Jahresbericht 2017 für

Forum Biodiversität Schweiz


Präsident/Präsidentin: Prof. Markus Fischer

Von: Daniela Pauli, Eva Spehn, Danièle Martinoli, Jodok Guntern, Ivo Widmer, daniela.pauli@scnat.ch

Zusammenfassung


VERSION FRANCAISE SOUS: https://sciencesnaturelles.ch/organisations/biodiversity/portrait/mission_incl_strategy_

1. WISSEN: STÄRKUNG DER FORSCHUNG UND AUSBAU DER WISSENSBASIS

 

Agrogentechnik: SCNAT startet Evidence Review Group

Am Freitag, 1. September 2017, hat die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) die Evidence Review Group zum Thema «Risiken und Chancen der Gentechnologie in der Landwirtschaft im schweizerischen Kontext» lanciert. Dies, weil von verschiedener Seite - auch der Politik - kritisiert wurde, die Publikationen der Akademien Schweiz zum Thema Agrogentechnik der letzten Jahre seien zu einseitig. Die Expertinnen und Experten werden in den kommenden Monaten die wissenschaftliche Evidenz zu den Chancen und Risiken der Gentechnologie in der Landwirtschaft sammeln. Sie werden dazu die relevante wissenschaftliche Literatur zusammentragen und nach gemeinsam vereinbarten Kriterien bewerten, analysieren und synthetisieren. Das Ziel ist ein gemeinsames Verständnis über die verfügbare und fehlende wissenschaftliche Evidenz zu schaffen als Basis für künftige Diskussionen und den Dialog mit Politik und Oeffentlichkeit. In der Evidence Review Group sind die Foren Genforschung und Biodiversität vertreten; sie wird von Marcel Tanner, Präsident SCNAT, geleitet

 

Tagung «Gene Drive - eine Technik für die Manipulation wilder Populationen», 18.9.2017, ASTRA, Bern 

Gemeinsam mit dem Forum Genforschung der SCNAT und dem BAFU organisierte das Forum Biodiversität diese interdisziplinäre Tagung zu «Gene Drives». Dabei handelt es sich um Methoden zur beschleunigten Ausbreitung von Genen in Populationen, die in der Medizin, Landwirtschaft und im Naturschutz eingesetzt werden könnten, um ganze Populationen von unliebsamen Pathogenen (Malaria etc.) oder ihre Überträger (Stechmücken etc.) zu eliminieren. Über 120 Interessierte aus allen Bereichen (Unis, NGOs, Bildung, Medien, Industrie) informierten sich über die neue Technik, bei der es strittig ist, ob sie zur Synthetischen Biologie oder «nur» zur Gentechnik gehört. Die Tagung zeigte, dass nicht nur die Technik noch in den Kinderschuhen steckt, sondern auch die Diskussion um die ethischen, sozialen und ökologischen Folgen.

Zum Kurzbericht und weiteren Infos:www.naturwissenschaften.ch/genedrive

 

Workshop Future Earth Switzerland: «Braucht es ein Nationales Komitee Future Earth Schweiz?» 27.3 2017, SCNAT

Zusammen mit dem TD-Net der Akademien der Wissenschaften engagiert sich das Forum Biodiversität für den Aufbau von Future Earth Switzerland. Direkt oder indirekt involvierte Experten in Future Earth oder an der Thematik interessierte Personen (Co-chairs des ad-interim national committees Future Earth (Prof. M. Fischer und Prof. H. Gutscher), Future Earth Core Projects mit Sitz in der Schweiz, VertreterInnen von anderen internationalen Projekten im FE-Bereich, interessierte Personen aus der Plattform Science and Policy SCNAT und der Akademien, Interessentinnen mit Nachhaltigkeitsfokus von Wissenschaftsinstitutionen, Verantwortliche von BAFU und DEZA) wurden eingeladen, an einem Workshop über Sinn und Zweck und  eine mögliche Zusammensetzung eines schweizerischen Nationalen Komitees Future Earth (NCFE) zu diskutieren. Inzwischen gibt es eine Koordinatorin (Dr. Gabriela Wülser vom TD-net), eine Website, ein Budget. Bis Ende 2017 soll eine Strategie für Future Earth Switzerland erarbeitet werden.

