Jahresbericht 2017 für

Plattform Mathematik, Astronomie und Physik


Präsident/Präsidentin: Prof. Friedrich-Karl Thielemann

Von: Christian Preiswerk, christian.preiswerk@scnat.ch

Zusammenfassung


Auf Anstoss aus der Community hat die Plattform MAP die Thematik von "Open Data" aufgegriffen. Zur Umsetzung der Forderung nach Open Data und deren Konsequenzen bestehen unterschiedliche Ansichten unter den Forschenden. Zur breitere Diskussion der damit verbundenen Problemfelder und möglicher Verbesserungsvorschläge möchte MAP 2018 eine Tagung durchführen, zu der auch andere betroffene Fachbereiche der SCNAT einbezogen werden.

Der Round Table zur Koordination der Schweizer Beteiligung in grossen internationalen Forschungsinfrastrukturen, eines der wichtigsten Projekt der Plattform MAP, hat sich 2017 unter anderem mit den Verfahren zur Aktualisierung der verschiedenen Roadmaps zur Entwicklung von Forschungsinfrastrukturen und (kostenintensiven) Fachgebieten auseinandergesetzt.

Mit der Publikation des Berichts "Grosse astronomische Forschungseinrichtungen: ihre fundamentale Bedeutung für die Schweizer Astronomie" in der Reihe Swiss Academies Communications hat die Plattform MAP erstmals ein grösseres eigenes Print-Produkt realisiert. Mit dem Bericht, der in drei Sprachen gedruckt wurde, liegt erstmals eine allgemein verständliche, aktuelle Übersicht zu allen laufenden und geplanten internationalen Forschungsinfrastrukturen, an denen Schweizer Astronominnen und Astronomen beteiligt sind, vor.

Ein Höhepunkt war der Besuch von Thomas Zurbuchen, neuer Forschungsdirektor der NASA, im Haus der Akademien. Der Besuch wurde genutzt für einen gemeinsamen Anlass mit dem ISSI, der bei Nachwuchsforschenden, aber auch bei Start-up Unternehmen aus dem High-Tech Bereich und in den Medien auf breites Interesse stiess.

Als neue Mitgliedgesellschaft wurde die Bernoulli-Euler Gesellschaft in die Plattform MAP aufgenommen. 



Publikationen


Die Euler Kommission hat 2017 wiederum einen Band aus Leonhard Eulers Opera Omnia publiziert, den Band 7 der Briefwechsel-Reihe IVA, der den Briefwechsel mit 11 Schweizer Korrespondenten in französischer Sprache enthält. Die Arbeit an zwei der vier noch ausstehenden Bände ist weit fortgeschritten. Für alle weiteren Euler-Korrespondenzen ist eine Publikation nur noch in digitaler Form vorgesehen

Die Plattform MAP hat 2017 ihre Unterstützung für regelmässige wissenschaftliche Publikationen überprüft. Sie beschränkt sich auf zwei Periodika und erfolgt über die zuständigen Fachgesellschaften (Astronomie&Astrophysik und Mathematik). Weiter gibt die Kommission für Weltraumforschung alle 2 Jahre in gedruckter Form den COSPAR-Bericht heraus, der umfassend über die Schweizer Aktivitäten in der Weltraumforschung informiert und bei einem internationalen Publikum sowohl in der Forschung wie in der Industrie auf reges Interesse stösst. 



Tagungen / Kurse


Die Plattform MAP unterstützte die von allen ihren Mitgliedgesellschaften organisierten jährlichen Fachtagungen, die vermehrt auch in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften oder Gesellschaften aus den Nachbarländern durchgeführt werden. Ein besonderes Gewicht wird dabei auf Tagungen gelegt, die sich mit künftigen strategischen Ausrichtung ihres Fachgebietes beschäftigen.



Internationale Aktivitäten


Die Plattform MAP hat 2017 wiederum zwei Round Table-Anlässe zur Organisation und Koordination der Vertretung der Schweiz in internationalen Gremien und Forschungsinfrastrukturen. Vertreter auf Leitungsebene der zuständigen forschungspolitischen und wissenschaftlichen Organisationen nahmen teil. Aktuell behandelte Themen sind die Abstimmung der Prozesse zum Update der Schweizer Roadmap für Forschungsinfrastrukturen mit dem Update der ESFRI-Roadmap und die Rolle der Community in diesen Verfahren.

