Jahresbericht 2018 für

KFPE : Kommission für Forschungspartnerschaften mit Entwicklungsländern


Präsident/Präsidentin: Prof. Dr. Thomas Breu, Direktor CDE, Universität Bern

Von: Jon-Andri Lys, jon-andri.lys@scnat.ch

Zusammenfassung


Im Jahre 2018 stand das 20-jährige Jubiläum der KFPE Guidelines «Leitfaden für grenzüberschreitende Forschungspartnerschaften: 11 Prinzipien & 7 Fragen» im Zentrum vieler Aktivitäten. Höhepunkte waren zwei Anlässe Ende November. 

Am 21. November 2018 organisierte die KFPE eine hochkarätige Podiumsdiskussion zum Thema «Ohne Forschung keine Nachhaltigkeit» mit VertreterInnen aus der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. Die Agenda 2030 müsse schnell und global vorangetrieben werden, war eine der Schlussfolgerungen und «Nachhaltigkeit gehört in die Legislaturziele» das Statement eines Panelisten. 

Am 22. November 2018 nahmen national und international angesehene Persönlichkeiten aus der Forschung, aus Institutionen der Forschungsförderung und aus der Zivilgesellschaft an der internationalen Konferenz «Leveraging Research Partnerships for Global Challenges» teil. Die Tagung befasste sich u.a. mit den neuen Aufgaben und der Rolle der Wissenschaft im Hinblick auf die Umsetzung der Agenda 2030. Eine Schlussfolgerung des Tages: Es braucht eine bessere Integration der Wissenschaft und einen intensiveren Dialog mit der Gesellschaft, insbesondere auch mit der Wirtschaft und der Politik, um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 (SDGs) erreichen zu können. 

Im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der 11 Prinzipien produzierte die KFPE auch einen kurzen Film, der die Entwicklung von Forschungspartnerschaften in einer sich wandelnden Welt beleuchtet. Der Film wurde an den Jubiläumsveranstaltungen uraufgeführt und über verschiedene internationale Netzwerke verbreitet. Das Echo ist seither überaus positiv. 

International war die KFPE im letzten Jahr ebenfalls sehr aktiv. UK Research and Innovation (UKRI) und die KFPE organisierten u.a. einen Workshop in Tansania mit Forschenden und anderen Akteuren ostafrikanischer Staaten. Die Teilnehmenden diskutierten, wie Fördergefässe und -prozesse verbessert werden müssten, damit sich diese Länder besser einbringen können. Weitere Diskussionspunkte waren faire Forschungspartnerschaften und der Transfer von Forschungsresultaten in die Praxis. 

Mit dem «Council for Health Research» (COHRED) traten wir an drei verschiedenen Veranstaltungen auf. Dabei ging es darum, Tools vorzustellen, welche zu verbesserten Forschungspartnerschaften führen und deren Anwendung und Erfahrungen mit Forschenden und Akteuren anderer Institutionen zu diskutieren.

Die KFPE hat im Jahre 2018 bei den assoziierten Forschungsinstitutionen einen Aufruf für Forschungsskizzen lanciert, die zur Umsetzung der SDGs beitragen könnten. Insgesamt sind auf diese Weise 75 Projektideen mit einem Finanzumfang von 525 Millionen (2021-24) zusammengekommen, was den enormen Bedarf für diesen Bereich ausweist.



Tagungen / Kurse


Podiumsdiskussion «Ohne Forschung keine Nachhaltigkeit»

Die Jubiläumsfeierlichkeiten zu den KFPE Guidelines (Leitfaden für grenzüberschreitende Forschungspartnerschaften) brachte mit Rosmarie Quadranti (Nationalrätin, BDP), Thomas Pletscher (economiesuisse), Thomas Gass (Vizedirektor der DEZA), Océane Dayer (Co-Präsidentin SDSN Switzerland) und Herbert Binggeli (Rektor der BFH, als Vertreter von swissuniversities) ein interessantes Podium zusammen. Die Agenda 2030 müsse schnell und global vorangetrieben werden, war man sich einig.

Antonio Loprieno, Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz, konstatierte in seiner Grussbotschaft, dass die Anreizsysteme der Wissenschaftslandschaft für Exzellenzforschung und Ausbildung in die gegenteilige Richtung wiesen wie die Bedürfnisse der Nachhaltigkeitsforschung.

«Das Fundament für die Agenda 2030 sind die sozialen Rahmen sowie die planetaren Grenzen, die nicht überschritten werden dürften», sagte KFPE Präsident Thomas Breu in seinem Eintrittsreferat. Die globalen Herausforderungen für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft würden sich nicht an Landesgrenzen halten und verlangten entsprechend nach grenzüberschreitenden Partnerschaften.

Für Botschafter Thomas Gass ist die Agenda 2030 die «DNA für die internationale Zusammenarbeit»: «Wir brauchen die Unterstützung der Forschung, um die Transformation gemeinsam zu schaffen.»