Mehr Infos unter: https://naturwissenschaften.ch/organisations/futureearth

 

 

Future Earth Switzerland: Panel an der ICRD Conference (Research on Development), 8.9.2017, UNI BERN

«Doing transformative research for sustainable development 'at scale': Learnings from Future Earth and other global research efforts»

Organisiert vom Future Earth CH Sekretariat und den vier Future Earth Projekten (Global Mountain Biodiversity Assessment GMBA, Past Global Changes PAGES, Global Land Programme GLP) in der Schweiz, wurden an der Session die Erfahrungen der vier Projekte mit Co-design von Forschung mit Stakeholdern vorgestellt und Fragen diskutiert zu Future Earth Aktivitäten in der Schweiz. Beispiele: Wie kann man die Umweltforschungsagenda auf der globalen Skala von Future Earth in der Schweiz besser fördern und umsetzen? Wie kann man Forschung zu nachhaltiger Entwicklung fördern, besser koordinieren, um die Agenda 2030 weiterzubringen? Wie die Zivilgesellschaft, Privatsektor einbeziehen? Die Ergebnisse fliessen in die Strategie von Future Earth Switzerland ein (siehe oben).

 

Natural Assets KAN Definition workshop, 12.-13. September 2017, Uni Bern

Der erste Workshop zum Future Earth Natural Assets Knowledge Action Network (KAN) fand am 12.-13. September 2017 an der Uni Bern statt, organisiert von den Future Earth Global Research Projects in der Schweiz (GLP, GMBA, BioDISCOVERY and PAGES), und mitorgansiert und finanziert vom Future Earth CH Sekretariat (SCNAT) und dem Future Earth Sekretariat in Paris. Der 1.5 tägige Workshop mit 18 hochkarätigen internationalen Experten hatte zum Ziel, ein konsensfähiges Konzept zu «Natural Assets» zu erarbeiten, so dass verschiedene Disziplinen (u.a. die Forschungscommunities zu Biodiversität, Ökosystemleistungen, Umgang mit natürlichen Ressourcen, etc.) unter diesem neuen Label in Future Earth zusammenarbeiten können. Das Knowledge Action Network (KAN) zu Natural Assets wird von einem internationalen Team entwickelt. Dem Definitions-Workshop folgen nun Diskussionen in weiteren Workshops über die nächsten Monate (PECS II), Future Earth SDGs and the Anthropocene meeting June 2018 in Cape Town) und zwei Publikationen (Konzept & Literaturreview).

https://glp.earth/news-events/news/natural-assets-definition-workshop-held-bern-switzerland

 

 

2. UMSETZUNG: AUFBEREITUNG VON WISSEN, WISSENSTRANSFER, DIALOG

 

Aktionsplan Biodiversität verabschiedet

Am 6. September 2017 verabschiedete der Bundesrat den mit grosser Spannung erwarteten Aktionsplan zur Strategie Biodiversität Schweiz. Doch die hohen Erwartungen an den Aktionsplan wurden nur teilweise erfüllt; das Massnahmenpaket weist bedeutende Lücken auf. In der Medienmitteilung des Forum Biodiversität wiesen wir darauf hin, dass sich der Aktionsplan auf Handlungsfelder des Bundes und der Kantone beschränkt und entscheidende Akteure wie Gemeinden, die Wirtschaft, den Energiesektor und die Landwirtschaft weitgehend auslässt. Viele der Massnahmen haben unverbindlichen Charakter oder beschränken sich auf die Erarbeitung von Grundlagen. Wenn die Ziele der Strategie Biodiversität Schweiz von 2012 erreicht werden sollen, braucht es Fortschritte in allen Sektoren, von der Forschung und Bildung über die Raumplanung, die Land-, Wald- und Energiewirtschaft bis hin zur internationalen Zusammenarbeit. Eine gute Grundlage für einen umfassenden Aktionsplan haben die drei Naturschutzorganisationen BirdLife Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz geliefert. Sie haben jene Massnahmen, die 2013 in einem umfangreichen partizipativen Prozess erarbeitet worden waren, in einem «Aktionsplan aus Sicht der Zivilgesellschaft» zusammengefasst und wenige Tage vor dem bundesrätlichen Aktionsplan publiziert.

Mit der Verabschiedung des Aktionsplans hat der Bundesrat einen nächsten Schritt für die Umsetzung seiner Strategie Biodiversität eingeleitet. In den kommenden Monaten gilt es nun, die Lücken bei den vielen weiteren bekannten Handlungsoptionen zu schliessen. Das Forum Biodiversität wird die Umsetzung des nun vorliegenden Aktionsplans und dessen Weiterentwicklung auch in Zukunft mit wissenschaftlichen Grundlagen unterstützen.

