Jahresbericht 2017 für

NGZH: Naturforschende Gesellschaft in Zürich


Präsident/Präsidentin: Dr. Fritz Gassmann

Von: Dr. Fritz Gassmann, gassmann@bluewin.ch

Zusammenfassung


Das Neujahrsblatt der NGZH auf das Jahr 2018 «Berner Bundeshausbotanik» von Rosmarie Honegger ist sehr speziell und fand grosses Interesse. Eine Exkursion führte ans Paul Scherrer Institut zum Röntgenlaser SwissFEL. Die Vortragsreihe, die neu in einem ETH-Seminarraum stattfindet, war gut besucht. Die Übergabe des Jugendpreises fand erstmals im Rahmen eines Science Dinner statt.



Publikationen


Im Jahr 2017 sind vier Hefte der Vierteljahrsschrift erschienen und bilden den 162. Jahrgang. Jedes Heft mit 24 farbigen Seiten umfasst im vorderen Teil Themen der Forschung für interessierte Laien sowie im hinteren Teil ein Bulletin mit Programmen, Buchbesprechungen, Nachrufen, Archivschätzen und mehr.

 

Das 200-seitige Neujahrsblatt auf das Jahr 2018 wurde von Prof. em. Dr. Rosmarie Honegger verfasst, die in Forschung und Lehre am Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich tätig war. Mit grossem Einsatz und Hingabe hat sie die Schnitzereien auf den Ständeratssitzen im Nationalratssaal in historischer und botanischer Richtung analysiert. Sie hat dabei viele interessante Hintergründe entdeckt und beschrieben, die Ferdinand Huttenlochers Wahl für die Entwürfe der Pflanzenmotive für die verschiedenen Kantone beeinflussten. Durch farbige Bilder ihrer selbst gesammelten und fotografierten Pflanzen entstand eine ästhetisch sehr ansprechende Broschüre, die zum Lesen anspornt. Jedem der 22 alten Kantone (ohne Kt. Jura) sind rund 6 Seiten gewidmet, auf denen die zwischen 1894 und 1901 entstandenen Schnitzereien von Otto Weber und Lederbezüge von Anna Haller beschrieben werden. Die eingeflochtenen Anektoten, wissenswerten botanischen Forschungsresultate sowie Bezüge zum Leben um 1900 geben eine erfrischende und kurzweilige Lektüre. In den beiden einleitenden Kapiteln erstaunt die Autorin die Leserschaft durch die Tatsache, dass das Bundeshaus auch als Steinmuseum der Schweiz betrachtet werden kann und durch die ausgeklügelte Anordnung der Ständeratssitze nach Beitrittsjahr und Bedeutung der Kantone.  Jürg Pfister, der Generalsekretär der SCNAT, war begeistert von der Broschüre und liess jedem Parlamentarier und auch jedem Mitglied des Bundesrates ein Exemplar zukommen. Der gut laufende Verkauf der Broschüre wurde dadurch noch wesentlich gefördert.

 

Das 108. Jugendneujahrsblatt «Wie Ringelblume, Mais & Co. ins Bundeshaus kamen» wurde zum letzten Mal von Susanne Haller-Brem verfasst und dem Neujahrsblatt beigelegt. Die Reihe wird nicht fortgesetzt, da dieses Medium die heutige Jugend nicht mehr erreichen kann. Eine Diskussion, wie die heutige Handy-Generation wieder erreicht werden könnte, hat noch zu keinen erfolgversprechenden Resultaten geführt, wird aber fortgesetzt.



Tagungen / Kurse


Die Hauptversammlung vom 15. Juni 2017 fand im Hermann Escher-Saal der Zentralbibliothek Zürich statt. Irene Genhart, Fachreferentin für Film/Video der Zentralbibliothek, präsentierte den Jubiläumsfilm von Anka Schmid. Fritz Gassmann zeigte bei einem Apéro riche, wie mit Hilfe einer LED, einer Fotozelle und einem Netzgerät (aus einem alten Satellitenempfänger ausgebaut) Musik vom Handy auf einen Langwellenempfänger übertragen werden kann.

 

Anlässlich der Exkursion vom 26. August 2017 konnte bei prächtigem Sommerwetter der kürzlich in Betrieb gegangene 740 Meter lange Röntgenlaser SwissFEL bestaunt werden. FEL bedeutet «Freie Elektronen Laser» und es handelt sich um eine von momentan fünf Forschungsanlagen weltweit, die grundlegend neue Erkenntnisse ermöglichen werden. Die fast unglaublichen Fähigkeiten der Maschine wurden von Luc Patthey, dem Leiter des Teilbereiches Photonik erklärt. Eine genauere Beschreibung findet sich im Heft 3|2017 der Vierteljahrsschrift.