Tatsuyo Nakada, Präsident von CHIPP, wurde vom Round Table als Schweizer Experte in der strategischen ESFRI-Arbeitsgruppe Physical Sciences & Engineering als Nachfolger von Kurt Clausen vorgeschlagen, und in der Folge vom SBFI dazu mandatiert. Willi Benz, vormaliger Präsident der Kommission Weltraumforschung, wurde zum Präsidenten des ESO-Rates gewählt. Min Quang Tran, vormaliger Präsident der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft, wurde zum Präsident der IUPAP Commission C16 gewählt.

Die Plattform MAP hat für den Prix Balzan 2017 im Fachgebiet "Planeten des Sonnensystems und Exoplaneten" eine Doppel-Nomination eingereicht, die jedoch nicht berücksichtigt wurde.

Die fachspezifischen Internationalen Aktivitäten erfolgen in erster Linie über die Landeskomitees und Kommissionen von MAP.



Nachwuchsförderung


Die eigentlichen Aktivitäten zur Nachwuchsförderung laufen in der Plattform MAP im wesentlichen über die Fachgesellschaften, die von der Plattform unterstützt werden. Im Berichtsjahr hervorzuheben ist insbesondere der Internationale Känguru Wettbewerb, ein Mathematik-Wettbewerb, an dem allein in der Schweiz 34000 Schüler teilnehmen. Im Oktober wurden in Luzern an einer grossen Tagung mit 180 Teilnehmern aus 70 Ländern die Aufgaben für die Ausgabe 2018 festgelegt. Über die MAP-Mitgliedorganisationen wurden wiederum drei etablierte Sommer- bzw. Winterschulen unterstützt (Astronomie, Teilchenphysik, Weltraumforschung).

An mehreren Präsidiumssitzungen wurden die Ziele, wichtige Aufgaben und mögliche Aktivitäten in der Nachwuchsförderung diskutiert. Nicht zu vernachlässigen ist die Bedeutung der Nachwuchsförderung durch die Gesellschaften auch in Bezug auf deren Sichtbarkeit und Attraktivität für junge Forschende.

Das Präsidium hat beschlossen, dass der Schläflipreis der Plattform MAP zwischen den drei Fachgebieten Mathematik - Astronomie - Physik in einem fixen Turnus rotieren soll. Das Präsidium hat zusammen mit der Schweizerischen Mathematischen Gesellschaft die Jury für die diesjährigen Ausschreibung im Fachgebiet Mathematik bestellt.

Ein Mitglied des MAP Präsidiums ist aktiv in der SCNAT Kommission Nachwuchsförderung. 



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Zwei Plenumssitzungen mit Vertretern aller MAP-Mitgliedorganisationen fanden statt. In diesem Jahr wurde an beiden Anlässen wissenschaftspolitische Themen behandelt:

An der Sitzung im Frühjahr beleuchtete Prof. Herwig Schopper, ehemaliger Generaldirektor des CERN, drei Problemfelder bei der Evaluation wissenschaftlicher Aktivitäten in grossen Kollaborationsprojekten und Forschungsinfrastrukturen: Die Beurteilung der individuellen Leistung ausschliesslich auf Basis von Indikatoren, der Umgang mit Publikationen mit sehr grossen Autorenschaften und die problematische Beurteilung von Forschungs-Infrastrukturen durch Kosten/Nutzen Analysen nach ökonomischen Grundsätzen.

An dieser Sitzung zeichnete sich auch das Bedürfnis ab, die zunehmend verbindlichere Forderung nach "Open Data" innerhalb der Bestrebungen von Open Science eingehender zu besprechen. So legten an der zweiten Plenumssitzung drei Forschende unterschiedliche Standpunkte und mit Open Data verbundene Schwierigkeiten dar. Da auch am Round Table Internationales ähnliche Problemfelder aufgezeigt wurden, hat das Präsidium beschlossen, im Herbst 2018 dazu einen grösseren öffentlichen Anlass durchzuführen. Dieses Projekt reiht sich ein in die SCNAT Aktivitäten zur Wissenschaftskultur im Nachgang zum Jahreskongress.