Zur Medienmitteilung des Forum Biodiversität: www.biodiversity.ch > Aktuell > Medienmitteilungen

Zum Aktionsplan des Bundes: www.bafu.admin.ch/aktionsplan-biodiversitaet

Zum Aktionsplan der Zivilgesellschaft: www.birdlife.ch/aktionsplan

 

SWIFCOB 17 «Bewahren oder gestalten? Perspektiven für die Biodiversität in einem dynamischen Umfeld», 10. Februar 2017, UniS, Bern

Heutige Leitbilder und Zielvorstellungen im Naturschutz haben die Bewahrung von Arten und Lebensräumen der traditionellen Kulturlandschaft sowie der ehemaligen Naturlandschaft im Fokus. Doch der Mensch verändert die Umweltbedingungen in einem noch nie dagewesenen Tempo und Ausmass. Müssen wir angesichts des raschen Wandels unsere Leitbilder weiterentwickeln oder ganz neu entwerfen? Oder sind es eher die Instrumente und Methoden, die es anzupassen gilt? An der Tagung SWIFCOB 17 «Bewahren oder Gestalten? Perspektiven für die Biodiversität in einem dynamischen Umfeld» des Forum Biodiversität Schweiz vom 10. Februar 2017 in Bern wurden diese Fragen angeregt diskutiert. Rund 230 WissenschaftlerInnen und Fachleute aus Behörden, Büros und Organisationen nahmen teil.

Der Bericht zur Tagung, die Präsentationen und Zusammenfassungen der Referate sind aufgeschaltet unter www.biodiversity.ch/swifcob17

 

Magazin Hotspot 35/17: Biodiversität in der Politik

Damit die Anstrengungen zur Erhaltung der Biodiversität noch mehr Wirkung zeigen, muss das Thema Biodiversität in Zukunft in die verschiedenen Politikbereiche integriert werden. Die Voraussetzungen dazu sind in der Schweiz sehr gut. Jede einzelne Bürgerin, jeder einzelne Interessensvertreter, jede einzelne Forscherin kann auf die politischen Prozesse einwirken oder sogar solche lancieren. Um sich einbringen zu können, sind jedoch gute Kenntnisse des politischen Systems nötig. Das Magazin HOTSPOT «Biodiversität in der Politik» des Forum Biodiversität vom April 2017 zeigt die dazu nötigen Grundlagen auf. Erfahren Sie in dieser Ausgabe unter anderem, wie Politikprozesse funktionieren, wer wann und auf Basis welcher Grundlagen entscheidet, welche Handlungsmöglichkeiten es auf kommunaler Ebene gibt, welchen Spielraum die Kantone haben, wie der Stellenwert der Biodiversität in der Bundespolitik ist oder welche Bedeutung der Wissenschaft bei der Politikgestaltung zukommt.

PDF: www.biodiversity.ch/hotspot

 

Magazin Hotspot 36/17: Auf den Spuren des Aussterbens

In weiten Teilen Deutschlands ist die Zahl der Insekten massiv zurückgegangen. Dies zeigte eine wissenschaftliche Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde. Solche massiven Bestandseinbrüche sind ein Warnsignal: Sie deuten darauf hin, dass ein umfangreiches Aussterben im Gange ist. Aussterben passiert nicht von heute auf morgen; vielmehr bahnt es sich langsam an. Zuerst gibt es immer weniger Individuen einer Art, dann verschwinden einzelne Populationen, das Verbreitungsgebiet wird löchriger ? und irgendwann geht die Art endgültig verloren. Pflanzen, Tiere und Pilze sterben nicht nur im tropischen Regenwald, in Korallenriffen oder den Savannen Afrikas aus, sondern auch bei uns. Mit jedem Aussterben endet ein einzigartiger Zweig des in Milliarden Jahren entstandenen Baums des Lebens ? was damit verloren geht, ist irreversibel und lässt sich auch mit neusten technischen Methoden nicht wiederherstellen. Im HOTSPOT «Auf den Spuren des Artensterbens» präsentieren WissenschaftlerInnen und Biodiversitätsfachleute die neusten Erkenntnisse zum Ausmass und zu den Mechanismen des Aussterbens in der Schweiz.