Bundesrat und Unternehmensspitzen müssten Nachhaltigkeit vorleben und nicht in Papiere und an Nachhaltigkeits-Manager delegieren ? und «Die Budgets für Forschung müssten stärker so ausgerichtet werden, dass sie mehr zur Nachhaltigkeit beitragen.», war die Meinung von Thomas Pletscher von economiesuisse und Generalsekretär von ICC Schweiz.

Verschiedene weitere Aussagen und Videostatements der PanelistInnen können über die KFPE Homepage eingesehen werden

Jubiläumskonferenz zu den KFPE Guidelines

Die KFPE konnte für Ihre internationale Jubiläumsveranstaltung «Leveraging Research Partnerships for Global Challenges» am 22. November 2018 in Bern hoch angesehene Persönlichkeiten wie Melissa Leach (Direktorin von IDS), Mohamed Hassan (Präsident von TWAS), Matthias Egger (Präsident des SNF) oder Peter Messerli (Co-Chair des GSDR & Direktor des CDE) gewinnen. Präsentationen und Diskussionen wurden in drei Themenblöcken behandelt, welche die Agenda 2030 mit ihren Nachhaltigkeitszielen im Fokus hatten. 1) Die neue Rolle und Aufgaben der Forschung und im speziellen von Forschungspartnerschaften; 2) Die regionalen Anpassungen des Wissenschaftssystems; 3) Wie können die Politik und Förderinstitutionen transformative Forschung und Forschungspartnerschaften unterstützen? Eine klare Schlussfolgerung an diesem Tag aus den Diskussionen: Es braucht eine stärkere Integration der Wissenschaft und einen verstärkten Dialog mit der Gesellschaft, insbesondere mit Politik und Wirtschaft. Nur so bestehen Chancen, die SDGs umzusetzen.

Thomas Breu, Präsident der KFPE, unterstrich am Schluss der Veranstaltung die Bedeutung des Engagements der Forschung für die Agenda 2030. Dafür muss auch innerhalb der Wissenschaft eine Diskussion stattfinden, wie Forschung am besten zur Umsetzung der Agenda 2030 beitragen kann und welche Anpassungen in der Forschungsförderung und ?beurteilung dafür nötig sind. Entscheidend wäre auch, aus der «Silo-Mentalität» auszubrechen, mehr grenzüberschreitende Ansätze zu entwickeln sowie bereits existierende Lösungen in anderen Kontexten anzupassen und anzuwenden.



Internationale Aktivitäten


Workshop in Tansania «Working in Effective Partnerships to Address Sustainable        Development Goals»

UK Research and Innovation (UKRI, www.ukri.org) und die KFPE organisierten am 13./14. September 2018 einen Workshop in Tansania, um mit Forschenden und VertreterInnen verschiedenster Institutionen aus Ostafrika darüber zu diskutieren, wie Fördergefässe und -prozesse verbessert werden müssten, damit sich der Globale Süden besser einbringen kann. Weitere Punkt waren faire Forschungspartnerschaften und der Transfer von Forschungsresultaten in die Praxis (Science-policy exchange). Es beteiligten sich rund 40 VertreterInnen unterschiedlicher Akteurgruppen aus Ostafrika am Workshop. Die KFPE war mit Thomas Breu, Laurent Goetschel und Jon-Andri Lys vertreten; Jasmina Saric vertrat das SwissTPH und die DEZA wurde durch Romana Tedeschi, Leiterin vor Ort vertreten. UKRI wollte die Zusammenarbeit mit der KFPE stärken, weil sie interessiert sind an den schweizerischen Erfahrungen zu Forschungspartnerschaften. UKRI fördert solche Partnerschaften mit einem Budget von 1.5 Milliarden Pfund über fünf Jahre. 

 

Zusammenarbeit mit COHRED

Mit COHRED führten wir drei Veranstaltungen im vergangenen Jahr durch: Die erste im Rahmen des Geneva Health Forum 2018. Dort ging es darum, Tools vorzustellen, welche zu verbesserten Forschungspartnerschaften führen und deren Anwendung und Erfahrungen mit Forschenden und Akteuren anderer Institutionen zu diskutieren.

Ein gemeinsam gestalteter Workshop befasste sich mit der Research Fairness Initiative (RFI) (www.rfi.cohred.org). Mit Förderinstitutionen und anderen Akteuren (IRD, UKCDS, UKRI, WHO/TDR, EUVADIS, the Zambian Mission for Europe and the Graduate Institute) wurden erste Erfahrungen ausgetauscht und über Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert. Die RFI ist ein Reporting Tool für verschiedenste Institutionen (Forschung, Regierung, Privatsektor, Förderinstitutionen), welche diese ermutigt, Massnahmen zu ergreifen, um zu faireren und effektiveren Partnerschaften zu gelangen.

