Jahresbericht 2018 für

SGW/SSBF: Schweizerische Gesellschaft für Wildtierbiologie


Präsident/Präsidentin: Nicole Imesch

Von: Nicole Imesch, nicole.imesch@wildkosmos.ch

Zusammenfassung


Im Jahr 2018 war die SGW mit folgenden Anlässen und Projekten aktiv:

 

13. Lysser Wildtiertage

Das Hauptthema unserer jährlichen Fachtagung war «Pestizide & Wildtiere - eine vergiftete Beziehung». Die präsentierten Studien zeigten ein verheerendes Bild: Bis 95% der eingesetzten Gifte landen nicht bei den Zielpflanzen, sondern gelangen direkt in die Umwelt. Unsere Wildtiere werden schleichend vergiftet. Das Fazit ist aus Sicht der SGW eindeutig: Wir kennen zwar viele längerfristige Effekte der Pestizide auf die Ökosysteme und die Wildtierpopulationen noch nicht, aber was wir heute schon wissen, ist alarmierend. Es ist höchste Zeit, dass die Politik und die Gesellschaft diese Fakten ernst nehmen und sich der Konsequenzen für uns und unsere Mitwelt bewusst werden. Nur leider sind wir in der Schweiz noch nicht so weit, wie das geringe Interesse an unserer Medienmitteilung zu den Resultaten der Tagung deutlich zeigte. Nebst den nachdenklich stimmenden Referaten standen an den Lysser Wildtiertagen wie immer auch der Austausch und die Vernetzung innerhalb der Schweizer Wildbiologie-Szene im Zentrum.

 

Neuer Säugetieratlas der Schweiz und Liechtensteins

Im 2018 wurde die finale Phase der Datensammlung eingeläutet. Dank gezielter Zusatzerhebungen mit Fangaktionen, Bioakustik, der genetischen Analyse Hunderter Proben und dem Einbezug kantonaler Daten konnte die Basis für die Verbreitungskarten wesentlich erweitert werden. Die Meldung von Beobachtungen durch die breite Bevölkerung im Sinne des "Citizen Science"-Ansatzes lieferte ebenfalls einen wertvollen Beitrag. Parallel zur Datenerweiterung wurde im 2018 der Schreibprozess begonnen, mit Beatrice Nussberger von Wildtier Schweiz als Koordinatorin aller Autorenarbeiten. Die Finanzierung des neuen Säugetieratlas inklusive dessen Publikation ist nun gesichert, insbesondere durch einen großzügigen Beitrag des Bundesamts für Umwelt. An dieser Stelle auch einen besonderen Dank an die Vorstandsmitglieder und Projektleiter Roland Graf und Claude Fischer sowie an das ganze Atlas-Team für ihren unermüdlichen Einsatz für dieses «Jahrhundertprojekt».

 

Aus- und Weiterbildung

Säugercamps: Es konnten im Jahr 2018 zwei Kleinsäugercamps durchgeführt werden, eines im Rheintal (Kantone GR und SG) und eines in Les Paccots (FR). Diese hatten zwei Ziele: Die Teilnehmenden theoretisch und praktisch in die Säugetierkunde mit Schwerpunkt Insektenfresser und Nagetiere einzuführen sowie mittels Lebendfangaktionen einen wichtigen Beitrag zum Säugetieratlas zu leisten. Zudem wurde erneut ein Kleinkarnivoren-Weiterbildungskurs von WIN-Wieselnetz in der Romandie mitfinanziert.

 

CAS-Säugetiere: Der fünfte Durchgang konnte im Herbst 2018 an der ZHAW in Wädenswil gestartet werden. Mit 18 Teilnehmenden ist der Lehrgang erneut auf sehr grosses Interesse gestossen.

 

Bei der Aus- und Weiterbildung für Forschungs- und Managementprojekte mit Wildtierfängen hat sich die SGW im 2018 als Partnerin für das BAFU und BLV etabliert. Zusammen mit weiteren Organisationen (Vogelwarte, Karch, KOF) hat die SGW ein Konzept für eine einheitliche Aus- und Weiterbildung entworfen, die einerseits den Vorgaben der Tierschutzgesetzgebung entspricht, andererseits aber verhindern soll, dass wichtige Projekte mit Wildtieren nicht durch bürokratische Hürden längerfristig verunmöglicht werden. Das Konzept soll nun dieses Jahr bewilligt und umgesetzt werden, so dass Leiter und Durchführende von Artenmanagement- sowie Forschungsprojekten zukünftig sowohl in der Deutsch- wie in der Westschweiz die notwendige Grundausbildung absolvieren - und dies nicht mehr im Tierlabor, sondern sinnvollerweise auf Wildtiere zugeschnitten, inkl. artengruppenspezifischer Module.  Wir werden in den nächsten Ausgaben des CH-Wildinfo näher zu diesem Projekt berichten.

 

Arbeitsgruppen

AG Kleinsäuger: Die im 2017 gegründete Arbeitsgruppe war in ihrem ersten Jahr sehr aktiv mit der Organisation und Durchführung von zwei Kleinsäugercamps (siehe oben) und dem 1. Kleinsäugersymposium. Ziel des Symposiums am 3. November 2018 war es, die Vernetzung unter den Kleinsäugerspezialisten zu fördern und aktuelles Wissen aus der Forschung zugänglich zu machen.

 

AG Wildhuftiere: Die neue AG Wildhuftiere wurde am 28. Januar 2019 gegründet und besteht momentan aus etwa einem Dutzend auf Wildhuftiere spezialisierten WildbiologInnen. Ein Hauptziel der AG soll der Erfahrungsaustausch sein, idealerweise mit fachlich fundierten und gleichzeitig praxisorientierten Outputs. So soll ein erstes Produkt der AG ein Merkblatt bezüglich Monitoring und Datenauswertung sein, da die AG hier ein grosses Potential ortet.

 

Vorstand

Der Vorstand der SGW hat sich 2018 zu drei Sitzungen und der jährlichen zweitägigen Retraite getroffen. Die Vorstandsmitglieder der SGW engagierten sich massgeblich in den Aktivitäten der SGW, gestalteten die Lysser Wildtiertage und vertraten die SGW in anderen Gesellschaften wie der Schweizerischen Vogelwarte, des Schweizerischen Forstvereins, der Arbeitsgemeinschaft für den Wald, der International Union of Game Biologists IUGB und der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften SCNAT.