 

PDF: www.biodiversity.ch/hotspot

 

Marktplatz für Forschungsfragen aus der Praxis

Das Forum Biodiversität Schweiz und die Konferenz der Beauftragten für Natur- und Landschaftsschutz (KBNL) betreiben zusammen einen Marktplatz für Forschungsfragen. Dabei reichen die Fachstellen aktuelle Fragen aus der Naturschutzpraxis ein; das Forum Biodiversität sucht Partner in der Forschung, welche diese Fragen bearbeiten. In den letzten Monaten kontaktierten wir 20 kantonale Fachstellen; dabei gingen mehr als 50 Forschungsfragen ein. Zudem fand eine Vorabklärung betreffend der Anforderungen der kantonalen Fachstellen an eine webbasierte Plattform statt, welche in Zukunft den Austausch zwischen Praxis und Forschung erleichtern und fördern soll.

Die Suche nach kompetenten Forschungspartnern, welche bereit sind, die Praxisfragen aufzunehmen, ist oft aufwändig. Zum einen gibt es in der Schweiz nur eine begrenzte Anzahl Forschungsgruppen, welche angewandte Forschung betreiben oder zumindest unterstützen, zum andern sind viele eingegangene Fragen aus der Praxis zunächst nur lokal relevant oder betreffen einzelne spezifische Aspekte der Biodiversität. Ziel ist es nun, die eingegangenen Fragen gemeinsam mit den Fachstellen durchzugehen. Für Fragen, welche mehrere Fachstellen als relevant erachten, wird die Suche nach Forschungspartnern intensiviert. Alle anderen bleiben weiterhin auf der Marktplatz-Website aufgeschaltet und stehen interessierten Institutionen der Forschung zur Verfügung.

Zu den Forschungsfragen: http://kbnl.ch/marktplatz-fuer-forschungsfragen/

 

Synthesen für Fragen aus der Praxis

Damit die unterschiedlichen Akteure der Naturschutzpraxis in Zukunft besser auf vorhandenes Wissen zurückgreifen und dieses vermehrt in der Praxis berücksichtigen können, muss bereits vorhandenes und neues Wissen systematisch ausgewertet, zusammengefasst und für die jeweiligen Akteure aufgearbeitet werden. Von verschiedener Seite wurde inzwischen der Bedarf für ein Synthesezentrum für evidenzbasierten Naturschutz geäussert. Auf der Basis von Diskussionen im Plenum erarbeitete die Geschäftsstelle des Forum Biodiversität einen ersten Konzeptentwurf. Damit ein zukünftiges Synthesezentrum optimal auf die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der verschiedenen Akteure im praktischen Naturschutz und der Naturschutzforschung in der Schweiz ausgerichtet ist, sollen nun die Bedürfnisse und Anforderungen seitens Forschung, Verwaltung und Praxis an ein Synthesezentrum abgeholt werden. Ein erster Workshop fand anfangs Juli 2017 in Olten statt. Diskutiert wurden folgende Themen: a) Vorgehen, Informationsquellen, Experteneinbezug, b) Zielgruppen und Vermittlung der Ergebnisse, c) Struktur, Einbettung, Funktionsweise des Synthesezentrums? und d) Finanzierung. Ein zweiter Workshop fand anfangs November 2017 statt. Nun wird das Konzept basierend auf den Ergebnissen der Workshops weiterentwickelt und dem Plenum vorgelegt.

 

Workshop ökologische Infrastruktur, 22. Juni 2017, Uni Bern

Im Juni 2017 hat das Forum Biodiversität für das BAFU und mehrere Mittellandkantone einen Workshop zur ökologischen Infrastruktur (öI) durchgeführt. Mit je 7 VertreterInnen des BAFU und der Kantone sowie 15 WissenschaftlerInnen und Fachleuten war der Anlass gut besucht. Nach mehreren Input-Vorträgen zu wissenschaftlichen Grundlagen, laufenden Projekten und Praxisbeispielen aus zwei Kantonen wurden die Zielvorstellungen der öI, die Rolle von Ökosystemleistungen in der öI, benötigte Grundlagen für die Planung und Umsetzung, Anforderungen an ein allfälliges Instrumentarium, die Bedürfnisse der Kantone und die Rollenteilung zwischen Bund und Kantonen diskutiert. Als nächste nötige Arbeitsschritte wurden u.a. folgende identifiziert: Schaffung von Rahmenbedingungen und gesetzlichen Grundlagen auf Bundesebene; Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen den Sektoren auf Bundesebene bzw. der Programme; Liste der Hindernisse, denen die Kantone bei der Umsetzung im Naturschutzbereich begegnen; Erarbeitung einer Karte der Lebensräume der Schweiz; Identifizierung von schweizweit bedeutenden Korridoren; Entwicklung eines flexiblen Instrumentariums. Zum Workshop liegt ein Bericht vor.