Internationale Aktivitäten


Die Zentralbibliothek Zürich betreibt eine Tauschstelle, über welche Publikationen der NGZH (Vierteljahrsschrift, Neujahrsblatt) gegen entsprechende Publikationen aus der ganzen Welt eingetauscht werden, die auf anderen Wegen nicht erhältlich wären. Obwohl nun die Publikationen der NGZH mit Ausnahme des aktuellen Neujahrsblattes auch über das Internet verfügbar sind, tragen die gedruckten Versionen zu unserer Sichtbarkeit im Ausland bei.



Nachwuchsförderung


Am 18. Dezember 2017 verlieh die NGZH den Jugendpreis von Fr. 1000 für die hervorragende Maturitätsarbeit von Marike Weiss und würdigte die Preisträgerin im Heft 4|2017 der Vierteljahrsschrift. Erstmals fand die Preisübergabe im Rahmen eines Science Dinner mit über 50 Teilnehmenden im festlichen Jürg Wille Saal des Restaurant Löwen in Meilen statt.



Forschungsunterstützende Informations- und Koordinationsaufgaben


Seit 2015 sind die Digitalisate aller Publikationen auf der Webseite verfügbar und können mit wenigen Ausnahmen im Volltext durchsucht werden. Hinweise auf fehlende Seiten oder sonstige Unstimmigkeiten werden gerne entgegengenommen.



Ethik


Der gut besuchte Vortrag von Prof. Dr. Martin Jinek (Assistenzprofessor am Biochemischen Institut der Universität Zürich) über «CRISPR-Cas Genome Editing: from Biology to Applications» gab Anlass zu einer engagiert geführten Diskussion über Nutzen und Gefahren genetischer Korrekturen, die an nachfolgende Generationen weitervererbt werden. Das neue Tool muss in den kommenden Jahren intensiv gesellschaftlich diskutiert werden, da es die weitere Entwicklung des Menschen insgesamt betrifft: Soll man die Evolution des Menschen korrigieren, wenn damit auch grosse Gefahren verbunden sind?

 

Ein ähnlich gelagertes Thema wurde im Heft 3|2017 der Vierteljahrsschrift durch den Entwicklungsgenetiker Ueli Grossniklaus (Institut für Pflanzen- und Mikrobiologie der Universität Zürich) unter dem Titel «Natürlich klonen» vorgestellt. Der Apomixis genannte natürliche Prozess, bei dem ohne Reduktionsteilung und Befruchtung Samen gebildet werden, könnte die Pflanzenzucht revolutionieren.



Dialog mit der Gesellschaft


Die Vortragsreihe «Wissenschaft zum Anfassen» setzte im Herbstsemester 2017 wieder auf drei Anlässe ausserhalb des Hörsaales. Aber auch die drei Vorträge im gewohnten Rahmen, die neu in einem Seminarraum der ETH mit 50 Plätzen stattfinden, befassten sich mit faszinierenden Themen und konnten viele Teilnehmende anlocken. Der Versand von Erinnerungen per e-Mail hat vermutlich zum guten Besuch der Vorträge beigetragen, weshalb diese Massnahme weitergeführt wird.

- Prof. Dr. phil. Klaus Bartels, ehem. Lehrer für Alte Sprachen an Zürcher Gymnasien, «Die Aristotelische Physis - unsere Natur»

- Prof. Dr. Philippe Jetzer, Physik-Institut der Universität Zürich,

«Gravitationswellen - ein neues Fenster zur Erforschung des Universums»

- Peter Schulthess, freischaffender Autor, Illustrator und Ausstellungsmacher, «Heinrich Zollinger - unser Mann in Java»

- Prof. Dr. Martin Jinek, Assistenzprofessor am Biochemischen Institut der Universität Zürich, «CRISPR-Cas Genome Editing: from Biology to Applications»

- Dr. René M. Oetterli, Leiter Science Lab Chemisches Institut der Universität Zürich, «Von der Fluoreszenz zum Fraktal - Die Wechselwirkung von Molekül und Licht»

- Dr. Fritz Gassmann, ehem. Paul Scherrer Institut und Florence Bernhard, Leiterin Gesamtschule Winterthur, «Science Dinner» mit Experimenten, vgl. Heft 1|2018 der Vierteljahrsschrift.

 

Unter der Rubrik «Physik im Alltag» hat Fritz Gassmann in der Vierteljahrsschrift 2017 die Entwicklung und Funktion von Flüssigkristallbildschirmen (LCD) und Induktionskochfeldern behandelt und auch beschrieben, weshalb brennendes Fritieröl nicht mit Wasser gelöscht werden sollte. Weiter zeigte der ehemalige ABB-Forscher Hubert Kirrmann, was eine Solaranlage auf dem Dach zur Energiewende beitragen kann. Wichtige Themen waren auch die neue Flora des Kantons Zürich, Ornithologische Beobachtungen, Landwirte als Artenschützer, die Einweihung des neuen Agrovet-Strickhofes und weitere biologische, botanische und ökologische Themen.