny.

 5. Dezember 2018: Aktuelles von der Gletscherfront. Dr. Christine Levy stellt ihr neues Buch vor