 

Landwirtschaftliche Einflussfaktoren auf Biodiversität und Ökosystemleistungen

Für die Agrarpolitik 2022+ möchte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) bessere Kenntnisse über die Systemzusammenhänge im Agrarökosystem erlangen. Es soll überprüft werden, ob das bestehende Instrumentarium an denjenigen Punkten ansetzt, die am wirkungsvollsten sind hinsichtlich der Erreichung definierter Ziele. In diesem Zusammenhang hat das Forum Biodiversität im Auftrag des BLW mit drei Ansätzen (vorgegebener Ansatz «Einflussmatrix», ExpertInnen-Umfrage, Literatur) die wichtigsten landwirtschaftlichen Einflussfaktoren auf die Biodiversität und Ökosystemleistungen identifiziert. Vor der ExpertInnen-Umfrage wurden zwei Mitglieder des Plenums des Forum Biodiversität sowie fünf weitere ExpertInnen mittels einer Diskussionsrunde in das Projekt einbezogen. Der Bericht wurde im September dem BLW übergeben.

 

Fachdiskussionen zu Eutrophierung, Klimawandel und Populationsökologie

2016 erarbeitete das Forum Biodiversität als eine der Grundlagen für die Überarbeitung des Naturschutzgesamtkonzepts (NSGK) des Kantons Zürich Fachberichte zu wichtigen global wirkenden Veränderungsursachen der Biodiversität und koordinierte einen Fachbericht zur Populationsökologie. Die wissenschaftliche Abstützung hat sich gelohnt: Das überarbeitete NSGK wurde vom Regierungsrat des Kantons Zürich anfangs April 2017 zustimmend zur Kenntnis genommen.

Die Berichte bieten auch Unterstützung für die tägliche Arbeit der Fachstelle. Um den Mitarbeitenden die Berichtsinhalte vertieft vorzustellen, wird nun eine Serie von Fachdiskussionen durchgeführt. Damit bietet sich ihnen die Gelegenheit, ihre Anliegen im direkten Gespräch mit WissenschaftlerInnen zu thematisieren.

Damit auch andere Kantone und weitere Praktikerinnen von diesen Arbeiten profitieren können, stellt die Fachstelle Naturschutz des Kantons Zürich die Berichte auf ihrer Internetseite frei zur Verfügung: http://www.aln.zh.ch/internet/baudirektion/aln/de/naturschutz/nsgk.html

 

Intergovernmental Platform On Biodiversity And Ecosystem Services (IPBES)

Vom 6. bis am 10. März fand in Bonn die 5. Vollversammlung des Weltbiodiversitätsrats IPBES statt. Dieses Jahr gab es kein Assessment zu verabschieden; dafür stehen bei der nächsten Vollversammlung IPBES-6 in Medellín/Kolumbien das Assessment zur Landdegradation und die vier regionalen Assessments zur Diskussion. An diesen wird zurzeit fieberhaft gearbeitet, u.a. an der Uni Bern: Hier wird das Regionale Assessment für Europa und Zentralasien geleitet und koordiniert.

Die Diskussionen an der 5. Vollversammlung waren geprägt von den fehlenden Finanzen. Zwar laufen die begonnenen Assessments wie geplant weiter, doch musste bei einigen anderen Aktivitäten gekürzt werden. Für 2018 bleibt ein grosse Lücke. Dementsprechend steht die Entscheidung zur Durchführung der noch fehlenden beschlossenen Assessments aus dem ersten Arbeitsprogramm (zwei thematische Assessments zu Invasiven Arten und zur nachhaltigen Nutzung von wildlebenden Arten sowie ein methodisches Assessment zu Konzepten von Werten von Biodiversität und Ökosystemleistungen) noch aus. Dem Antrag der EU, wie beim IPCC eine «enhanced» Beobachter-Organisations-Rolle zu bekommen, wurde stattgegeben. Praktisch bedeutet das, dass die EU nun im Plenum sprechen und Vorschläge machen darf, aber nicht bei Wahlen abstimmen. Dafür hat die EU versprochen, sich vor allem in Sachen finanzieller Förderung zukünftig in IPBES einzubringen ? angesichts der andauernden Budgetprobleme ein wichtiger Schritt.