Die dritte Veranstaltung schliesslich gestalteten die KFPE gemeinsam mit dem SwissTPH in Basel. Das SwissTPH hat einen ersten Entwurf im Rahmen des RFI erarbeitet. Auch an diesem Anlass wurden Erfahrungen über den RFI und andere Tools wie die KFPE Guidelines ausgetauscht.

Durch die Zusammenarbeit mit COHRED gelangten auch die KFPE Guidelines in verschiedene Medien, wie in das British Medical Journal, die International Health Policy, die School of Public Health der University of Michigan oder the Broker Online.

 

SUDACSwissuniversities Development and Cooperation Network

Im Rahmen von SUDAC wurden weitere Projekte nach einem zweiten Call beurteilt und gutgeheissen. Insgesamt wurden 15 Gesuche eingegeben, von welchen sechs Projekte bewilligt wurden. Das Evaluationsverfahren wurde nach der ersten Evaluationsrunde angepasst. Am 23. November 2018 fand die jährliche Konferenz von SUDAC statt, an welcher die verschiedenen COFER (Consortia of Education and Research) kurz präsentiert wurden. Am 3. Januar 2019 wurde eine Ausschreibung für die sogenannten «Clusters of Cooperation in the Global South» (CLOCs) gemacht. Diese CLOCs sollen als regionale Hubs dienen, die verschiedene COFERs oder andere Forschungs- und Bildungspartnerschaften verbinden oder von diesen genutzt werden können. Sie sollen aber auch als Kontaktpunkte für alle Schweizer Institutionen in Regionen dienen, die in SUDAC vereint sind und Verbindung zu lokalen Strukturen der Hochschulbildungs- und Forschungslandschaft schaffen.

 

Verschiedenes



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Newsletter, Homepage und soziale Medien

Die KFPE hat im vergangenen Jahr alle zwei Monate einen Newsletter veröffentlicht, welcher den KFPE-assoziierten Institutionen Gelegenheit bietet, Neuigkeiten zu verbreiten. Aus Aktualitätsgründen wurden zudem drei Newsflashs versandt.

Newsletter und andere Produkte wurden auch immer wieder über die sozialen Medien (Linkedin und Facebook) verbreitet, was zu bedeutend häufigeren Besuchen auf der Homepage führte. Seit Dezember 2018 ist die KFPE auch auf Twitter aktiv.

 



Dialog mit der Gesellschaft


Kurzer Film zu Forschungspartnerschaften

Die KFPE produzierte im Rahmen des 20-jährigen Jubiläums der 11 Prinzipien einen kurzen Film zur Geschichte und den Veränderungen von Forschungspartnerschaften über die letzten Jahrzehnte. «Out of Laboratories: Research Partnerships in a Changing World» lautet der Titel dieses Videos, das auf Youtube abrufbar ist. Die Idee des Films wurde in Zusammenarbeit mit Bruno Stöckli realisiert, ehemaliger Co-Präsident der KFPE. Die filmische Umsetzung übernahm Anna von Suri. Wir danken an dieser Stelle allen ganz herzlich, welche sich für diese sehr arbeitsintensive Produktion engagiert, für Interviews zur Verfügung gestellt oder Bildmaterial beigesteuert haben. Der Film wurde über verschiedene internationale Netzwerke empfohlen und verbreitet.

 

Interessensvertretung

Wie im letzten Jahresbericht erwähnt, setzt sich die KFPE dafür ein, dass Forschungs­partnerschaften mit ressourcenschwachen Ländern in der nächsten Botschaft für internationale Zusammenarbeit (IZA) sowie für Bildung Forschung und Innovation (BFI, 2021-2024) einen gebührenden Platz erhalten. Diese Länder müssen stärker in die internationale Forschungsgemeinschaft eingebunden werden, damit sie unabhängiger werden und weil sie eine zunehmend wichtige Rolle spielen im Hinblick auf eine globale nachhaltige Entwicklung sowie für die Umsetzung der Sustainable Development Goals (SDGs). Die Schweiz soll dafür ihre international hoch anerkannten Kompetenzen einsetzen. Die KFPE hat unter anderem anfangs Jahr bei allen assoziierten Institutionen einen Aufruf lanciert und Forschungsskizzen gesammelt, die zur Umsetzung der SDGs beitragen könnten. Einige Forschungsinstitutionen haben dazu Workshops durchgeführt. Insgesamt sind auf diese Weise 75 Projektideen mit einen Finanzumfang von 525 Millionen (2021-24) zusammengekommen, was den enormen Bedarf für diesen Bereich ausweist. Zusätzlich hat die KFPE die Podiumsdiskussion im November lanciert, wie weiter obenberichtet. Sie wird auch im laufenden Jahr mit verschiedenen Aktivitäten fortfahren.