Auf Anstoss aus der Kommission Weltraumforschung wurde im Round Table auch die Problematik der Finanzierungslücke im Funding-System für die operative Phase in grossen Projekten und Experimenten aufgegriffen. Das Anliegen wurde dem SBFI zur Kenntnis gebracht und wird ebenfalls im Rahmen der Open Data Debatte weiter verfolgt.

2 Mitglieder des Präsidiums haben sich an der Durchführung des Jahreskongresses der SCNAT ?we scientists shape science? mit der Moderation von Workshops aktiv beteiligt: Friedel Thielemann zusammen mit dem Physiker Daniel Wyler im Workshop "Open Science", Ruth Durrer im Workshop "Time for Science". Diese Engagement findet nun eine Fortsetzung in der Vorbereitung der Tagung zu Open Data.

2017 wurden vier Präsidiums-Sitzungen wurden durchgeführt, an denen nebst den Projekten des Präsidiums auch die zyklischen Aufgaben sowie die neue Leistungsvereinbarung mit dem Vorstand SCNAT bearbeitet wurden. Speziell behandelt wurde in diesem Jahr die Aktivitäten von MAP zur Nachwuchsförderung und die Unterstützung von wissenschaftlichen Publikationen. Es zeichnet sich ab, dass der geplante Anlass zu Open Data aufgrund der breiten Involvierung verschiedener andere Akteure in- und ausserhalb der MAP bzw. der SCNAT eine grössere Sache wird. Weiter diskutiert wurde die Problematik der automatisch steigenden Mitgliederbeiträge in internationalen Fachunionen und die Vorbereitung des internationalen Jahrs des Periodensystems 2019.

Die 2014 neu gegründete Bernoulli-Euler-Gesellschaft wurde an der Delegiertenversammlung als neues Mitglied der Plattform MAP aufgenommen.



Dialog mit der Gesellschaft


Nach über zweijähriger Arbeit ging im Dezember der Bericht "Grosse astronomische Forschungseinrichtungen: ihre fundamentale Bedeutung für die Schweizer Astronomie" in Druck, nachdem ganz zum Schluss noch die neusten Ergebnisse aus der Beobachtung von Gravitationswellen und zum Square Kilometer Array (SKA) in den Text eingearbeitet wurden.  Der Bericht ist in der Reihe Swiss Academies Communications in drei Sprachen erschienen und wurde verteilt an Entscheidungsträger an Hochschulen, in der Politik und der High Tech Industrie, an Physiklehrer und die entsprechenden Fachschaften an den Gymnasien sowie an Museen, öffentliche Observatorien und themennahe Verbände und Organisationen. Mit dem Bericht liegt erstmals eine allgemein verständliche, aktuelle Übersicht zu allen laufenden und geplanten internationalen Forschungsinfrastrukturen, an denen Schweizer Astronominnen und Astronomen beteiligt sind, vor.

Auch das zweite bedeutende Publikationsprojekt der Plattform MAP, die Studie ?The importance of physics to the economy of Switzerland?, schreitet langsam voran. Die federführende Schweizerische Physikalische Gesellschaft hat ein detailliertes Konzept erarbeitet und mit der Zusammenstellung der Datengrundlagen begonnen.

Der Besuch von Thomas Zurbuchen, Forschungsdirektor der NASA, bei der SCNAT am 2.8.2017 wurde genutzt für einen Anlass gemeinsam mit dem ISSI. Das Keynote Referat von Thomas Zurbuchen wurde ergänzt durch vier weitere interessante Inputs. Der Anlass richtetet sich v.a. an die Community, bot aber auch ein beachtliches Rahmenprogramm (Einbindung Start-up Unternehmen im High Tech Bereich, Blick-Artikel, Radiosendungen mit Jugendlichen, Ehrung an Physik-Olympiaden Gewinner. Die Präsenz von Zurbuchen in Bern gab auch Anlass für diverse Interviews in grossen Tageszeitungen.

Nach dem Transfer des Themenportals Teilchenphysik.ch ins Webportal der SCNAT wurden auch die Webseite von CHIPP und der Kommission für Weltraumforschung ins Portal integriert.