Details und weitere Beschlüsse: http://enb.iisd.org/ipbes/ipbes5/

 

Am 5. Mai 2017 organisierte das Forum Biodiversität Schweiz zusammen mit dem BAFU das Swiss IPBES Info-meeting am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern. Dort erfuhren interessierte Expertinnen und Experten und Stakeholder den Stand der laufenden IPBES-Arbeiten (Regional Assessments, Global Assessment und Thematisches Assessment on Land Degradation and Restoration). Zudem wurden sie über den Open Call fürs Review einiger laufender Assessments (Mai/Juni2017) informiert. In der Schlussrunde diskutierten die Teilnehmenden, wie in der Schweiz ab 2018 mit den Ergebnissen des regionalen Assessments für Europa und Zentralasien umgegangen werden soll.

Informationen zu Anlässen und IPBES-Calls in der Schweiz: www.ipbes.ch

 

 

3. KOMMUNIKATION: INFORMATION UND SENSIBILISIERUNG VON POLITIK UND BEVÖLKERUNG

 

Parlamentarierinnentreffen zum Aktionsplan Biodiversität, 13.9.2017, Bern

Am 13. September organisierte das Forum Biodiversität im Hotel Kreuz in Bern zusammen mit der Parlamentarischen Gruppe Biodiversität und Artenschutz ein ParlamentarierInnentreffen zum Aktionsplan. Dabei stellte Stefan Eggenberg, Direktor Infoflora, den Zustand der Biodiversität am Beispiel der Flora und der Lebensräume vor. Anschliessend präsentierte Hans Romang vom BAFU den Aktionsplan. Die 15 anwesenden ParlamentarierInnen stellten teils kritische Fragen und diskutierten den Aktionsplan lebhaft.

 

Stellungnahmen zu politischen Geschäften

Das Forum Biodiversität erarbeitete in der Berichtsperiode eine Stellungnahme der Akademien der Wissenschaften Schweiz zum Landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2017.

Ende August und anfangs September wurden vom Bundesrat einerseits die Botschaft zur Änderung des Jagdgesetzes und andererseits der Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln verabschiedet. Das Forum Biodiversität hatte zu beiden Vorlagen 2016 Stellungnahmen erarbeitet. Die Anträge wurden grossmehrheitlich nicht berücksichtigt; vielmehr wurde nun mit der Änderung des Jagdgesetzes der Artenschutz geschwächt.

Zu den Stellungnahmen: www.biodiversity.ch > publications > stellungnahmen

 

PubliFarm - Biodiversität und Klimawandel im Kontext der Landwirtschaft

Das Agora Projekt PubliFarm der Pädagogischen Hochschule FHNW bringt an Publikumsmessen und Forscher-Tagen auf Bauernhöfen möglichst vielen Menschen die global bedeutsamen Zusammenhänge von Biodiversität und Klimawandel am Beispiel der Landwirtschaft näher. An Publikumsmessen und Ausstellungen können Kinder und Erwachsene selber experimentieren, diskutieren und über das eigene Konsumverhalten nachdenken. Ein erster Auftritt von Publifarm fand an der TunBasel im Rahmen der MUBA vom 12-16.05.2017 statt. Dort war für die BesucherInnen möglich, ein Biodiversitäts-z?Morge zusammenzustellen und dabei zu erfahren, in wieweit sie damit die Biodiversität beeinflussen. Das Forum Biodiversität ist Partner des Projekts und bringt seine wissenschaftliche Expertise ein. 

PubliFarm gestaltete auch die diesjährige OLMA Sonderschau «Spielend nachhaltig einkaufen» vom 12. Bis 22. Oktober 2017. Als Partner von PubliFarm konnte sich das Forum Biodiversität bei der Gestaltung der Sonderschau einbringen. Zudem wird eine Ausstellung mit verschiedenen Stelen die Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Biodiversität und Landwirtschaft erklären und die Forschungsakteure in diesem Feld vorgestellt. Das Forum Biodiversität hat eine Stele selber gestaltet und weitere Institutionen über die Möglichkeit, an einer Vortragsreihe im Rahmen der Sonderschau mitzumachen, informiert.

PubliFarm: http://www.publifarm.ch/

 

Die Zeitschrift Ventuno ist ganz der Biodiversität gewidmet

Die Zeitschrift ventuno von Education 21 schlägt Lehrpersonen Projekte und Impulse für den Unterricht über Biodiversität und geprüfte Unterrichtsmedien vor. Das Thema Biodiversität wird transversal aufgegriffen. Das Forum Biodiversität konnte sich bei der Konzeptentwicklung einbringen. Ventuno ist die Praxiszeitschrift für Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) der Stiftung éducation21.

Ventuno 2 / 2017: http://www.education21.ch/de/schule/ventuno_2_2017